Rheinhäfen kämpfen gegen die Papierberge
Ende Mai soll ein digitales Informationssystem freigeschaltet werden, mit dessen Hilfe der Warentransport auf dem Rhein besser koordiniert werden soll.
Auf dem Rhein gibt es noch freie Kapazitäten, die in den kommenden Jahren besser genutzt werden sollen. Seit 2012 arbeiten neun Rheinhäfen zwischen Mannheim/Ludwigshafen und Basel/Weil/Mulhouse deutlich enger zusammen und versuchen mit einem gemeinsamen Auftritt im Internet und gegenüber Geschäftskunden für Lösungen aus einem Guss zu werben. Nachdem zunächst in einer Analyse nach Schwächen und Stärken gesucht worden war, geht es jetzt an die weitere praktische Umsetzung.
Ausgehend von den Häfen am Rheinknie bei Basel soll Ende des Monats ein digitales Informationssystem freigeschaltet werden, mit dessen Hilfe der Warentransport auf dem Rhein besser koordiniert werden soll. In den kommenden 20 Jahren, so hoffen die Beteiligten, dürfte sich dann allein der Containerumschlag nahezu verdreifachen.
Vieles läuft per Telefon
Für Jens-Jochen Roth vom Rheinhafen Karlsruhe und seinen Kollegen Manfred Rausch vom Port Autonome de Strasbourg ist dieser Modernisierungsschub überfällig. Bisher sei die Digitalisierung an den Binnenschiffern weitgehend vorbei gegangen. »Es ist unglaublich, welche Papierberge noch immer bewegt werden«, verweist Roth auf die unzähligen Formulare, die ausgefüllt werden müssen. Viele Informationen laufen zudem über das Telefon, während auf Straße und Schiene längst der digitale Datenverkehr den Takt vor gibt.
Nach einer Pilotphase soll das digitale Informationssystem dann Schritt für Schritt in Richtung Norden ausgebaut werden, wenn möglich bis zu den Nordseehäfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam. Ziel sei es, deutlich mehr Waren in verlässlichen Zeitkorridoren auf dem Wasser zu transportieren. Ein Vorhaben, das auch bei der Europäischen Union auf großes Interesse stößt, zumal mit der Öffnung des Gotthard-Basis-Tunnels Ende des Jahres eine neue, höchst attraktive Schienenroute eröffnet wird. Die Transportzeiten zwischen Nordsee und Mittelmeer und weiter durch den Suez-Kanal bis nach Asien werden sich deutlich verkürzen.
700 000 Euro von der EU
Nachdem die EU die Zusammenarbeit der Oberrheinhäfen bereits in der ersten Phase 850 000 Euro bezuschusst hatte, fließen für die Einführung des Informationssystems jetzt nochmals 700 000 Euro. Die gleichen Summen kommen, wie bei EU-Projekten üblich, von den beteiligten Partnern vor Ort, in diesem Fall den Rheinhäfen. Für Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup ist die Kooperation der Häfen am Oberrhein ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die EU funktioniert. »Europa ist so selbstverständlich geworden, dass von vielen gar nicht mehr bemerkt wird, wie gut die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg inzwischen funktioniert.«
Stärkung im Wettbewerb
Ohne Absprache mit anderen Ländern wäre diese Zusammenarbeit, wie auch die der Universitäten am Oberrhein, gar nicht möglich. »Und erst durch dieses Projekt haben sich die handelnden Personen in den neun beteiligten Häfen persönlich kennengelernt«, spricht auch Rausch von einem Erfolgsprojekt, zumal der Zusammenschluss der Häfen auch deutlich mehr Gewicht in Brüssel und gegenüber den großen Seehäfen bringe.