Zalando: Erste Päckchen fürs Dreiländereck kommen aus Lahr
Auf dem Areal des früheren kanadischen Militärflugplatzes rollen die Förderbänder immer schneller: Die ersten Pakete haben das Lahrer Logistikzentrum des Online-Riesen Zalando verlassen.
Im Internet bestellte Schuhe und Mode werden von Zalando seit Kurzem von Lahr aus ins Dreiländereck geliefert. Bisher läuft das Logistikzentrum noch im Testbetrieb. Seit dem Spatenstich im Februar sind dort knapp 100 Mitarbeiter beschäftigt. Ende 2017 im Vollbetrieb sollen es einmal 1000 sein. Auf 130 000 Quadratmeter Fläche wurde nach Angaben von Zalando rund 100 Millionen Euro investiert. Darüber freut sich vor allem die Stadt Lahr, die dadurch mit weniger Arbeitslosen rechnet und ein weiteres veräußertes Gelände auf dem Hunderte Hektar großen Flughafenareal verbuchen kann. Auch aus dem Elsass sollen viele Arbeitnehmer kommen, ein paar Dutzend sind laut Zalando schon da.
In Lahr soll es vor allem einfache Anlerntätigkeiten geben, im Fokus stehen Arbeitnehmer mit geringer beruflicher Qualifikation. Kommissioniert und gepackt wird beim Onlineriesen immer noch per Hand. Pro Stunde gibt es dafür 12,67 Euro Einstiegslohn und damit mehr als den gesetzlichen Mindestlohn. Doch wie auch Amazon sieht sich Zalando als Logistiker und daher nicht an den Versand- und Einzelhandelstarif gebunden.
Für ein Unternehmen dieser Größe fällt die Breite der Ausbildungsberufe in Lahr etwa im Vergleich zu mittelgroßen Warenhäusern recht dünn aus. »In unseren anderen Logistikzentren bieten wir Ausbildungen im Bereich Lagerlogistik an, so planen wir es auch für Lahr«, sagt eine Zalando-Sprecherin.
Kritische Netz-User
Das junge Start-Up-Unternehmen mit Sitz in Berlin sah sich in der Vergangenheit einer breiten Kritik ausgesetzt. Unter anderem hatten RTL-Reporter im Jahr 2014 die Arbeitsbedingungen im Logistikzentrum Erfurt scharf kritisiert. Die Gewerkschaft Verdi bemängelte zudem eine nur gering ausgeprägtes Mitspracherecht der Belegschaft. In Lahr soll es zunächst einen runden Tisch geben, an dem Geschäftsleitung und Arbeitnehmer zusammenkommen können. Da sich der Lahrer Standort noch im Aufbau befände, »gibt es hier noch keinen Betriebsrat, dieser kann aber natürlich jederzeit gegründet werden«, sagt die Zalando-Sprecherin.
Im Gegensatz zu den Lahrer Stadtoberen dürfte der regionale Einzelhandel wenig erfreut sein, wenn einmal täglich Tausende Zalando-Sendungen noch schneller – der Begriff »Same-Day-Delivery« steht im Raum – ihren Weg zum Kunden finden. Ein weiterer Standortvorteil der örtlichen Händler fällt damit weg.
Im Internet äußern sich Facebook-Nutzer zum neuen Zalando-Standort vor allem kritisch. »Leider berichten die lokalen Tageszeitungen überall lieber über internationale Konzerne als den lokalen Einzelhandel! Eine Schande«, schimpft ein User. Ein anderer meint: »Unzählige Arbeitsplätze vor Ort werden durch diese Niedriglohnanbieter vernichtet – die halbe Konviktstrasse (in Freiburg) steht bereits leer.«
Neue Gewinnziele
Der Online-Modehändler Zalando schraubt seine Ziele erneut nach oben. Vorläufigen Zahlen zufolge erwartet das Unternehmen fürs dritte Quartal einen bereinigten operativen Gewinn von acht bis 25 Millionen Euro. Im Vorjahreszeitraum hatte Zalando noch ein Minus von 24 Millionen Euro eingefahren. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatzplus von 16 bis 18 Prozent auf 827 bis 841 Millionen Euro, wie es gestern mitteilte. dpa