Das nächste große Ding?

Clubhouse: Das steckt hinter der App

Lukas Böhl
Lesezeit 4 Minuten
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11. Januar 2021
Bislang nur im App Store erhältlich.

Bislang nur im App Store erhältlich. ©Foto: Lukas Böhl

Stellen Sie sich vor, Sie könnten während Ihres Lieblingspodcasts plötzlich in die Konversation mit einsteigen. Auf dieser Grundidee basiert die neue Social-Media-App „Clubhouse“, die seit Mitte des letzten Jahres einen riesen Hype erfährt – und das trotz eingeschränkten Zugriffs. Wir erklären, was hinter der App steckt und wie sie funktioniert.

Clubhouse ist eine Social-Audio-App. Das heißt, anstatt Bilder, Videos oder Textnachrichten zu teilen, führen die Nutzer echte Gespräche miteinander. Hinter der App stecken die beiden Gründer Paul Davison und Rohan Seth mit ihrer Firma Alpha Exploration Co. Beide keine unbeschriebenen Blätter in der Welt des Silicon Valleys.

Obwohl Clubhouse erst seit März 2020 verfügbar ist, wurde die App bereits im Mai desselben Jahres mit 100 Millionen US-Dollar bewertet. Dafür verantwortlich war ein Investment der Risikokapitalgesellschaft Andreessen Horowitz über 12 Millionen US-Dollar, wie das Forbes Magazine berichtete.

Damals befand sich die App noch in der Beta-Testphase und hatte nicht einmal 5000 aktive Nutzer. Ein Investment in dieser Höhe bedeutet zwar nicht zwangsläufig langfristigen Erfolg. Doch die Idee scheint zumindest Anklang zu finden.

Wie funktioniert Clubhouse?

Was Clubhouse von anderen sozialen Medien unterscheidet, ist der Fokus auf die sprachbasierte Kommunikation. Die Interaktionen zwischen den Nutzern finden über Audio-Chaträume statt, in denen Gespräche (Events) zu vorher festgelegten Themen geführt werden. Jeder Nutzer kann so ein Event planen und ausrichten.

Man kann sich auch jederzeit in stattfindende Konversationen einklinken, um zuzuhören. Will man einen Beitrag leisten, so hebt man einfach die virtuelle Hand. In jedem Chat gibt es ein oder mehrere Moderatoren, die entscheiden, wen sie zu Wort kommen lassen und bei Verstößen gegen die Community-Richtlinien eingreifen.

Ansonsten gleicht die Plattform anderen sozialen Netzwerken. So kann man sich ein Profil mit einem Steckbrief anlegen, anderen Nutzern folgen und Interessengruppen (Clubs) beitreten.

Wie kommt man in die App?

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Noch ist Clubhouse nicht öffentlich zugänglich. Neue Nutzer kommen nur über eine Einladung eines Mitglieds in die App. Jeder Nutzer hat wiederum nur eine beschränkte Anzahl an Einladungen zur Verfügung. Somit wird der Zugang extrem limitiert. Es ist allerdings möglich, weitere Einladungen zu verdienen, indem man aktiv an der App mitwirkt und zum Beispiel Gesprächsrunden hostet.

Eine weitere Restriktion besteht in der Geräteverfügbarkeit. Bislang ist die App nur im App Store von Apple erhältlich und damit lediglich für iOS-Nutzer zugänglich. Wer keinen Bekannten hat, über den er Zugang zu Clubhouse bekommt, kann sich die App aber zumindest schon herunterladen und sich einen Benutzernamen sichern.

Übrigens tummeln sich auch viele Prominente wie Ashton Kutcher, Oprah oder Drake auf Clubhouse. Theoretisch besteht also die Möglichkeit, direkt mit seinen Idolen in Kontakt zu treten. Dies trägt sicherlich zur Euphorie um die App bei.

Wieso ist die App noch nicht für alle verfügbar?

Auf den ersten Blick wirkt es so, als wäre die künstliche Verknappung von Clubhouse ein reiner Marketingtrick, um Wirbel um die App zu machen. Ganz im Sinne des Namens: Wer nicht dabei ist, will drin sein. Wer drin ist, will nichts verpassen. Beide Gruppen helfen, den Hype zu vergrößern und aufrechtzuerhalten. Dadurch entsteht eine Sogwirkung, die ganz ohne kostspieliges Marketing im klassischen Sinne auskommt. Jeder begeisterte Bericht eines Mitglieds, jede abgelehnte Einladung eines Außenstehenden sorgt nur für immer mehr Aufsehen.

Aber tatsächlich gibt es auch praktische Probleme beim Ausrollen einer solchen App, welche die allgemeine Zugänglichmachung verzögern. Zunächst einmal muss eine geeignete Infrastruktur aufgebaut werden, um einer größeren Nutzerzahl gerecht zu werden. Bei einem plötzlichen Massenandrang müssen technische Prozesse reibungslos funktionieren und die Strukturierung der Inhalte trotzdem noch übersichtlich bleiben. Des Weiteren müssen Nutzerrichtlinien eingeführt und überwacht, Verstöße dagegen aufgedeckt und geahndet werden. All diese Prozesse sollten stehen, bevor die App sich für die breite Masse öffnet.

Erst kürzlich hat die New York Times von Beschwerden mehrerer Nutzer aufgrund von rassistischen oder antisemitischen Äußerungen innerhalb von Clubhouse berichtet. Aufgrund der sehr persönlichen Note der App kann sich die Wirkkraft solcher Beleidigungen noch verstärken. Würden die Nutzerzahlen mit einem Mal in die Höhe schießen, käme es unweigerlich zu mehr solcher Situationen. Die Betreiber von Clubhouse müssen also Wege finden, wie sie Richtlinienverstöße nicht nur aufdecken, sondern auch ahnden können.

Bis dahin wird die App vermutlich in der ausgedehnten Beta-Phase bleiben und weiterhin von ihrer Exklusivität profitieren. Warten die Gründer jedoch zu lange mit der Öffnung für die Allgemeinheit, könnte ihnen nicht nur ein Wettbewerber den Rang ablaufen, sondern auch der Hype verfliegen. Es bleibt also abzuwarten, ob nach Facebook, Instagram und TikTok bald Clubhouse zum nächsten großen Ding in der Social-Media-Welt wird oder ob die App ein ähnliches Schicksal wie einst das Videoportal Vine ereilt.

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