Das Mädchen Malala lässt sich seine Träume nicht nehmen
Die Geschichte der mutigen pakistanischen Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai wurde vom „Theater der 2 Ufer“ in Kehl bravourös in Szene gesetzt. Das Stück „Malala – Mädchen mit Buch“ ist auch für Aufführungen in Klassenzimmern geeignet.
„Es geht um ein ganz besonderes Mädchen, denn Malala lehnte sich mit zwölf Jahren schon gegen die Taliban auf“, führte Ruth Dilles, Regisseurin und Intendantin des Theaters der 2 Ufer, die Besucher in das Stück „Malala – Mädchen mit Buch“ ein, in dem sich ein Journalist auf Spurensuche begibt. Er will über dieses Mädchen ein Stück schreiben, was sich als nicht einfach entpuppt.
Das Publikum erlebte die spannende Suche, bravourös von Horst Kiss in Szene gesetzt, mit. Kiss schlüpfte mit einfachsten Mitteln von der Hauptrolle des Journalisten in die Rolle von Malala, ihres Vaters und Bruders oder in die Rolle der furchteinflößenden Taliban. Untermalt wurde das Stück mit eindrücklichen Lichtbildern, die die Geschichte zusätzlich intensivierten.
Schüsse auf Mädchen im Bus
Zum Stück: „Am 9. Oktober letztes Jahr schrieb ich den ganzen Tag, eine Seite nach der anderen, aber keine war gut“, erzählte der Journalist und löschte den Text. Übrig blieben nur die Fakten: Bewaffnete Männer schossen die 14-jährige pakistanische Menschenrechts-Aktivistin Malala Yousafzai, die sich für Mädchenbildung im Swat-Tal im Nordwesten Pakistans einsetzte, im Bus an. Getroffen wurden auch zwei weitere Mädchen. „Da schießt jemand auf ein Mädchen, weil es zur Schule gehen will?“ frägt der Journalist ungläubig und aufgebracht in die Runde.
Malala überlebte wie durch ein Wunder. Wenige Tage später erklärte Ban Ki Mun, der damalige UN-Generalsekretär, dass die Terroristen sich am meisten vor einem Mädchen mit einem Buch fürchten würden. Langsam aber sicher findet der Journalist in die Geschichte hinein und nimmt das Publikum mit. Es konnte förmlich miterleben, wie das Leben im Swat-Tal pulsierte bis 2009 die Taliban kamen, die das Leben völlig veränderten. Frauen dürfen nicht mehr auf den Markt, öffentliche Auspeitschungen werden angekündigt, an Straßenkreuzungen gibt es Hinrichtungen, Mädchenschulen werden geschlossen.
Kinder müssen die Stimme erheben
An dieser Stelle zog Kiss eine Parallele zum Aufruhr in Cambridge, als 1897 Frauen das Recht auf Vollmitgliedschaft in der Universität erhalten sollten und Männer durch die Straßen marschierten und sie mit fauligem Obst bewarfen. Malala hasst die Schule, wie fast alle Mädchen in dem Alter, aber nur solange, bis ihr der Besuch von den Taliban untersagt wird. „Wenn die Älteren schweigen, müssen die Kinder die Stimme erheben“, soll Malala gesagt haben, die auch einen Blog für die britische BBC schrieb. Sie wollte sich ihre Träume nicht nehmen lassen.
„Verstecken tut mehr weh, wenn man aufhört sich zu verstecken, das ist Freiheit. Welchen Preis hat Freiheit?“ lässt Kiss in dem Stück eine schwarze Sozialarbeiterin fragen. Malala ist in Talkshows, bekommt den pakistanischen Jugendpreis verliehen und wird berühmt. Auf den Fotos der Medien ist zu sehen, wie ein Kind viel zu früh und viel zu schnell groß wird. 2015 erhielt sie als bisher Jüngste den Friedensnobelpreis und schloss 2020 erfolgreich ihr Studium in Oxford ab.
Lang anhaltender Applaus des Publikums war der verdiente Lohn für Horst Kiss‘ schauspielerische Leistung. „Mir selbst geht das Stück total nahe, obwohl ich nur das Medium bin, das die Botschaft von der mutigen Malala überbringt“, erklärte er nach der Aufführung.
Weitere Vorstellung
Eine weitere Vorstellung des Stücks gibt es am Mittwoch, 7. Oktober, 19 Uhr, Einlass ab 18 Uhr. Karten online über Reserevix oder an der Abendkasse, Ermäßigung für Schüler und Studenten bis 25 Jahre. Das Stück ist auch für Aufführungen im Klassenzimmer geeignet (ab zwölf Jahre), Info/Kontakt unter E-Mail: info@theater-der-zwei-ufer.de