Stefanie Stappenbeck: »Kann es nicht richtig glauben«
Stefanie Stappenbeck (41) ist die Neue bei »Ein starkes Team«: Sie ermittelt in der Folge »Knastelse« (heute, 20.15 Uhr, ZDF) zum ersten Mal als Kommissarin Linett Wachow an der Seite von Florian Martens alias Kommissar Otto Garber.
Frau Stappenbeck, Sie sind neue Kommissarin in der Krimireihe »Ein starkes Team«. Wussten Sie von der Krebserkrankung Ihrer Vorgängerin Maja Maranow, als Sie die Rolle annahmen?
Stefanie Stappenbeck: Nein, ich wusste das nicht. Maja Maranow hat ihre Krankheit ganz diskret behandelt, was ich auch sehr gut verstehen kann. Unser ganzes Team dachte, dass sie sich nach 20 Jahren schauspielerisch zu neuen Ufern begeben wollte und deshalb die Rolle in »Ein starkes Team« aufgegeben hat. Als ich im Januar die Nachricht bekommen habe, dass sie nicht mehr lebt, war ich völlig geschockt. Ich kann es bis heute nicht richtig glauben.
Während der Dreharbeiten zu Ihrem ersten Einsatz hatte sich Frau Maranow ja noch mit einen speziellen Gruß bei Ihnen gemeldet…
Stappenbeck: Es gibt eine Tradition beim Film: Wenn eine Klappe fällt, auf der alle Zahlen gleich sind – also zum Beispiel: zweite Szene, zweite Einstellung, zweiter Take –, dann schmeißt jemand eine Runde. Früher war das ein Schnaps, heute nicht mehr. Und Maja Maranow hat uns von Hamburg aus, wo sie in dieser Zeit war, Berliner Currywurst für alle ans Set geschickt, das war wirklich lieb von ihr. Es wurde ein wunderschöner Abend, wir saßen zusammen, haben Currywurst und Pommes gegessen und darüber gesprochen, wie sehr sie am Set fehlt.
Sie haben ja vor einer Weile schon einmal den Tod eines Kollegen verkraften müssen: Jörg Hube, an dessen Seite Sie im »Polizeiruf 110« als Kommissarin ermittelt haben…
Stappenbeck: Jörg Hube war ich tief verbunden, weil ich mit ihm gearbeitet hatte. Maja Maranow kannte ich leider nicht persönlich. Ihr Tod war auch deshalb ein Schock für mich, weil es ein großer Unterschied ist, ob man eine Rolle von jemandem übernimmt, weil derjenige sagt, er habe genug davon, oder weil er schwer krank ist und nicht mehr kann.
In der Auftaktfolge wird die von Ihnen gespielte Ermittlerin von Kommissar Otto Garber, gespielt von Florian Martens, sehr kühl begrüßt. Wie wurden Sie in Wirklichkeit von den Kollegen empfangen?
Stappenbeck: Zum Glück ganz anders. Ich kenne Florian schon seit Langem und habe ihn von Herzen gerne. Wir haben vor Jahren mal zusammen gedreht und hatten nach der Wende in Berlin-Mitte, am Hackeschen Markt, die gleichen Stammkneipen. Wir sind beide alte Ossis und haben so eine bestimmte Verbundenheit, die man wohl hat, wenn man aus der gleichen Ecke kommt.
Sie sind in Ost-Berlin aufgewachsen. Wie empfinden Sie die aktuelle Entwicklung der Stadt?
Stappenbeck: Berlin wandelt sich ständig. Natürlich gibt es Ecken, wo alles plattgemacht wird. Am Potsdamer Platz steht kein Baum mehr, es ist alles nur noch Stein und Hochhaus, total glattgebügelt – das gefällt mir nicht so gut. Aber als ich vor 17 Jahren in meinen Kiez in Prenzlauer Berg gezogen bin, war da noch überhaupt nichts, und jetzt ist es total multikulti, ein schöner Bezirk, um dort zu leben. Wenn Berlin es vielleicht irgendwann noch hinkriegt mit dem Flughafen, haben wir echt eine tolle, internationale Großstadt. Ich bin sehr stolz, Berlinerin zu sein.
Im Til-Schweiger-»Tatort« verkörperten Sie die Ex-Frau von Kommissar Nick Tschiller, jetzt ist Ihre Figur den Filmtod gestorben. Musste das sein, damit Sie in »Ein starkes Team« mitspielen dürfen?
Stappenbeck: Nein, gar nicht. Mit dem Ausstieg wollte man Til Schweigers Figur einen Ansporn für seinen Rachetrip geben, und man wollte einen großen Knalleffekt setzen. Es ist ja selten, dass man im deutschen Fernsehen jemanden aus dem Hauptcast sterben lässt. Normalerweise überleben alle und der Zuschauer kann beruhigt sein.
War es nicht ärgerlich für Sie, aus diesem vielbeachteten »Tatort« rausgeschrieben zu werden?
Stappenbeck: Überhaupt nicht. Ich habe es zwar geliebt, bei Schweiger mitzuspielen. Aber alles, was gut für einen Film ist, ist auch gut für mich – wenn dazu gehört, dass ich in der Rolle sterbe, ist das okay. Und immerhin hat dieser Ausstieg ja ein kleines Stück Filmgeschichte geschrieben.
Bei »Ein starkes Team« spielen Sie jetzt nicht die Ex des Kommissars, sondern sind selber Kommissarin. Haben Sie eine Lieblingsermittlerin im Fernsehen?
Stappenbeck: Ich fand Ulrike Folkerts als Kommissarin Lena Odenthal schon immer besonders. Aber eigentlich mag ich alle Ermittlerinnen. Ich bin verliebt in Eva Mattes, und ich finde die Figur super, die Maria Furtwängler im »Tatort« erfunden hat. Ich mag Meret Becker im Berliner »Tatort«, aber auch Maria Simon, Anneke Kim Sarnau, Jasmin Tabatabai – ich liebe einfach Frauen als Kommissarinnen.
Schon als Neunjährige vor der Kamera
Der Tod von Maja Maranow sorgte vor einigen Wochen für große Bestürzung: Nur wenige hatten von der schweren Krebserkrankung der 54-Jährigen gewusst, die mit der Krimireihe »Ein starkes Team« bekannt geworden war.
Ihre Nachfolgerin in dem 1994 gestarteten Krimiklassiker ist Stefanie Stappenbeck. Diese kam 1974 in Potsdam zur Welt und wuchs in Berlin auf. Schon als Neunjährige wurde sie fürs DDR-Fernsehen entdeckt, als Teenager stand sie für den Kinderfilm »Die Weihnachtsgans Auguste« vor der Kamera.
Nach dem Abitur spielte Stappenbeck an renommierten Bühnen wie dem Deutschen Theater Berlin, seit Mitte der 90er-Jahre arbeitet sie hauptsächlich fürs Fernsehen. Die Schauspielerin war unter anderen im Dokudrama »Die Manns« und in der Guttenberg-Satire »Der Minister« zu sehen, zuletzt spielte sie im »Tatort« die Ex-Frau von Til Schweigers Kommissar Nick Tschiller. Stefanie Stappenbeck lebt mit ihrem Mann und der gemeinsamen Tochter in Berlin. (ski)