Kein »Erfüllungsgehilfe« sein
Freiburg. Die Kernfrage bei der Energiewende lautet: Wer darf und kann welche Aufträge im Rahmen dieses Jahrhundertprojektes annehmen und ausführen? Für Klarheit könnte ein Rahmenvertrag sorgen, wie ihn der Baden-Württembergische Handwerkstag mit dem Verband kommunaler Energieunternehmen in Baden-Württemberg anstrebt und der Energieversorger Badenova aus Freiburg schon in Zusammenarbeit mit zwei Kreishandwerkschaften (Ortenau, Lörrach) umgesetzt hat.
Die praktische Umsetzung der Energiewende im Land versetzt das Handwerk »in Sorge«. Vor allem beim Blick auf die Marktaktivitäten der Energieversorger erkennt der Präsident des baden-württembergischen Handwerkstages, Joachim Möhrle, »konkrete Probleme«. Die Handwerker befürchten, dass sich die kleinen und großen Energieversorger massiv in ihre Märkte einmischen, Geschäfte wegnehmen, Preise diktieren und sie schlechterdings zu simplen »Erfüllungsgehilfen« degradieren. Aus diesem Grund strebt das Handwerk landesweit Rahmenvereinbarungen mit den Energieversorgern an, die die Basis für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe bei der Entwicklung und Umsetzung von regionalen Energiekonzepten bilden soll.
Drohender Konflikt
Seit gut einem Jahr drängt das Handwerk die Landesregierung auch zu einem handwerkerfreundlichen Abkommen, das die künftige Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Energieversorger EnBW betrifft. Es möchte den großen Atomkonzern insbesondere aus dem mittelständischen Marktgeschehen heraushalten. Dieser drohende Konflikt ist laut Möhrle noch nicht vom Tisch. Er habe Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Wirtschafts- und Finanzminister Lars Schmid (SPD) wiederholt auf die Notwendigkeit einer Kooperation vor der Neuausrichtung der EnBW im Herbst 2012 hingewiesen.
Ganz anders die Lage am südlichen Oberrhein: Dort ist der Konkurrenzkampf beigelegt: Von der Energiewende wollen Handwerker und Energieerzeuger gemeinsam profitieren. Deshalb schlossen die Kreishandwerkerschaft in der Ortenau und Badenova einen Partnerschaftsvertrag, der die künftige Zusammenarbeit mit wirtschaftlichem Erfolg für beide Seiten regelt. »Es geht uns darum, mit ganzheitlicher Kompetenz und mit integrierten Lösungen für alle Energie- und Klimafragen, auf die komplexen Bedürfnisse und Wünsche der Kunden einzugehen«, sagt Badenova-Chef Thorsten Radensleben.
Wertschöpfung gestärkt
Badenova und Handwerk wollen auf dieser Grundlage ökologische Märkte gemeinsam erschließen und sich nicht länger um Marktanteile streiten. Beide Seiten werden, wo immer möglich, ihre regionale Verbundenheit auch dadurch demonstrieren, dass sie sich am Markt gegenseitig als Partner und Dienstleister empfehlen. Dies soll insbesondere im Wettbewerb mit überregionalen Anbietern dafür sorgen, dass die heimischen Arbeitsplätze gesichert und die regionale Wertschöpfung gestärkt werden.