Freiburg

Pfandsystem für Kaffeebecher in Freiburg

Steve Przybilla
Lesezeit 3 Minuten
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23. November 2016
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Michael Broglin, Geschäftsführer der Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, und Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik präsentieren einen Mehrwegbecher für Kaffee. Für den ersten Anlauf wurden zunächst 5000 Becher produziert. © Steve Przybilla

Freiburg will die Flut an Kaffee-Pappbechern stoppen. Als eine der ersten deutschen Großstädte führt die Stadt ein Mehrwegsystem für »Coffee to go«-Becher ein. Noch hält sich die Zahl der teilnehmenden Cafés aber in Grenzen.

Jede Stunde werden in Deutschland über 300 000 Pappbecher weggeworfen. Allein in Freiburg wandern pro Jahr zwölf Millionen »Coffee to go«-Gefäße in den Müll. »Für unsere Mitarbeiter ist das eine riesige Arbeitsbelastung«, klagt Michael Broglin, Geschäftsführer der Freiburger Abfallwirtschaft und Stadtreinigung (ASF). »Die Becher liegen überall herum – längst nicht nur im Mülleimer.«

Um das Abfallaufkommen zu verringern, hat sich die ASF mit 15 Cafébetreibern und Bäckereien in der Innenstadt zusammengetan. Diese bieten ab sofort den »Freiburg-Cup« an, einen wiederverwertbaren Kaffeebecher aus Plastik. Der Becher kostet einen Euro Pfand und kann bei allen teilnehmenden Betrieben zurückgegeben werden. Er soll bis zu 400 Waschgänge in der Spülmaschine überstehen. Produziert wird er in Deutschland – ohne Giftstoffe, wie die ASF betont.

»Das ist ein wundervolles Produkt“, meint Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik (Grüne). Sie ist sich sicher: Gerade in einer Stadt wie Freiburg müsste sich ein solches Projekt umsetzen lassen. »Unsere Restmüllquote ist im bundesweiten Vergleich schon sehr gering.« Nur die Pappbecher störten, weil sie nicht recycelbar seien. »Das können wir nicht auf uns sitzen lassen.«

Keine Kosten für Cafés

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Für den ersten Anlauf wurden zunächst 5000 Becher produziert. Die ASF ist dafür mit 8500 Euro in Vorkasse getreten – für die Cafés fallen derzeit keine Kosten. Dass trotzdem nur relativ wenige Betriebe mitmachen, führt Stuchlik auf die geringe Vorlaufzeit zurück. »Wir wollten das Projekt unbedingt in der Europäischen Woche der Abfallvermeidung starten«, sagt die Umweltbürgermeisterin. 

Schon heute verraten grüne Schilder, in welchen Geschäften die 0,3-Liter-Gefäße erhältlich sind – zum Beispiel in den Cafés des Studierendenwerks in der Universität und der Uni-Bibliothek. Broglin geht davon aus, dass sich die Zahl der teilnehmenden Betriebe binnen eines Monats auf etwa 30 erhöht. »Wenn sich der Freiburg-Cup bei den Kunden durchsetzt, soll die Aktion im nächsten Jahr auf weitere Stadtteile ausgeweitet werden«, kündigt der ASF-Chef an.

Nicht ganz perfekt

Im Café der Unibibliothek kommt der Becher schon mal gut an. »Für die selbst ernannte Öko-Hauptstadt ist das eine gute Idee«, meint Sophie Engler (33). »Ich habe mal überschlagen, wie viele Becher ich pro Jahr verbrauche. Es sind über 30.« Thomas Scheuerle (35) findet die Farbe (Beige) verbesserungswürdig. »Das sieht aus, als ob schon mal Kaffee drin gewesen ist«, meint der Doktorand. Davon abgesehen hält er das Projekt für sinnvoll.

Ganz perfekt ist der neue Öko-Becher aber noch nicht: Der Deckel besteht aus Einweg-Plastik, muss nach Gebrauch also weggeworfen werden. »Wir haben uns aus hygienischen Gründen dafür entschieden«, erklärt Stuchlik. »Andernfalls hätten viele Cafés gar nicht mitgemacht.« Trotz dieser Schattenseite geht die Umweltbürgermeisterin von einer guten Resonanz aus: »Das wird der Renner.«

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Andere Projekte

Fast wäre Freiburg die erste deutsche Stadt mit einem Pfandsystem für Kaffeebecher gewesen. In Hamburg läuft ein ähnliches Projekt seit Oktober 2016. Dort kostet der Mehrwegbecher 1,50 Euro Pfand. Zum Start machten elf Bäckereien und Cafés mit. In Tübingen funktioniert das System etwas anders. Dort können Kunden eigene Becher kaufen. Wer sie ins Geschäft mitbringt, erhält 20 Cent Rabatt. 13 Geschäfte nehmen an der Aktion teil. prz

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