Kippenheimer Unternehmen Neugart kämpft gegen Plagiate
Der wirtschaftliche Schaden von Plagiaten summiert sich in Deutschland pro Jahr auf rund 30 Milliarden Euro. Auch der Getrieberhersteller Neugart ist nicht sicher vor Nachahmerprodukten. Doch er handelt.
Der Getriebehersteller Neugart hat sich erfolgreich gegen Nachahmerprodukte aus Fernost gewehrt. Auf der weltgrößten Industriemesse, der Hannover Messe, ging das Unternehmen erneut gegen Plagiate vor. Diese kommen zumeist aus China. Und das nicht zum ersten Mal.
Laut einer Studie der Europäischen Kommission bestehen fünf bis sieben Prozent des Welthandels aus Fälschungen, Plagiaten und Raubkopien. Allein in Deutschland entstehe so ein wirtschaftlicher Schaden von 29 Milliarden Euro pro Jahr. Neben dem rein finanziellen Schaden fürchten Firmen aber auch um ihr Image. Denn die Nachahmer sind oft gar nicht als solche zu erkennen, schmieren bei der Qualität dann aber spürbar ab.
Die Markenbotschaft von Neugart ist klar: »Nur Neugart hat ›Das Original‹«, sagt Thomas Herr, geschäftsführender Gesellschafter des Getriebeherstellers aus Kippenheim. Diese Aussage sei gleichzeitig eine Verpflichtung, den Kunden vor Nachahmerprodukten zu schützen. Auf der weltgrößten Industriemesse, der Hannover Messe, die Ende April stattfand, ist dies nun wieder erfolgreich gelungen.
Verwechslungsgefahr
So wurde auf der Messe ein chinesischer Anbieter von Getrieben entdeckt, der seine Produkte entsprechend der Markenbezeichnungen von Neugart anbot. Die Verwechslungsgefahr – neben der Bauart auch über den Namen der Getriebe – war groß. »Wir haben die Rechtsabteilung der Deutschen Messe eingeschaltet und so in kürzester Zeit einen Erfolg erzielt«, sagt Herr. Die Plagiate mussten vom Stand genommen werden.
Dass die Hersteller der Plagiate kaum Skrupel kennen, ist für Neugart nichts Neues. Bereits im Jahr 2013 bot ein chinesisches Unternehmen auf der Hannover Messe Planetengetriebe unter Verwendung von Bezeichnungen an, die mit den für die Neugart geschützten Marken verwechslungsfähig waren.
Zur Verteidigung der Markenrechte wurde damals beim Landgericht Braunschweig eine einstweilige Verfügung erwirkt, mit der dem chinesischen Unternehmen die Nutzung dieser Bezeichnungen untersagt wurde. Damals gelang es Neugart innerhalb von 24 Stunden nach der ersten Kenntnisnahme von der Markenverletzung, die Benutzung dieser Bezeichnungen durch den chinesischen Anbieter noch auf der Messe zu unterbinden.
Im Jahr 2015 gelang es Neugart bereits durch eine frühzeitige Einschaltung der Messeleitung, im Vorfeld der Hannover Messe weitere Markenverletzungen durch den chinesischen Anbieter von vornherein zu verhindern. Mit Unterstützung chinesischer Markenanwälte gelang es schließlich sogar, das chinesische Unternehmen in China von der weiteren Benutzung der angegriffenen Bezeichnungen abzubringen. Die Markenrechte von Neugart sind auch in China geschützt.
Eine neue Fabrik
Aus gutem Grund: Denn bereits seit 2004 ist Neugart dort tätig. »In China bewegen wir uns aktuell mit Riesenschritten vorwärts«, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Bernd Neugart. »2016 sind wir auf dem chinesischen Markt um gut 28 Prozent gewachsen.« Erst im März war dort eine neue Fabrik in Betrieb gegangen, in der aktuell etwa 70 Menschen arbeiten. Neugart hat dort 3,5 Millionen Euro investiert.
Negativpreis für Plagiate
Bereits seit 1977 vergibt die Aktion Plagiarius e. V. jährlich den Negativpreis »Plagiarius« an Hersteller und Händler besonders dreister Plagiate und Fälschungen. Damit soll die »Einfallslosigkeit und Dreistigkeit von Nachahmern« angeprangert werden, »die kreative Ideen und innovative Produkte anderer eins zu eins kopieren und Profit daraus schlagen.«
In diesem Jahr wurde der Preis unter anderem an zwei chinesische Armaturenhersteller vergeben, die die Waschtischmischer »Axor Starck V« und »Metris Classic« des Schiltacher Badausrüsters Hansgrohe kopierten. Hansgrohe schätzt den Schaden auf fünf bis zehn Prozent des Gesamtumsatzes, der ihm jährlich durch Plagiate entsteht. tas