Kairo

Ägyptisches Museum zieht an die Pyramiden

dpa
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18. Juni 2018
Mohamed Mostafa, ägyptischer Restaurator, im Konservierungslabor des Großen Ägyptischen Museums in Giseh.

Mohamed Mostafa, ägyptischer Restaurator, im Konservierungslabor des Großen Ägyptischen Museums in Giseh. ©dpa - Gehad Hamdy

Der Ausblick von der wichtigsten Baustelle Ägyptens könnte schlechter sein. Über der vor Hitze flirrenden Sahara erhebt sich das Weltwunder Stufe für Stufe.

Die Seiten der mächtigen Cheops-Pyramide laufen zu einer Spitze zusammen, die schon mehr als 4500 Jahre über der Wüste, dem Nil und seit einigen Jahrzehnten über dem Kairoer Moloch thront. Zwei Kilometer entfernt rennen unzählige Menschen in gelben Westen durcheinander, um ein neues Wunder fertig zu bekommen. Das Piepen rückwärts fahrender Laster schrillt über die halbfertige Anlage, auf der das Große Ägyptische Museum gebaut wird. Hier sollen bald einige der größten Kulturschätze der Menschheit ausgestellt werden.

Noch dieses Jahr - so zumindest der offizielle Plan - sollen die Galerien mit den Schätzen aus der Grabkammer von Pharao Tutanchamun sowie eine riesige Treppe voller antiker Statuen eröffnen. Das scheint ambitioniert: An der Betonfassade türmen sich Sandhaufen, die den Blick auf Rohre und Kabel im tiefen Erdreich eröffnen. Überall lehnen Baugerüste, das Gebäude ist teilweise eher Stahlgerippe. Im gewaltigen Atrium steht zwar schon Ramses II. Doch statt der gigantischen Treppe in die Galerien überblickt der Elf-Meter-Koloss nur eine unfertige Konstruktion.

Hat da jemand was von einer Eröffnung 2018 gesagt? «Die Arbeiten an dem Museum gehen nach Plan. Es sollte machbar sein», meint Museumsdirektor Tarik Taufik, klingt dabei aber selbst zögerlich. Wenn es dieses Jahr nicht mehr klappe mit der Eröffnung des ersten Teils, dann halt zu Beginn des nächsten Jahres, sagt er. Bis 2022 soll dann das Große Ägyptische Museum komplett fertig sein.

Doch am Ende soll sich das Warten lohnen: Erstmals in der Geschichte werden die sensationellen Schätze genug Platz haben. Bis jetzt verstauben sie - mangelhaft erklärt - im Ägyptischen Museum im Zentrum Kairos. Diese Indiana-Jones-Dachboden-Romantik soll durch eine moderne Ausstellung abgelöst werden.

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Jedes Exponat - von kleinen Grabbeigaben bis zum Granitkoloss soll in seinen umfassenden historischen Kontext eingebunden werden. Das gilt auch für das Herzstück des Großen Ägyptischen Museums, der Ausstellung um Kindskönig Tutanchamun, dessen Grabkammer 1922 von Howard Carter in Luxor entdeckt wurde: «Wir wollen den Menschen hinter der goldenen Maske vorstellen», erklärt Taufik.

Der Museumsdirektor stützt sich dabei auf deutsche Hilfe: das Stuttgarter Atelier Brückner hat die Ausstellung zum Pharao entworfen. Geschäftsführerin Shirin Frangoul-Brückner sagt, es gehe bei ihrem Konzept darum, nicht nur Artefakte, sondern auch Inhalte endlich zugänglich zu machen. Dafür haben die deutschen Planer beste Voraussetzungen: «Wir haben Ausstellungsgalerien, die enorm groß sind. Also Flugzeughangar-groß», so Frangoul-Brückner.

So misst einer der Säle für die Grabbeigaben Tutanchamuns 230 Meter. Diese Ausmaße braucht es aber auch: Wenn alle Hallen komplett eröffnet sind, sollen sie 50 000 Artefakte in der ständigen Ausstellung beherbergen. Mehr als die Hälfte davon wurde Direktor Taufik zufolge noch nie gezeigt. Bis zu 15 000 Menschen sollen, multimedial unterstützt, den Pharao ins Leben nach dem Tod begleiten, während über ihren Köpfen die Lichtskulptur «Path of the sun» (Der Pfad der Sonne) schwebt.

Unter den Füßen von Osama al-Cheir hat der Wüstensand den Teppichboden derweil bräunlich-gelb gefärbt. Er ist der Generaldirektor des angeschlossenen Conservation Centers, in dem die Ausstellungsstücke katalogisiert und hergerichtet werden. Al-Cheir ist auch an einer der wohl gefährlichsten Aufgaben des gesamten Projekts beteiligt: am Transport der Kulturschätze ins neue Haus.

«Die Schwierigkeit für den Transfer sind die instabilen Straßen. Das kann ein Problem für die schweren Artefakte sein», sagt Al-Cheir. Sie müssen schließlich vorbei am weltberühmten Tahrir-Platz, über den Nil, durch die immer verstopften smoggrauen Häuserschluchten und die Schlagloch-Straßen von Giseh bis in die großen Hallen des Museums am Rande der Megastadt. Doch bisher, beteuert Al-Cheir, sei noch alles heil angekommen.

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