Royals in der Corona-Krise

Dem Volk nahe sein – auf Distanz

Theresa Schäfer
Lesezeit 8 Minuten
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23. März 2020
Prinz William und Herzogin Kate besuchten am Freitag eine Corona-Callcenter in London.

Prinz William und Herzogin Kate besuchten am Freitag eine Corona-Callcenter in London. ©Foto: AFP

Was sind die Königsfamilien wert, wenn sie in der Krise keinen Trost spenden können? Europas Royals versuchen, ihrem Volk aus der Ferne beizustehen – und halten über die sozialen Medien den Kontakt.

London - „I have to be seen to be believed.“ („Ich muss gesehen werden, damit man an mich glaubt.“) Dieses Zitat soll von Queen Elizabeth II. stammen. Dieser Tage ist es schwer, gesehen zu werden. Nicht nur die britischen, auch alle anderen europäischen Royals haben ihre öffentlichen Termine abgesagt – um sich und andere vor dem Coronavirus zu schützen.

Sie alle stehen jetzt vor der gleichen Frage: Wie können die Königsfamilien ihrem Volk in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg trotzdem nah sein – jetzt, wo die Bürger ihren Trost und Beistand besonders brauchen?

Großbritannien: Die Queen in Windsor, Kate und William auf Social Media

Queen Elizabeth II. ist 93 Jahre alt, ihr Mann Prinz Philip sogar 98. Nicht auszudenken, wenn das betagte Monarchenpaar mit dem Coronavirus infiziert würde. Deshalb haben die beiden die Hauptstadt London und den Buckingham Palace verlassen und sich auf Schloss Windsor aufs Land zurückgezogen. Das bedeutet aber nicht, dass die Queen sich von ihrem Volk abschottet. Am Donnerstag wandte sich die Monarchin in einer Mitteilung an ihr Volk: Alle müssten nun im Kampf gegen das Virus zusammenstehen. „Mehr denn je in unserer jüngeren Vergangenheit“ habe nun jeder in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten eine bedeutende Rolle zu spielen. „Ich versichere Ihnen, dass meine Familie und ich bereit sind, unseren Teil beizutragen“, so die Monarchin. Wenn man es einer abnimmt, dann der Queen: Sie durchlebte schließlich als Maschinistin den Zweiten Weltkrieg. Demnächst soll Elizabeth II. auch eine Fernsehansprache halten.

Auch Prinz Charles und Herzogin Camilla gehören mit über 70 zur Risikogruppe. Eine Balkanreise sagten der Thronfolger und seine Frau ab. Sie nutzen ihre Social-Media-Kanäle, um die Briten aufzubauen. So wurde auf dem offiziellen Instagram-Profil des Paares am Sonntag, dem britischen Muttertag, ein Bild geteilt, das Prinz Charles als kleinen Jungen mit seiner Mutter Elizabeth zeigt.

Eine entscheidende Rolle kommt jetzt der jüngeren Generation der Windsors zu: Prinz William und Herzogin Kate sind die einzigen, die noch einige wenige Termine außer Haus wahrnehmen. So besuchten die Nummer zwei der britischen Thronfolge und seine Frau am Freitag ein Corona-Callcenter in London. Die beiden bedankten sich persönlich, aber mit dem gebührenden Abstand von zwei Metern, bei den Mitarbeitern des „National Health Service“ für ihren Einsatz.

Die Cambridges – als Teil der jüngeren Generation ohnehin mit Social Media bestens vertraut – sprechen den Briten darüber hinaus auch virtuell Mut zu – mit rührenden Familienbildern zum Muttertag beispielsweise.

Auch Prinz Harry und Herzogin Meghan, die nur noch wenige Tage „praktizierende Royals“ sind, bevor sie am 31. März den „Megxit“ vollziehen, stehen nicht abseits: In einem via Instagram verbreiteten Statement riefen sie zu „Mitgefühl und Güte“ auf. Die Leben aller Menschen seien in irgendeiner Form von dem neuartigen Coronavirus betroffen, was „uns alle miteinander global verbindet“.

Die Corona-Krise trifft die Windsors auch sehr persönlich: Ende Mai wollen Prinzessin Beatrice und Edoardo Mapelli Mozzi heiraten. Möglicherweise wird aus dem Mega-Event jetzt nur eine kleine Feier mit der allerengsten Familie.

Norwegen: Besondere Sorge um Kronprinzessin Mette-Marit

Die Corona-Krise ist auch für die norwegische Königsfamilie sehr persönlich: Kronprinzessin Mette-Marit leidet an einer chronischen Lungenfibrose und gehört damit zur Hochrisikogruppe. Würde sich die Frau von Kronprinz Haakon mit dem Coronavirus infizieren, könnte das schlimme Folgen haben.

Das Kronprinzenpaar hält via Instagram mit den Norwegern Kontakt: Fotos zeigen Mette-Marit am Webstuhl und Haakon im Homeoffice. Außerdem teilt die leidenschaftliche Leserin Mette-Marit Literaturtipps: Die Romane von John Irving zum Beispiel.

Das norwegische Königspaar ist ohnehin in Quarantäne, weil König Harald und Königin Sonja vor kurzem zu einem offiziellen Besuch in Jordanien waren. Die beiden sind nicht krank, aber in Norwegen muss jeder, der im Ausland war, für zwei Wochen in die Isolation. Alle öffentlichen Termine des Königshauses sind bis Ostern abgesagt.

Monaco: Fürst Albert ist schon erkrankt

Bei der monegassischen Fürstenfamilie ist das Coronavirus schon angekommen: Fürst Albert II. von Monaco wurde positiv getestet. Der Gesundheitszustand des 62-Jährigen gebe aber keinen Grund zur Sorge, teilte der Fürstenpalast vergangene Woche mit.

Der Fürst setzt seine Arbeit jetzt im Büro seiner Privatwohnung fort. Albert appellierte an die Bewohner des Fürstentums, Kontakt mit anderen auf ein Minimum zu beschränken. Nur die strikte Einhaltung der Regeln verhindere die Verbreitung des Coronavirus. „Geduld, Vertrauen, Mut, Solidarität“, schrieb Albert handschriftlich unter eine offizielle Mitteilung seines Palasts.

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Spanien: Das gesamte Königshaus steht in der Kritik

Spanien ist von der Corona-Krise besonders betroffen. Unzählige Menschen haben sich angesteckt, es gibt viele Tote. Doch König Felipe VI. hat mit einer Krise in der Krise zu kämpfen. Als sich der 52-Jährige am Mittwoch in einer Fernsehansprache an die Spanier wandte, gingen tausende Menschen auf Balkone und an die Fenster, um auf Töpfe und Pfannen zu schlagen. Nicht etwa als Zeichen der Solidarität, sondern um gegen die aus ihrer Sicht korrupte spanische Königsfamilie zu protestieren.

Das Image der spanischen Monarchie ist schwer beschädigt – durch Felipes Vater Juan Carlos und seinen Schwager Iñaki Urdangarin, der in einem Betrugs- und Korruptionsskandal zu knapp sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Vielen Spaniern ist es nicht genug, dass sich Felipe öffentlich von seinem Vater distanziert und sein Erbe aus einer dubiosen Offshore-Stiftung ausgeschlagen hat.

Und auch die Corona-Krise rückt nah an den Zarzuela-Palast heran: Vergangene Woche musste Königin Letizia befürchten, sich mit dem Virus angesteckt zu haben. Der Test kam allerdings negativ zurück.

Schweden: Händewasch-Tutorial mit Prinzessin Estelle und Prinz Oscar

Die jüngsten Bernadotte-Sprösslinge gehen mit gutem Beispiel voran – und zeigen, dass auch sie jetzt besonders gründlich die Hände waschen. Das Bild von Prinzessin Estelle und Prinz Oscar, die mit ihrem Vater Prinz Daniel am Waschbecken stehen, hat Schwedens Kronprinzessin Victoria selbst aufgenommen. Was für’s Herz in schwierigen Zeiten.

Auf Instagram sieht man indes auch König Carl XVI. Gustaf bei einer Runde des Corona-Krisenstabes. „Jedes Mal, wenn wir Rücksichtnahme und Empathie zeigen, tragen wir dazu bei, das Beste aus Schweden herauszuholen - zum Wohle Schwedens“, erklärt der schwedische König in seiner Botschaft ans Volk.

Niederlande: König Willem-Alexander appelliert an die Solidarität

Eigentlich wendet sich der niederländische König nur einmal im Jahr in einer Fernsehansprache an sein Land: an Weihnachten. Am Freitag machte Willem-Alexander aber eine Ausnahme und rief die Niederländer dazu auf, in der Corona-Krise zusammenzuhalten – wenn auch räumlich getrennt. Keiner dürfe sich im Stich gelassen fühlen. „Das Coronavirus können wir nicht stoppen, aber das Einsamkeits-Virus schon.“

Auch die offizielle Party zum 53. Geburtstag des Königs muss der Corona-Epidemie zum Opfer fallen. Der „Koningsdag“ am 27. April ist gestrichen.

Dafür machten Willem-Alexander, Königin Máxima und ihre drei Töchter es vergangene Woche wie die Menschen in ganz Europa dieser Tage: Sie stellten sich im Palast Huis ten Bosch auf ihren Balkon, applaudierten und schlugen Topfdeckel aneinander, um den Ärzten und dem Pflegepersonal zu danken, die in der Corona-Krise im Dauereinsatz sind.

Dänemark: Kronprinz Frederik auf Facetime

Eigentlich wäre die Familie von Dänemarks Kronprinz Frederik und seiner Frau Mary gerade in der Schweiz: Sie wollten dort für eine kurze Zeit leben, weil ihre Kinder eine Schule in einem anderen Land kennenlernen sollten. Der Trip ist wegen Corona gestrichen. Stattdessen richten sich auch die Dänen im Homeoffice ein.

Via Instagram teilt der Palast Bilder, die Frederik bei Facetime mit dem dänischen Roten Kreuz zeigen.

Auch die dänische Königin hat alle Aktivitäten abgesagt, das gilt auch für ihre Geburtstagsfeier. Margrethe II. wird am 16. April 80 Jahre alt, und auf dem Programm standen Empfänge, ein Galadinner und noch viele weitere Events.

Belgien: Eine Sorge weniger für den Monarchen

Während König Philippe in einer Fernsehansprache sein Volk auf den Kampf gegen das Coronavirus einschwor, zeigten seine vier Kinder soziales Engagement. Kronprinzessin Elisabeth und ihre drei Geschwister gaben für das Personal und die Bewohner von zwei Altersheimen selbst gebackene Waffeln ab.

Zugleich hat Philippe angesichts der Corona-Krise aber auch eine Sorge weniger: Die monatelange Suche nach einer Regierungsmehrheit ist vorläufig beendet, weil die Opposition in der Krise die amtierende Ministerpräsidentin Sophie Wilmès zu stützen verspricht.

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