Berlin

Arcade Fire kämpfen gegen die Erschöpfung - mit Erfolg

dpa
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14. August 2018
Arcade Fire auf der Bühne.

Arcade Fire auf der Bühne. ©dpa - Jose Sena Goulao

Am Ende kriegen sie einen doch. Dann wogt die Masse in kollektiver Glückseligkeit, während Arcade Fire ihre wilde Show zwischen Kindergeburtstag, Dschungelparty und Stadiongottesdienst zelebrieren.

Kein Zweifel: Die Kanadier bleiben eine der besten Live-Bands auf dem Planeten. Am Montagabend, beim zweiten großen Berliner Open-Air-Konzert der Band innerhalb von nur gut einem Jahr, sind zunächst allerdings Zweifel erlaubt, ob der Zauber nochmal wirkt.

Zwar geben sich der Frontmann Win Butler, seine Ehefrau Régine Chassagne und der Rest von Arcade Fire beim Einmarsch mitten durchs Publikum in der Spandauer Zitadelle volksnah, klatschen Fans ab, lachen fröhlich, erklimmen ohne Starallüren die Bühne. Doch die erste Dreiviertelstunde des Auftritts im Rahmen der langen «Everything Now»-Welttournee gestaltet sich zäh. Die neunköpfige Truppe aus Montreal wirkt ein wenig erschöpft.

Manche Ansage von Win Butler versandet oder bleibt kryptisch, der Sound ist zwar für ein Draußen-Konzert recht klar, aber - wohl mit Rücksicht auf die Anwohner am Berliner Stadtrand - etwas zu leise. Vielleicht liegt es auch daran, dass es um kurz nach acht Uhr abends noch arg hell ist, so dass die Lichteffekte, die im Bühnenhintergrund flackernden Videos und Live-Projektionen nicht ihre volle Wirkung entfalten können.

Was die Setlist betrifft, gibt es von Anfang an «nichts zu meckern» (was für den Berliner bekanntlich eine ganze Menge ist). Mit drei Songs aus dem triumphalen Debüt «Funeral» (2004), das den großen David Bowie zu einem frühen Arcade-Fire-Verehrer machte, geht es schon mal gut los.

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Arcade Fire spielen Überwältigungs-Pop

Danach liegt der Schwerpunkt kurzzeitig bei der neuesten Platte «Everything Now» (2017), die zwar in den USA und Großbritannien wieder zuverlässig Platz 1 der Charts erreichte, wegen ihrer Hinwendung zum Elektropop aber nicht unumstritten ist. Das von Chassagne mit spitzem Stimmchen gesungene «Elecric Blue» und die fast schon zu eindeutige ABBA-Hommage «Put Your Money On Me» kommen beim Publikum aber durchaus an.

Vor allem sind es Songs wie «Rococo», «Half Light» oder «Ready To Start» - allesamt aus dem dritten Arcade-Fire-Album «The Suburbs» (2010) - die kurz vor der Gig-Mitte so richtig zünden. Nun haben Arcade Fire ihre volle Betriebstemperatur erreicht. Die Musiker wechseln andauernd die Instrumente, wirbeln und wuseln hyperaktiv umher, finden sich zu mächtigen Chorgesängen und ausgelassenen Trommeleien zusammen.

Ihr Überwältigungs-Pop, der Elemente von Bowie, Prince, Blondie oder Bruce Springsteen ebenso vereinnahmt wie Art-Rock und Indie-Folk, nimmt nun minütlich Fahrt auf. Zwar sind leider keine Lieder aus dem unantastbaren Meisterwerk «Neon Bible» (2007) und nur der funky Titeltrack von «Reflektor» (2013) zu hören. Doch Arcade Fire haben längst eine solche Menge an zugkräftigen Live-Songs zur Verfügung, dass dies kaum negativ ins Gewicht fällt. Und sie leisten sich diesmal - wider die Tournee-Routine - sogar einige Raritäten im Programm.

Am Ende, mit den Zugaben «Everything Now» und «Rebellion (Lies)», schließt sich der Kreis zwischen ganz neuem und ganz altem Repertoire. Längst sind die Zuschauer in der Zitadelle wieder zu euphorischen Gefolgsleuten dieser wohl ungewöhnlichsten Mega-Band geworden. Nach einem letzten Europa-Gig beim belgischen Pukkelpop-Festival dürfen sich Butler, Chassagne und Konsorten dann bald auch endlich mal etwas ausruhen - bis zu den USA-Auftritten Ende September. Haben sie sich verdient.

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