New York

Bruce Springsteen, der Broadway-Star

dpa
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14. Dezember 2018
Bruce Springsteen war am Broadway eine Sensation.

Bruce Springsteen war am Broadway eine Sensation. ©dpa - Michael Zorn/Invision/AP

In schwarzem T-Shirt und schwarzer Jeans betritt Bruce Springsteen die vollkommen schwarze Bühne. Kurz nickt er dem Publikum zu, trinkt einen Schluck Wasser aus einem Glas auf einem schwarzen Klavier und hängt sich eine schwarze Gitarre um.

«Ich war nur ein Gitarrist auf den Straßen von Asbury Park», nuschelt Springsteen mit seiner längst weltberühmten Reibeisenstimme. «Heute bin ich hier, um den Beweis abzugeben, dass ich noch lebe.»

Springsteen, vor fast 70 Jahren bei Asbury Park an der Küste des US-Bundesstaats New Jersey geboren, hat alles erreicht: Mehr als 60 Millionen verkaufte Alben, Klassiker-Hits wie «Born in the USA» oder «Dancing in the Dark» und Dutzende Auszeichnungen, darunter Grammys, Golden Globes und einen Oscar. Der Musiker mit dem Spitznamen «The Boss» gehört zu den erfolgreichsten Rockmusikern der Welt, auf Tourneen füllt er riesige Hallen.

Die vergangenen 14 Monate aber hat Springsteen fast jeden Abend auf einer für ihn vergleichsweise kleinen Bühne verbracht. Nur rund 1000 Menschen passen in das Walter Kerr-Theater am New Yorker Broadway, wo der Rocker seit Oktober 2017 fast immer dienstags bis samstags auftrat, insgesamt mehr als 200 mal. «Noch nie zuvor in meinem Leben habe ich fünf Tage die Woche gearbeitet - bis jetzt», sagt Springsteen.

So gut wie immer waren die Plätze alle vergeben. Die Show war so erfolgreich, dass die Ticketpreise im Durchschnitt auf mehr als 1400 Dollar anstiegen - das ist selbst für den Broadway, wo Tickets oft begehrt und teuer sind, sehr viel Geld. Manche Kritiker bemängelten schon, dass der Broadway nicht Las Vegas sei und das Theater für Stücke genutzt und nicht so lange von einem Superstar blockiert werden solle. Aber die meisten Kritiker zeigten sich einfach nur begeistert. «Echt und intensiv», urteilte beispielsweise die «New York Times».

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Am Samstag (15. Dezember) soll nun zum allerletzten Mal der Vorhang fallen. Fast gleichzeitig werden eine Live-CD und eine Dokumentation beim Streamingdienst Netflix zu «Springsteen on Broadway» veröffentlicht - für alle, die keine Tickets bekommen konnten, oder das Ganze einfach nochmal erleben wollen.

Wer bei «Springsteen on Broadway» ein Rockkonzert erwartet, liegt völlig daneben. Die Show ist Springsteen pur und alleine, bis zu drei Stunden lang ohne Pause, und ja - er singt, spielt Klavier und Gitarre, aber die meiste Zeit redet er. Über seine stets fröhliche und starke Mutter, die inzwischen an Alzheimer leidet, aber immer noch gerne tanzt, seinen hart arbeitenden und depressiven Vater, mit dem er auch noch lange nach seinem Tod immer noch imaginäre Gespräche führt, seine Kindheit, seinen Widerstand gegen den Krieg in Vietnam, seine Anfänge als Musiker und seine Sicht auf die Welt. Das meiste davon basiert auf seiner 2016 veröffentlichten Autobiografie «Born to Run». Für zwei Songs kommt auch seine Ehefrau und Sängerin Patti Scialfa dazu, mit der er seit 1991 verheiratet ist und drei Kinder hat.

Immer habe er aus seinem kleinen Heimatstädtchen fliehen wollen, sagt Springsteen. New Jersey sei eine «Todesfalle». «Ich wurde geboren, um wegzurennen - aber heute lebe ich zehn Minuten von meiner Heimatstadt entfernt.» Dann singt er «My Hometown» - so langsam und eindringlich, dass der Klassiker wie eine Fortsetzung seines Monologs mit anderen Mitteln wirkt. Berühmt geworden sei er mit Songs über die Arbeiterklasse, sagt Springsteen dann selbstironisch - «dabei habe ich nie eine Fabrik von innen gesehen, sondern mir alles ausgedacht. So gut bin ich.» Die Welt heute mache ihm Sorgen, sagt der Musiker, und warnt eindringlich vor Nationalismus, Rassismus und einer Spaltung der Gesellschaft.

Die Autobiografie und die Broadway-Show wirken kurz vor Springsteens 70. Geburtstag wie sein Lebenswerk - und wie die Demonstration, dass hinter der schwarzen Rocker-Hülle ein äußerst sensibler Mensch steckt. Das Publikum besteht fast nur aus Menschen im selben Alter, denen der Musiker genau aus der Seele zu sprechen scheint. Nachdem Springsteen «Born to Run» gespielt und sich mit einem knappen «Danke» verabschiedet hat, stürmen sie mit tränenüberströmten Gesichtern zur Bühne, applaudieren, jubeln «Bruuuuuuuuuce» und versuchen, Springsteens Hand zu ergreifen. «Wenn es um Porträts von Künstlern geht», kommentierte die «New York Times», «gab es vielleicht nie so etwas echtes und schönes am Broadway».

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