Achern

Klezmer-Quintett »Gefilte Fisch« rührte in der Illenau an

Bodo G. Toussaint
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
20. März 2017

Atemberaubend: »Gefilte Fisch« und Sängerin Andrea Giani begeisterten in Achern. ©Bodo G. Toussaint

Da gibt es ein Quintett, das sich die Seele aus dem Leib spielt. Es nennt sich nach einem jüdischen Festtagsgericht »Gefilte Fish« und hat sich seit seiner Gründung 1999 dem jiddischen Liedgut mit all seinen Facetten verschrieben.

»Gefilte Fish – gejt tanzn« hieß ihr Motto am Freitagabend im Festsaal der Illenau. Achern setzte damit einen weiteren Glanzpunkt in ihrer Kulturreihe »gong«. Was dieses Ensemble an musikalischen Arrangements auf die Bühne zaubert, war schlichtweg atemberaubend. 
Joe Rappaport (Violine), Dravko Zivkovic (Akkordeon), Roman Chowdhury (Gitarre) und Yuval Atlas (Kontrabass) eilten zu ihren Instrumenten auf die Bühne und begannen, leise und zarte Töne anzuschlagen. Das Akkordeon spielte die Leadmelodie, peu à peu stimmten die anderen ein, es folgten kurze temperamentvolle Einlagen von Violine und Gitarre, dann ein lange gehaltener Ton des Kontrabass‘, auf den schließlich Violine und Gitarre ihre sehnsuchtsvollen, herzzerreißenden Melodien draufsetzten, um plötzlich in ein mitreißendes Tempo zu verfallen, freudig, feurig, tänzerisch, sich in den Rausch des Rhythmus‘ werfend. Das war einfühlsame und ergreifende Musik, womit das Quintett »Gefilte Fish« bereits hinreichend charakterisiert wäre und eine Steigerung kaum mehr möglich schien. 
Dann betrat sie die Bühne, die Sängerin Andrea Giani. Ihre dunkle Stimme nahm sofort gefangen. Sie sang in mehreren Sprachen von Liebe und Leid, von Sehnsucht und Verlangen. Dass sie dazu eine schöne Frau ist, war das i-Tüpfelchen. Die Zeile »Ein Blick in deine Augen und mein Herz ist auf ewig verloren« war auf sie zugeschnitten, während die »Grine Kusine« von jüdischen Auswanderern nach Amerika erzählt, von deren schwerem, oft ruinösem Leben. »Blimelech zwey« handelte von den Landsleuten in Japan und ihren Befindlichkeiten fernab der Heimat. Alles wehmütige Lieder, abgelöst von bekannten, rassigen, wie »Bei mir bistu sheyn« oder solche mit orientalischem Einschlag, wie »Quando el rey Nimrod«.
Klezmer als Basis
Die Klezmermusik des Judentums war Basis dessen, was das Quintett komponiert und interpretiert, mit Anleihen aus vielen Stilrichtungen, von Jazz über Tango bis zur Klassik. Ein jeder virtuos auf seinem Instrument, schwebte über den Arrangements ein Hauch von Melancholie und war Indikator der Seelenlage eines Volkes, das über lange Zeit ohne Heimat und in alle Welt verstreut war. So besang das letzte Lied »Der kleine Zigeuner« erneut den Seelenzustand des Getriebenseins, der Einsamkeit und Sehnsucht: weinend, wimmernd und klagend. Und man möchte mitweinen, weil alles so todtraurig – und doch wunderschön ist! 
Die Begeisterung des Publikums brach sich am Ende Bahn in frenetischem, nicht enden wollendem Applaus, der das Ensemble zur Zugabe nötigte. Dann lächelnde Gesichter. Die einen, weil ihnen aus der Seele gesprochen wurde, die anderen, weil ihnen das mit ihrer Musik gelungen war. 
 

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • HYDRO liefert etwa Dreibockheber für die Flugzeugwartung. 
    26.03.2024
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl fustionieren
    HYDRO Systems KG und Rhinestahl schließen sich zusammen. Mit diesem Schritt befinden sich die Kompetenzen in den Bereichen Ground Support Equipment (GSE) und Aircraft- & Engine Tooling unter einem Dach.
  • Alle Beauty-Dienstleistungen bietet die Kosmetik Lounge in Offenburg unter einem Dach.
    26.03.2024
    Kosmetik Lounge Offenburg: Da steckt alles unter einem Dach
    Mit einer pfiffigen Geschäftsidee lässt Elena Plett in Offenburg aufhorchen. Die staatlich geprüfte Kosmetikerin denkt "outside the box" und hat in ihrer Kosmetik Lounge ein außergewöhnliches Geschäftsmodell gestartet.
  • Konfetti, Flitter und Feuerwerk beschließen die große Preisverleihung im Forum-Kino in Offenburg. Die SHORTS feiern 2024 ihr 25. Jubiläum. 
    26.03.2024
    25 Jahre SHORTS – 25 Jahre Bühne für künftige Filmemacher
    Vom kleinen Screening in 25 Jahren zum gewachsenen Filmfestival: Die SHORTS der Hochschule Offenburg feiern Jubiläum. Von 9. bis 12. April dreht sich im Forum-Kino Offenburg alles um die Werke junger Filmemacher. Am 13. April wird das Jubiläum im "Kesselhaus" gefeiert.
  • Das LIBERTY-Team startet am Mittwoch, 27. März, in die Afterwork-Party-Saison. 2024 finden die Veranstaltungen in Kooperation mit reiff medien statt. 
    22.03.2024
    Businessaustausch jetzt in Kooperation mit reiff medien
    Das Offenburger LIBERTY startet mit Power in die Eventsaison: Am Mittwoch, 27. März, steigt die erste XXL-Afterwork-Party mit einem neuen Kooperationspartner. Das LIBERTY lädt zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch ein.