. Diplom-Forstwirt Volker Ziesling gab am Mittwoch fachkundige und bewegende Einblicke in die Auenwälder am Rhein. Ziesling appellierte: "Wir müssen den Wald unseren Kindern bewahren, den Enkeln und denen, die noch nicht geboren sind. Wir müssen den Wald für die bewahren, die sich selbst nicht ausdrücken können, für die Vögel, die Tiere, die Fische und Bäume." Wenn der Wald eine Zukunft haben soll, erfordere dies einen anderen Umgang mit ihm. Seine Schonung müsse Vorrang vor einer Überforderung des Ökosystems Wald haben.
Wichtiger Lebensraum
Zweidrittel aller Lebensgemeinschaften in Europa sind in den Auen zuhause. Sie sind für viele Tiere ein wichtiger Rückzugsraum und von unschätzbaren Wert für die Biodiversität. Schwedische Wissenschaftler haben festgestellt, dass das Schwinden der Biodiversität ein größeres Problem darstelle als der Klimawandel.
Die Auen sind ein wichtiger Regenerationsraum für uns Menschen in heißem Sommerphasen, denn die Temperaturunterschiede zwischen Stadt und Auenwald beträgt bis zu 8 °Celsius. Auenwälder beherbergen das größte Wasserreservoir in Europa, und bremsen gleichzeitig Wasserfluten bei Hochwasser.
Der Kiesabbau ist ein lukratives Geschäft, denn die Versorgung mit Kies und Sand wird zunehmend knapp. Leider würden Alternativen wie Recycling und Einsparungen zu wenig geprüft. Dabei wirkt sich der Kiesabbau, wie derzeit in Rheinau/Freistett, dramatisch aus, auf den ph-wert, das Grundwasser und die Ökosysteme. Problematisch sind aber auch Industriegebiete, Deponien und Wohngebiete, die in der Nähe von Auen gebaut werden.
50 Prozent der Auen sind nicht mehr ihrem natürlichen Zustand. Während der natürliche Bestand schwindet, werden vom Forst invasive Arten, gepflanzt, die sich negativ auf das Ökosystem auswirken. Besonders geschützte Waldbiotope in Deutschland sind selten (drei Prozent der Waldfläche).
Waldwende jetzt
Ziesling: "Angesichts immer größerer Umweltprobleme ist es höchste Zeit, dass wir uns mehr für unsere Wälder einsetzen, denn der Wald ist demokratischer Besitz der Bürger und Bürgerinnen, sie sollten auch darüber entscheiden, was mit ihm passiert." Das Fazit des Abends lautete: "Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Wald. Deshalb: Waldwende jetzt!"
Im Anschluss fand noch eine rege und bisweilen emotionale Diskussion unter den etwa 50 Zuhörerinnen und Zuhörern statt.