Buchbinder Josef Wunsch aus Oberkirch liebt seinen Beruf
Josef Wunsch (58) aus Oberkirch ist Buchbinder. Er bindet unter anderem die Zeitungen der Mittelbadischen Presse, also auch die Robby-Rheinschnake Kindernachrichtenseiten. Das klingt doch wirklich sehr spannend. Robby Rheinschnake hat daher seine Assistentin beauftragt, mit dem Buchbinder über seinen außergewöhnlichen und mittlerweile seltenen Beruf zu sprechen.
Herr Wunsch, Sie sind Buchbinder. Erzählen Sie uns ein bisschen von Ihrem Beruf?
Josef Wunsch: In meiner Buchbindewerkstatt fallen drei verschiedene Auftragsarten an. Zum einen binde ich Zeitschriftenbände, etwa von Ärzten, Anwälten oder Kommunen, die diverse Fachzeitschriften gesammelt haben wollen. Dann gibt es die privaten Auftragsarbeiten, etwa Bachelor- oder Masterarbeiten, die Studenten bei mir binden lassen. Auch Reiseerinnerungen und private Tagebücher binden wird immer wieder in Auftrag gegeben. Und dann führe ich natürlich auch noch Buchreparaturen aus.
Buchreparaturen, das klingt spannend ...
Wunsch: Meine Kunden bringen mir zum Beispiel Taschenbücher, die ich wieder klebe und sie mit einem neuen Rücken versehe. Das kommt häufig vor. Dann kommen auch Menschen, die ganz alte Bibeln wieder repariert haben wollen, zu mir. Ich repariere aber nur Bücher ab dem Jahr 1800. Alles was älter ist, ist Aufgabe für einen Restaurator.
Wow, so alte Bücher können Sie reparieren! Kommt das denn häufig vor? Und kostet eine Buchreparatur viel Geld?
Wunsch: Ich habe mich ein bisschen auf Buchreparaturen spezialisiert und habe da auch etliche Aufträge. Auch, weil es nicht mehr viele Buchbinder gibt, die das machen. Ein Taschenbuch kleben kostet im Schnitt sieben oder acht Euro. Eine alte Bibel reparieren kann auch mal 100 Euro kosten. Da bin ich dann aber auch zehn bis 20 Stunden beschäftigt.
Wie wird man denn Buchbinder?
Wunsch: Es ist ein klassischer Ausbildungsberuf. Es gibt die beiden Richtungen Handwerk und Industrie.
Welchen Schulabschluss benötigt man für die Ausbildung und was für Schulfächer sind besonders wichtig?
Wunsch: Ein guter Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife sind Voraussetzung. Die Fächer Mathematik und Deutsch sind meiner Meinung nach wichtig. Mathe, weil man Kopfrechnen können sollte, etwa um Material zuzuschneiden und auszurechnen. Deutsch ist deswegen wichtig, weil wir ja auch Titel prägen und eine Schreib-Leseschwäche da nicht gut wäre. Ansonsten ist handwerkliches Geschick und Interesse meiner Meinung nach wichtig. Wer nicht gerne bastelt, würde vermutlich als Buchbinder nicht glücklich werden.
Warum haben Sie sich einst für diesen Beruf entschieden?
Wunsch: Mein Vater war schon Buchbinder. Er hat mich gefragt, ob ich mir diesen Beruf vorstellen könnte, als ich in der Realschule war. Bis dahin hatte ich mir über einen Beruf noch keine Gedanken gemacht. Ich habe dann sehr schnell einen Ausbildungsplatz bekommen, das Handwerk erlernt und den Betrieb meines Vaters übernommen.
Stimmt es, dass es gar nicht mehr so viele Buchbinder gibt?
Wunsch: Ja, das ist richtig, in Südbaden sind noch etwa 20 Buchbinder in der Handwerkskammer registriert. Es gibt auch nur noch wenige Betriebe, die das Handwerk ausbilden. In Südbaden haben wir nur einen einzigen Auszubildenden. Das liegt auch daran, dass die beruflichen Aussichten nicht rosig sind, da kaum mehr jemand Gesellen einstellt.
Woran liegt das?
Wunsch: Durch die Industrialisierung und Digitalisierung sind viele Aufträge weggebrochen. Die Industrie ist billiger, und gerade Zeitschrifteneinbände werden heute nur noch von Liebhabern in Auftrag gegeben, da eigentlich alles im Internet zu finden ist, sodass die Papierform nicht mehr nötig ist.
Was macht den Buchbinder-Beruf für Sie so besonders?
Wunsch: Ich kann in diesem kreativen Beruf etwas herstellen. Und zwar vom ersten bis zum letzten Schritt. Zudem ist mir der persönliche Kundenkontakt wichtig. Wenn die Kunden wertschätzen, was ich tue und sich über die Arbeiten freuen, bin ich glücklich. Das spornt mich an.
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