Theaterabend in der Oberrheinhalle Offenburg

Beste Unterhaltung mit Klassiker „Die Feuerzangenbowle“

Bettina Kühne
Lesezeit 3 Minuten
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16. Dezember 2019
Chaos im Klassenzimmer: Die Oberprima machte es den Lehrern nicht leicht.

Chaos im Klassenzimmer: Die Oberprima machte es den Lehrern nicht leicht. ©Ulrich Marx

„Die Feuerzangenbowle“, das Lausbubenstück nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Spoerl, das 1994 ins Kino kam, bewährt sich auch auf der Bühne. Das Ensemble der Altonaer Bühne bescherte damit in Offenburg unterhaltsame Stunden voller Erinnerungen.

Bei der „Feuerzangenbowle“ lachten zunächst die alten Herren beim Stammtisch, als sie ihr „Küken“ von der Schnapsidee überzeugten, seine verpasste Schulzeit in der Oberprima nachzuholen. In der Oberrheinhalle lachte auch das Publikum, als die Altonaer Bühne den Filmklassiker nach dem Buch von Heinrich Spoerl in der vollbesetzten Oberrheinhalle auf die Bühne brachte. Ein Evergreen, der so schön mit den Erinnerungen spielt.

Am Freitagabend lieh Tommaso Cacciapouti dem „Pfeiffer mit drei F, eins vor dem ei, zwei nach dem ei“ sein knitzes Lächeln. Zunächst taucht  Hans Pfeiffer im Klassenzimmer der Oberprima jedoch mit zusammengebissenen Zähnen und Zurückhaltung auf. Keiner wollte ihn neben sich sitzen lassen. Und der freche Rosen (Simon Lausberg) machte ihm  deutlich, dass er in der Klasse das Sagen hat.

Doch im Musikunterricht von Referendarin Eva (Nadja Wünsche) bleibt die unsterblich in sie verliebte Meute seltsam zahm. Bei der Probe der „Jungfrau von Orleans“ ging der kleine Luck (Johan Richter) ganz in seiner Hauptrolle auf, der bigotte Melworm (Thomas B. Franz) singsangte seinen Text im Stil eines Pfarrers. Pfeiffer wiederum kreischte so, dass er suspendiert wurde.

Unübertroffen dürfte der Bömmel gewesen sein: Franz-Joseph Dieken gab den unkonventionellen, selbstzufriedenen Pauker, der weder sich, noch das Leben und schon gar nicht seine Schüler sonderlich ernst nahm. Sein legendärer Satz „Jetzt stellen wir uns mal janz dumm“ jedenfalls half der Schule über so manche Krise hinweg. Sei es, dass ein Schild des kleinen Luck alle Schüler nach Hause geschickt oder dass Direktor Knauer (Klaus Falkhausen), genannt Zeus, in seiner Verzweiflung dem selbstbewussten Pfeiffer seine Tochter als Braut versprochen hatte.

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Dem Direktor bescherte seine Harmoniesucht lustige Auftritte. Gleich beim ersten Zusammentreffen mit Pfeiffer musste er seinem neuen Oberprimaner klarmachen, dass er aus dem Gasthof auszuziehen hat. Im Lokal trafen sich die Honoratorien der Stadt – und die konnten keinen Schüler als Zeugen gebrauchen. Also zog Pfeiffer in ein Zimmer zu Witwe Windscheid (Monika Häckmann). Er hatte es bald fein heraus bei seiner Vermieterin, die den geselligen Schülerrunden auch mal Bier besorgte – und sich dabei auch selbst ein Schlückchen genehmigte.

Anschauungsunterricht

In der Schule führte der legendäre „wenzige Schlock“ jedoch zu großem Chaos. Professor Crey mit Spitznamen Schnautz (Ole Schloßhauer) hatte bei Lehrstoff „alkoholische Gärung“ zur Anschauung seinen Heidelbeerwein verkostet, was den Oberprimanern anschließend zwei Stunden Schule ersparte. Opfer eines Schülerstreichs wurde „der Schnautz“ auch, als er um eine Stunde verspätet zum Chemieunterricht erschien und bereits seinen Doppelgänger und eine Schulrätin vorfand. Fast hätte das ganze Verwirrspiel im Beisein von Zeus‘ Tochter Eva zum Rauswurf von Pfeiffer geführt.

Doch Ende gut, alles gut: Der vermeintliche Pennäler Pfeiffer klärte seine Lehrer über den Schwindel auf und präsentierte ihnen sein Abiturzeugnis, seinen Doktortitel und seinen Literaturpreis. Für den Schwiegerpapa in spe hatte er auch noch seine Gehaltsabrechnung parat. Begeistert verabschiedete das Offfenburger Publikum die Schauspieler, die genau das gezeigt hatten, was gewünscht war: Eine lustige Komödie, in der sich jeder wiederfinden kann.

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