Zug/Sassnitz

Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 geht voran

dpa
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18. Oktober 2016
Ein Mitarbeiter der Firma Nord Stream überprüft 2010 auf der Anlandestelle der Ostsee-Erdgaspipeline in Lubmin die Absperrventile für die Anlandestation. Nord Stream treibt das zweite Ostseepipeline-Projekt voran. Die ersten Rohre werden Ende Oktober a

Ein Mitarbeiter der Firma Nord Stream überprüft 2010 auf der Anlandestelle der Ostsee-Erdgaspipeline in Lubmin die Absperrventile für die Anlandestation. Nord Stream treibt das zweite Ostseepipeline-Projekt voran. Die ersten Rohre werden Ende Oktober a ©dpa

Ungeachtet der politischen Spannungen zwischen Russland und der EU treibt der Pipelinebauer Nord Stream 2 den Bau einer zweiten Trasse für russisches Erdgas durch die Ostsee voran.

Ende Oktober sollen die ersten Stahlrohre nach Sassnitz auf die Insel Rügen transportiert werden, wo sie mit Beton ummantelt und für die Verlegung vorbereitet werden sollen, wie ein Unternehmenssprecher sagte. «Die Nord Stream 2 AG geht weiterhin davon aus, beide Stränge der Pipeline Ende 2019 in Betrieb zu nehmen.»

Die bereits in Betrieb genommene erste Ostseepipeline habe gezeigt, dass ein solches Infrastrukturprojekt innerhalb eines ambitionierten Zeitplanes genehmigungsfähig und realisierbar sei. Bereits im September hat die Gazprom-Tochter Rohre für die Betonummantelung und spätere Verlegung an die finnische Küste liefern lassen.

Genehmigungen fehlen

Zudem wurde in diesem Jahr im gesamten 1200 Kilometer langen Offshore-Routenkorridor mit den ersten technischen und ökologischen Untersuchungen begonnen. Allerdings fehlen noch in allen betroffenen Ländern Genehmigungen: In Schweden beantragte Nord Stream 2 den Pipelinebau Mitte September 2016. Die Genehmigungsanträge in Deutschland, Dänemark, Finnland und Russland folgen laut dem Unternehmenssprecher Anfang 2017. Der etwa acht Milliarden Euro teure Bau des Doppelstranges verläuft nahezu parallel zur ersten Leitung.

In Sassnitz auf Rügen würde der Pipelinebau - wenn auch zeitlich begrenzt - für etwa 150 zusätzliche Arbeitsplätze sorgen. Die Wasco Coatings Europe BV mit Hauptsitz in Malaysia wird auf dem Fährhafen-Gelände rund 90 000 Stahlrohre mit Beton ummanteln und lagern. Sie werden derzeit von Europipe mit Sitz in Mülheim an der Ruhr gefertigt.

Bau ist umstritten

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Wie die erste Pipeline ist auch der Bau der zweiten Erdgastrasse umstritten. «Die Bundesregierung sollte abrücken von ihrer Position, wonach Nord Stream 2 ein rein geschäftliches und nicht politisches Projekt sei», sagte der CDU-Politiker Norbert Röttgen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) (Dienstag). Röttgen ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. «Polen, Balten und Ukrainer sehen durch dieses Pipeline-Projekt ihre Sicherheit bedroht», sagte er. Das Projekt sei «energie- und außenpolitisch» falsch.

Probleme in Polen

Probleme hatte es zuletzt in Polen gegeben. Ursprünglich wollte Gazprom gemeinsam mit fünf westlichen Energiekonzernen, darunter der größte deutsche Öl- und Gasproduzent Wintershall, ein Gemeinschaftsunternehmen bilden. Nachdem eine fusionskontrollrechtliche Anmeldung bei der polnischen Wettbewerbsbehörde sich ohne Entscheidung hinzog, nahmen die Unternehmen ihren Antrag zunächst zurück.

Seit 2011 pumpt die Nord Stream AG unter Umgehung Polens russisches Erdgas über einen 1200 Kilometer langen Doppelstrang nach Deutschland und Westeuropa. Nach Angaben des Unternehmens flossen durch die Trasse bislang rund 144 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Die Auslastung steige von Jahr zu Jahr und liege 2016 bei etwa 80 Prozent.

Derzeit hält die niederländische Gazprom Gerosgaz Holdings - ein Tochterunternehmen von Gazprom  - alle Anteile an Nord Stream 2. Mit der zweiten Ostseepipeline und dem gerade beschlossenen Bau der Leitung Turkish Stream, einer Erdgaspipeline durch das Schwarze Meer, könnte Russland die Ukraine und Polen bei der Belieferung der EU mit Gas sowie mögliche Transitkonflikte umgehen.

Polen und die baltischen Staaten werden lediglich über das sogenannte Espoo-Verfahren an dem Bau beteiligt, in dem die sich nur zu möglichen grenzüberschreitenden Umweltauswirkungen positionieren können. Der Grund: Die Pipeline läuft nicht durch die Hoheitsgewässer von Polen, Lettland, Litauen und Estland.

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