Experte erklärt: Was für ein Insektenhotel wichtig ist
Die Natur ganz nah erleben: Insektenhotels machen das möglich. Doch wer Insekten ein Zuhause geben möchte, muss dabei einige Dinge beachten. Experte Andreas Braun erklärt, was man beim Bau beachten muss.
Wildbienen-Nisthilfen sind aus zweierlei Gründen interessant: Zum einen bieten sie »Wohnraum«, der – je nach konkreter Ausgestaltung – im Idealfall von bis zu 30 oder sogar noch ein paar mehr Arten genutzt werden kann. Zweitens lässt sich an solchen »Hotels« die Natur aktiv erkunden, sie haben also einen pädagogischen Wert.
An erster Stelle stehen die Bedürfnisse
Damit das auch klappt, sollten ein paar Dinge berücksichtigt werden: Generell, dass man beim Bauen in erster Linie die Bedürfnisse dieser geschützten Insekten im Blick hat und weniger die eigenen Vorstellungen. Denn entscheidend für die Besiedlung eines Wildbienenhauses ist nicht dessen »Schönheit« nach menschlichem Ermessen, sondern die Eignung der angebotenen Materialien und Strukturen für die Bienen.
So können Überdachungen zwar gut gemeint sein und hübsch aussehen, letztlich aber wenig Nutzen haben: Etwa, wenn sie aus weit vorstehenden Ziegeln bestehen, da dies zu einer starken Beschattung und somit zu wenig idealen Verhältnissen führt. Besser ist es daher, einen solchen Regenschutz – der durchaus Sinn macht – aus durchsichtigen Materialien herzustellen: Beispielsweise mit Hilfe von transparenten Platten, wie sie bei Gewächshäusern verwendet werden.
Auch bei der Wahl des Standorts gilt es einiges zu beachten: Eine sonnige und zugleich geschützte Stelle sollte es sein. Und zwar mit einem möglichst vielfältigen Angebot an Blüten in der Umgebung, da die Bienen ja auch Nahrung benötigen. Dies ist besonders dann wichtig, wenn man kleinere Nisthilfen auf einem Balkon oder an ähnlichen Stellen errichten möchte. Ebenso sollten Wasserstellen in der Nähe sein.
Gut abgelagertes, hartes Laubholz
Ansonsten gilt es, eine Vielfalt geeigneter Strukturen mit Hohlräumen auf kleinem Raum anzubieten: Sogenannte Gangnisthilfen mit unterschiedlichen Durchmessern. Als solche kann man zum Beispiel diverse hohle Pflanzenstängel anbieten. Andere lassen sich selbst herstellen, indem man entsprechende Gänge in Holz bohrt – möglichst in gut abgelagertes, hartes Laubholz. Ergänzt werden kann das Ganze durch Massivholz ohne Löcher und ein Angebot an anderen Baumaterialien wie zum Beispiel weicher Lehm oder Sand.
Allerdings darf das verwendete Bauholz nicht mit Chemikalien behandelt und sollte zudem frei von Bohrmehl und Spänen sein: Quer stehende Holzfasern stellen für die Bienen nämlich eine Gefahr dar, da sie sich an ihnen verletzen können. Aus diesem Grund sind Schmirgelpapier und ein guter Bohrer sozusagen wichtige Voraussetzungen zur Herstellung attraktiver Wildbienen-Nisthilfen.
Des Weiteren führen zu dicht gesetzte Bohrgänge schnell zu Rissen, was die Eignung ebenfalls mindert. Und Hohlziegel, wie sie im Hausbau zum Einsatz kommen, haben oftmals zu große Löcher. Diese können aber anderweitig genutzt werden – etwa, um Bambusröhrchen hineinzulegen.
Schneckenhäuser meist ungeeignet
Wenig Sinn in solchen Wildbienen-Hilfen machen übrigens Kiefern- und andere Baumzapfen, da sie ungeeignet sind. Ebenso meist auch Schneckenhäuser: Zwar gibt es Wildbienen-Arten, die leere Schneckenhäuser nutzen. Allerdings suchen sie diese an anderen Stellen – etwa am Boden in Steingärten.
Noch ein weiterer Hinweis: Recht häufig werden durchsichtige Kunststoffröhrchen eingesetzt, da sich sowohl der Zellenbau als auch die heranwachsende Brut in ihnen gut beobachten lassen. Weil dieses Material jedoch wasserundurchlässig ist, besteht neben der Gefahr einer starken Erhitzung auch die der Verpilzung und somit des Absterbens der Larven. Deshalb sollten solche Plastikröhrchen nur in besonderen Fällen sehr sorgfältig eingesetzt und außerdem die hintere Öffnung mit Watte oder einem ähnlichen Stoff verschlossen werden, der durchlässig für Luft und Wasserdampf ist.
Die Bewohner: Wildbienen, Marienkäfer und andere Insekten
Insektenhotels sind insbesondere für manche solitäre (also einzeln lebende und keine Staaten bildende) Wildbienen gedacht. Von ihnen gibt es in Deutschland rund 550 Arten, die allesamt unter Schutz stehen. Deshalb werden Insektenhotels auch als Wildbienenhotels bezeichnet, wobei der Begriff »Hotel« eigentlich falsch ist: Es handelt sich nämlich nicht um Übernachtungsquartiere, sondern um Nistplätze für den Nachwuchs.
Das heißt, dass sich die Larven darin über einen längeren Zeitraum entwickeln und später als fertiges Insekt schlüpfen – wie lange und wann genau, hängt von der jeweiligen Art ab. Vor allem im Winterhalbjahr werden diese Quartiere mitunter auch von anderen Insekten – etwa Marienkäfer – zum Unterschlupf genutzt.
Tiere beobachten
An richtig gebauten und gut positionierten Wildbienenhotels ist also das ganze Jahr über etwas geboten, oftmals lassen sich dort lebende Tiere auch beobachten. Welche Arten sich genau einfinden, hängt vom Einzelfall ab – also von der Umgebung und den angebotenen Strukturen wie zum Beispiel Holz, hohle und markhaltige Pflanzenstängel oder auch Lehm. Ein häufiger Gast ist zum Beispiel das Insekt des Jahres 2019, die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis): Diese Art ist nämlich sehr flexibel, nistet also in allen möglichen Hohlräumen. Sie macht eine Generation im Jahr und ist recht früh dran.
Bei günstiger Witterung sind deren Männchen bereits Anfang März aktiv, etwas später folgen die Weibchen. In die Gangnisthilfen eines Insektenhotels – zum Beispiel Bambusröhrchen oder in Holz gebohrte Löcher – können pro Muttertier 20 bis 30 Brutzellen hintereinander angelegt werden, wobei die einzelnen Zellen mit feuchtem Lehm oder Erde verschlossen werden. Jede Zelle enthält ein Ei sowie Blütenpollen als Proviant für die Larven. Nach der Verpuppung überwintert die fertig entwickelte Biene in ihrem Kokon.
Nisthilfen aus Erde und Ton
Hohlräume werden, je nach Durchmesser, aber auch von etlichen anderen Wildbienen genutzt: Etwa von weiteren Mauerbienen-Arten, ebenso von manchen Scheren- und Blattschneiderbienen. Die Blauschwarze Holzbiene (Xylocapa violacea) verwendet hingegen Totholz, in das sie ihre Nistgänge aktiv mit den Mundwerkzeugen nagt. Sie profitiert von der Klimaerwärmung, ist in Dörfern und Städten recht häufig und mit zwei bis drei Zentimetern auffällig groß. Weitere Arten – zum Beispiel die recht häufige Gemeine Sandbiene – bauen ihre Nester im Boden. Für sie können Nisthilfen aus Erde, Ton oder Lehm interessant sein, der zudem von anderen Wildbienen, aber auch von Lehm- und Grabwespen als Baumaterial benötigt wird.
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