Bei Schumann fehlte es Geigenvirtuosin Alena Abeva an Glut
Klassische Konzertliteratur, viel Schwung und eine technisch brillant aber auch kühl agierende Solistin: Das diesjährige Gastspiel der Stuttgarter Philharmoniker setzte einmal mehr auf das musikalische Oeuvre des 19. Jahrhunderts.
Keine Frage, die Stuttgarter Philharmoniker haben in Lahr wieder ein ansprechendes Konzert geboten. Ein Konzert, das eine wunderbar schwungvoll angelegte Brücke von Felix Mendelssohn-Bartholdy zu Ludwig van Beethoven geschlagen hat. Der Österreicher Christian Arming dirigierte das Orchester mit einer fast kessen Geste sicher und trotzte Beethovens „Sinfonie Nr. 8“ ein hohes Tempo und viel musikalischen Schwung ab.
Das Orchester der Landeshauptstadt hat am Dienstagabend einmal mehr gezeigt, dass es Impulse setzten kann und einen Gewinn für die deutsche Orchesterlandschaft darstellt. Das erste Sinfoniekonzert der neuen Saison muss trotzdem in die Rubrik „eher gediegen“ eingeordnet werden.
Den gut 500 Zuhörern im Lahrer „Parktheater“ wurde gängige Kost serviert, ein Konzertprogramm, das aus dem musikalischen Oeuvre des 19. Jahrhunderts schöpfte und den Spuren der großen Meister jener Epoche folgte. Stilistische Kontraste und echte Überraschungen wurden jedoch nicht geboten. Ein kleines Fragezeichen muss auch hinter den Auftritt der Solistin Alena Baeva gesetzt werden.
Die 1985 in Russland geborene Geigenvirtuosin hat in Lahr sicherlich ihre technische Brillanz untermauert. Im Umgang mit dem erst lange nach dem Tod von Robert Schumann uraufgeführten „Violinkonzert d-Moll“ offenbarte sie aber auch eine kühle, distanziert anmutende Grundhaltung. Ihrem Dialog mit dem auch hier sicher geführten Orchester fehlte die innere Glut. Es wurde auch die fast schroffe Zerrissenheit des Spätwerkes von Robert Schumann vermisst. Alena Baeva, die bereits mit fünf Jahren Geigenunterricht erhielt, demonstrierte ihr Virtuosentum, vernachlässigte aber die emotionale Seite, die musikalische Seele des großen Romantikers.
Ein Gedicht von Mozart
Für die atmosphärischen Glanzlichter des Abends sorgten die Stuttgarter Philharmoniker letztendlich im Alleingang. Zum Auftakt des Konzerts erklang die Ouvertüre „Meeresstille und glückliche Fahrt“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Sie ist die musikalische Interpretation eines Gedichtes von Wolfgang Amadeus Mozart.
Dunkel und wunderbar schwebend gelang dem Orchester der Einstieg, das musikalisch heraufbeschworene Bild eines Blickes in die tiefsten Abgründe des Meeres. Die „glückliche Fahrt“ war anschließend wunderbar temperamentvoll und voller Glanz.
Ganz ähnlich angelegt auch die „Sinfonie Nr. 8“ von Ludwig van Beethoven. Kraftvoll, mit sehr viel Schwung aufbereitet, aber längst nicht so dramatisch und bedeutungsschwanger wie viele andere Tonschöpfungen Beethovens. Die nach der Pause angesetzte Aufführung umgarnte, verführte und überzeugte das Publikum im „Parktheater“ ganz ohne Pathos und die bei Beethoven oft mitschwingende Schwere.