Darknet: Der Marktplatz für Illegales
Es ist die Parallelwelt des Internets: das Darknet, das Marktplätze für Drogen, Waffen und sogar Auftragsmorde anbietet, aber über die üblichen Browser nicht zugänglich ist. Nutzer verschaffen sich über diese Plattform illegale Dinge weitgehend anonym.
Darknet – der Name klingt so abenteuerlich wie das Ganze ist: In der Parallelwelt des Internets finden Kriminelle alles, was sie brauchen. Dort blüht der Drogen und Waffenhandel, Kreditkartendaten können gekauft und Spam-Mails verschickt werden. Selbst Auftragsmorde können über das Darknet gebucht werden.
Über die normalen Suchmaschinen ist der Zugang ins Darknet nicht zu finden. Er ist ausschließlich über eine Anonymisierungssoftware möglich, etwa die kostenlose Software »Tor«. Sie verwischt die Spuren, indem sie Daten über mindestens drei Server umleitet, anstatt sie von Rechner zu Rechner zu schicken. Dass diese Wege alle paar Minuten wieder verändert werden, macht es nahezu unmöglich, den Weg nachzuverfolgen: So entsteht für den Surfer durch den Tor-Browser Anonymität. Fehlende zentrale Strukturen und der permanente Datentausch unter allen Nutzern sorgen überdies für Verwirrung. Das macht es schwierig, ihnen auf die Schliche zu kommen. Die Seiten enden mit .onion, was das Zwiebel-Prinzip andeutet.
Außer Waffen und Drogen können im Darknet auch E-Mail-Account erworben werden, um Spam-Mails zu versenden. Diese Erfahrung machte vermutlich ein Unternehmer aus der Region, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er erhielt vor einigen Jahren eine E-Mail mit dem Angebot für Filme aus dem Bereich Kinderpornografie – ganz dreist an die offizielle Info-Mail-Adresse seines Unternehmens. »Ich habe das umgehend bei der Polizei angezeigt«, berichtet er. Die Kriminalbeamten ermittelten – und fanden nur noch leere Accounts vor. Die »Anbieter« der illegalen Streifen waren längst umgezogen.
Tauschbörse
Auf die Schliche kamen die Beamten dagegen einem 19-jährigen Abiturienten, der aus dem Darknet Drogen bezog. Statt selbst welche anzubauen, ließ der Kinzigtäler sie sich aus Kanada zuschicken.
Nachdem die Zollfahndung auf die häufigen »Geschenksendungen« aufmerksam geworden war, öffnete sie Anfang des Jahres eines der Päckchen, in dem sich ein Warenwert von 30 Euro befinden sollte.
Tatsächlich fielen den Beamten vier vakuumverpackte Tüten mit nahezu einem Kilogramm Marihuana im Schwarzmarktwert von etwa 5000 Euro in die Hände.
Als schließlich die Polizei bei dem jungen Mann klingelte, fand sie weitere Drogen sowie den »Erlös« aus seinem florierenden Handel.
Weitere Interessen
Das Bundeskriminalamt (BKA) geht von fast 15 Millionen Fällen von Computer- und Internetkriminalität aus. Dazu zählt auch das Teilen von Filmen und Musikdateien, für welches das Darknet in erster Linie Anlaufstelle war und ist.
Der anonyme Bereich des Internets wird aber nicht nur von Kriminellen aufgesucht. Auch Menschen, die mehr Privatsphäre brauchen als andere, bewegen sich auf dieser Plattform. Das können Oppositionelle in totalitären Systemen oder politisch Verfolgte sein.
Übrigens: Bezahlt wird ebenfalls ganz anonym mit der digitalen Währung »Bitcoin« (siehe ABC links).