Comedian Alfred Mittermeier weist den Weg ins Paradies
Wie bitte geht’s zum Paradies? Der Comedian und Kabarettist Alfred Mittermeier zeigte am Sonntag im Kehler „La Cità“ steinige, amüsante und bisweilen auch philosophische Wege ins Himmelreich auf – auch wenn keiner weiß, ob es überhaupt existiert.
Kehl. Jede Religion verspricht ihren Schäfchen, dass es nach dem Tode weitergeht: „Ohne das Paradies würde kein Glaube funktionieren“, ist sich Comedian und Kabarettist Alfred Mittermeier sicher, der aus dem erzkatholischen Bayern stammt. Das ganze Leben sei eine immerwährende Aufnahmeprüfung, doch niemand wisse, wo der Numerus Clausus zum Paradies liege. Um rückwirkend den Notenschnitt zu verbessern, könne man zur Beichte gehen, in die „Pray-Station“, was er aus Kindheitstagen noch lebhaft in Erinnerung hat: „Bisweilen war der Stuhlgang hart“.
Die Krux ist allerdings, dass niemand weiß, ob es das Paradies überhaupt gibt. Das ist wie mit dem Licht im Kühlschrank – man glaubt, es geht aus, wenn die Tür sich schließt, weiß es aber nicht. Also gibt’s nur eins: „Erst muss man dran glauben und dann muss man dran glauben“. Oder, etwas philosophischer ausgedrückt: „Man muss die Augen schließen, um es zu sehen“.
Munter hüpft Alfred Mittermeier in seinem neuen Programm zwischen solch hintersinnigen Wortspielereien und bärigem Klamauk hin und her, bisweilen reimt es sich sogar. So ruft er dazu auf, sich schon zu Lebzeiten über die Feierlichkeiten zum eigenen Ableben Gedanken zu machen. Während er selbst mit „Stairway to heaven“ ins Grab zu fahren gedenkt, könnte der bierzeltselige Opa als Trauerlied „Hölle, Hölle...“ wählen. Auf jeden Fall sollte man daran denken, bei der letzten Mahlzeit keinen Mais zu sich zu nehmen, wenn man die Feuerbestattung vorzieht: „Sonst gibt’s Popcorn!“
Update für die Bibel
Was die Bibel seiner Meinung nach aber brauchen könnte, wäre ein gewisses Update. In einer modernisierten Ausgabe könnte Adam statt einem Lamm einen veganen Gemüseauflauf opfern und Jesus Wasser in einen Orangen-Ingwer-Smoothie verwandeln. Und auch ein modernes Wunder wäre nicht schlecht, um den verblassenden Glauben zu stärken, schließlich liegt das letzte schon 2000 Jahre zurück.
Doch Mittermeier schwebt kein „Ehegattinnensplitting mit dem heiligen Geist“ vor, sondern eher ein Geisterfahrer, der unverletzt aus seinem sich überschlagenden, explodierenden, brennenden Auto steigt und unzählige Gaffer ihre Handys zücken lässt, sodass die frohe Kunde sich rasch in der Welt verbreitet und der Papst einen neuen Feiertag, den „Car-Freitag“ ausruft.
„Religionen blicken wie Parteien ehrfürchtig auf vergangene Personen zurück“, meint Mittermeier. „Aber wer keine Gegenwart hat, hat in der Zukunft keine Vergangenheit.“ Da ist er wieder, der kurze philosophische Moment zum Innehalten. Schnell wird wieder gekalauert, wenn wir schon beim Thema Parteien sind: „Annegret Kramp-Karrenbauers größtes Glück ist, nicht Frieda zu heißen“, so Mittermeier. „FKK wäre einfach nicht kanzlertauglich!“
Mal ernst, mal derb, mal brüllend komisch und manchmal auch a bisserl gemein, aber immer treffsicher und sprachlich ausdrucksstark umkreist Alfred Mittermeier sein paradiesisches Thema. Bei ihm passt dann auch der Hai im Wasserbett dazu oder die Konsensfindung auf der Elternbeiratssitzung, die so aussichtsreich ist wie der Gang zum Tierarzt mit einem halben Hendl. Mühelos findet der Comedian die abstrusesten Überleitungen, um dem Publikum den Weg dahin zu ebnen, wo jeder hinwill, obwohl keiner weiß, was ihn dort erwartet. Da darf der Tipp für die passende Bekleidung natürlich nicht fehlen: „Ziehen S’ die Übergangsjacke an!“