Der Europa-Park-Chef im Interview

Roland Mack: »Der Park ist mein Leben«

Tobias Symanski
Lesezeit 6 Minuten
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16. Januar 2015

Roland Mack: »Der Park ist ein Verjüngungsprodukt, ich habe nicht das Gefühl, in dieser Umgebung älter zu werden – trotz der vielen Arbeit. ©Europa-Park

Der Europa-Park in Rust feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag. Roland  Mack war von Anfang an dabei. Mit 65 Jahren denkt er noch nicht an den Ruhestand, hat aber eine klare Strategie für die Übergabe von Verantwortung an die nächste Generation. Heute spricht Mack beim Neujahrsempfang von reiff medien. In der Mittelbadischen Presse blickt er nach vorne und zurück.

Herr Mack, haben Sie gute Vorsätze für 2015?

Mack: Ich bin so ein guter Mensch, wenn ich so weiterlebe wie bisher … (lacht). Nein, im Ernst. Manche Menschen nehmen sich vor, wieder mehr Sport zu machen oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Und kaum hat das Jahr begonnen, werden die guten Vorsätze wieder über Bord geworfen. Denn es ist wahnsinnig schwer, aus seinen Bandagen rauszukommen.

Was den Sport angeht: Im Park sind Sie sicher viel zu Fuß unterwegs.

Mack: Ich habe ein Elektrofahrzeug, um schnell von A nach B zu kommen, aber zwischen fünf und zehn Kilometer lege ich am Tag schon mal zu Fuß zurück. Das ist natürlich kein Vergleich zu früher, als ich Leistungssport betrieben habe.

Im Jahr 2003 haben Sie der Mittelbadischen Presse gesagt, dass Sie nur fünf Stunden am Tag schlafen. Hat sich daran etwas geändert?

Mack: Nicht wirklich.

Reicht Ihnen das?

Mack: Nein, aber für so einen Job stehe ich gerne auf.

Aber Ihre beiden Söhne sind seit einigen Jahren zusammen mit Ihnen und Ihrem Bruder mit in der Geschäftsführung und sorgen für Entlastung.

Mack: Sie sind mit an Bord, aber unsere Aktivitäten wurden und werden deutlich ausgeweitet – im Gastronomiebereich, im Backoffice und mit dem neuen Wasserpark. Es klagt keiner über Unterbeschäftigung. Auch Mack Rides in Waldkirch hat sich deutlich verändert. Wir bauen heute ganz andere Fahrattraktionen als noch vor 10 oder 15 Jahren.

Die meisten Menschen in Ihrem Alter denken an den Ruhestand? Sie auch?

Mack: Nicht an den Ruhestand, aber an das Übertragen von Verantwortung. Junge Menschen müssen diese schnell bekommen, um richtiger Unternehmer zu werden. Wir haben diesbezüglich im vergangenen Jahr eine Familienverfassung erarbeitet. Bisher ist der Europa-Park ein stark auf Roland Mack geprägtes Unternehmen – vor allem in der Öffentlichkeit. Mir war klar, dass es in der nächsten Generation mit den beiden Kindern meines Bruders und meinen drei Kindern anders aussehen muss.

Man kann von Ihnen aber keinen schnellen Ausstieg erwarten?

Mack: Nein, der Park ist mein Leben. Er ist ein Verjüngungsprodukt, ich habe nicht das Gefühl, in dieser Umgebung älter zu werden – trotz der vielen Arbeit. Ich hätte wahrscheinlich auch Probleme, etwas Sinnvolles mit der vielen Zeit im Ruhestand anzufangen. Im vergangenen Jahr hatte ich eine Verletzung und war für eine gewisse Zeit deutlich mehr zu Hause. Mir wurde recht schnell langweilig.

In dieser Saison sind mehr als fünf Millionen Menschen in den Europa-Park gekommen. Wie wichtig war Ihnen das Erreichen dieser Marke?

Mack: Das ist etwas für die Statistik. Wir wissen, dass wir mit den fünf Millionen Besuchern weit, weit vorne sind, was die saisonalen Freizeitparks angeht. Aber es war nie unser Ehrgeiz, der Park mit den meisten Besuchern zu werden. Wichtiger ist, wie das Unternehmen generell aufgestellt ist. Wir wollten immer eine gute Qualität abliefern und innovativ sein. Das ist uns offensichtlich so gut gelungen, dass wir Wachstum generieren konnten.

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Noch ist der Kölner Dom mit sechs Millionen Besuchern das beliebteste Ausflugsziel in Deutschland. Wann wird der Europa-Park an ihm vorbeiziehen?

Mack: Sein Vorteil: Dort muss man keinen Eintritt bezahlen, und er hat jeden Tag geöffnet. Wenn wir das ganze Jahr auf hätten, würden wir in derselben Liga spielen.

Der Klimawandel spielt Ihnen diesbezüglich in die Hände, die vergangenen Winter waren recht mild. Können Sie sich eine längere Winteröffnungsphase vorstellen?

Mack: Wenn wir richtig harte Winter hätten, könnten wir vieles aus technischer Sicht nicht betreiben. Insofern ist die Wintersaison durch die milden Temperaturen ein Stück weit erfolgreicher geworden. Eine noch längere Öffnung nach Weihnachten ist aufgrund der Dekoration schwierig. Ich denke, wir würden uns zudem schwertun, wenn wir nicht einmal sechs oder acht Wochen schließen könnten, um große Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten durchzuführen. Dass die Hotels durch diese Pause nicht so gut ausgelas­tetet sind, wollen wir nun durch den neuen ganzjährig geöffneten Wasserpark abfedern.

Wie weit ist das Projekt fortgeschritten?

Mack: Wir sind ganz gut dabei, die Detailplanung und das Verfahren laufen. Wenn es keine größeren Probleme gibt, rechnen wir mit der Baugenehmigung bis Ende dieses, Anfang kommenden Jahres. Dann entscheiden wir, wann es mit den Baumaßnahmen losgeht. Zur Wintersaison 2018 wäre wohl der früheste Termin.

Wird der Wasserpark in einem Stück gebaut oder erweitern Sie ihn nach und nach?

Mack: Wir bauen ihn in einem Stück durch, aber er wird erweiterbar sein, in alle Richtungen – sowohl bei der Indoor- als auch bei der Outdorfläche und den Hotels. Wir starten mit einer Hotelanlage, zwei weitere Standorte wären möglich. Alles ist sehr intelligent konzipiert. Die Gesamtfläche beträgt 34  Hektar, rund ein Drittel wird im ersten Schritt bebaut sein.

Der Wasserpark ist die größte Investition in der 40-jährigen Geschichte des Parks. Stemmen Sie das aus eigener Kraft?

Mack: Nein. Aber die Finanzierung ist kein Problem, wir haben das Vertrauen der Banken. Um die Risiken einzugrenzen, werden wir für die Startphase im niedrigen dreistelligen  Millionenbereich bleiben. Viel von dem Geld fließt dabei auch in die Infrastruktur – in Straßen, Parkplätze, in die Wasserver- und Abwasserentsorgung.

Sie werden jede Menge Energie brauchen. Wie soll der Standort versorgt werden?

Mack: Energie ist bei diesem  Projekt der Kostenfaktor schlechthin. So wie es bisher aussieht, werden wir im Wesentlichen mit gasbetriebenen Blockheizkraftwerken arbeiten. Wir haben Tests durchgeführt und können diese optimal einsetzen.

Welche weiteren Projekte im Europa-Park haben Sie für die kommenden Saison in der Pipeline?

Mack: Wir bauen ein Förderband vom Parkplatz in Richtung Haupteingang und zurück, damit die Gäste nicht vom Auto zum Park gehen müssen, sondern gegangen werden. Wir haben zudem eine neue Parade vorgesehen. Das ist eine sehr aufwendige Investition, weil wir alle Wagen neu bauen werden. Mack Media produziert einen neuen 4-D-Film rund um die Euro­maus, der zum Saisonstart da sein wird. Zudem stehen umfangreiche Infrastrukturmaßnahmen an, beispielsweise in den Hotels. Allein dort fließt ein zweistelliger Millionenbetrag hinein. Der Euro-Tower im Park wird qualitativ aufgewertet und bekommt rund herum eine neue, ansprechende französische Architektur. Zudem wird die Bahn »Whale Adventures« im isländischen Themenbereich um attraktive Themenbereiche erweitert. Und dann gibt es noch die große Geburtstagsüberraschung zum 40-jährigen Bestehen des Parks. Nur so viel: Es wird eine kleine Weltsensation geben.

Der Investitionsbedarf für bestehende Anlagen wird immer größer. Bleiben da noch Mittel für neue Themenbereiche?

Mack: Auch wenn die bestehenden Flächen alle bebaut sind und kontinuierlich erneuert werden und wir einen neuen Wasserpark errichten – der Europa-Park wird sich stetig weiterentwickeln. In den kommenden drei, vier Jahren wird es mit Sicherheit einen neuen Themenbereich mit neuen Fahrattraktionen geben. Denn wir wissen: Unsere Gäste erwarten immer eine Überraschung von uns.

Hintergrund

Die Unternehmerfamilie Mack und der Europa-Park in Rust

Am 12. Juli 1975 gründeten Roland Mack (Jahrgang 1949) und sein Vater Franz den Europa-Park in Rust. Dieser sollte für die Menschen in der Region nicht nur Freizeitvergnügen bringen, sondern auch Schaufenster für den in Waldkirch beheimateten Fahrgeschäftehersteller Mack Rides sein. Der 1780 als Fuhrwagen- und Postkutschenbauer gegründete Betrieb ist die unternehmerische Keimzelle der Macks.
Außer den beiden Gründern hat damals wohl keiner an den Erfolg des Park-Projekts geglaubt. Die Macks fanden keinen Pächter für die Gastronomie- und Souvenir-Bereiche. Die damalige Ablehnung stellte in der Öffentlichkeit auch die Gesamt­investition in Frage. Doch die beiden Gründer ließen sich von ihrer Idee nicht abbringen und nahmen alles selbst in die Hand. Heute beschäftigt der Park rund 3600 Menschen und wurde bisher von 100 Millionen Gästen besucht.
1988 stieg Jürgen Mack (Jahrgang 1958), der Bruder von Roland Mack, als weiterer Gesellschafter in die Geschäftsführung des Europa-Parks ein. In den Jahren 2005 und 2007 wurde die erste Führungsebene mit den beiden Söhnen von Roland Mack, Michael und Thomas, verstärkt.
Zum 40-jährigen Bestehen des Europa-Parks verspricht Roland Mack nicht nur eine Überraschung, sondern auch »Feste, Feste, Feste!«. Der Geburtstag werde sich optisch und thematisch durch die ganze Saison ziehen. tas

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