Josef Hader im Theaterhaus

Der mit dem Wolf tanzt

Jan Ulrich Welke
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
30. November 2024
Josef Hader, Österreichs bester Kabarettist.

Josef Hader, Österreichs bester Kabarettist. ©Foto: G. Mueller/lukas beck

Der österreichische Kabarettist Josef Hader hat mit seiner Revue „Hader on Ice“ mal wieder im Stuttgarter Theaterhaus Station gemacht.

Er sei ein Kabarettist, heißt es über Josef Hader, der diesbezüglich auf jeden Fall über ein gerüttelt Maß an Erfahrung verfügt, seit er vor über vierzig Jahren mit seinem ersten Kabarettprogramm die Bühnen niederösterreichischer Gaststätten bestieg. Er spiele Kabarett, erwähnt Hader auch selber gleich mehrfach am Freitagabend im Stuttgarter Theaterhaus, wo er zum ersten der vier Abende, an denen er sein Programm „Hader on Ice“ präsentiert, in den randvoll gefüllten großen Saal blicken darf. Und kurz fragt man sich da, warum man das wohl in Zweifel ziehen möge. Vielleicht, weil er in den gut zwei Stunden in keiner einzigen Sekunde die Irrungen und Wirrungen der österreichischen Innenpolitik erwähnt, über die man gewiss mühelos ein zweistündiges Programm zusammenzimmern könnte; und vielleicht eben auch, weil man von den öffentlich-rechtlichen deutschen Lach- und Schießbudenfigurensendungen etwas abgeschreckt sein könnte, die unter dem Rubrum Kabarett dem Irrglauben Vorschub leisten, dass die Menschheit sich für nichts brennender interessiert als für die deutsche Innenpolitik.

Mit Comedians hat das nichts zu tun

Nein, ein so genanntes politisches Kabarett will Josef Hader nicht bieten, ebenso wenig wie er sich der Gefahr aussetzt, in irgendeiner Weise den Plump- und Seichtheiten jener Spaßvögel nacheifern zu wollen, die sich hierzulande Comedians schimpfen. Deren Tun immerhin streift er in seinem Programm immerhin kurz in einem jener zahlreichen Momente, in denen er ebenso abrupt wie gekonnt zwischen den Themen so lange herhüpft, bis man sich am Ende des Abend fragt, über welche Bevölkerungsgruppen er nun eigentlich keinen Kübel Spott ausgeschüttet hat und über welche Zeitgeistphänomene er nun nicht mit einer bezaubernden Mischung aus beißendem Sarkasmus und aufrichtigem Mitgefühl hergezogen wäre. An den Haaren herbeigezogen ist dabei allerdings nichts: in der ersten Stunde geht es unter anderem um Gutmenschen und Hasstiradenschwinger, neureiche SUV-Fahrer und Bettler, Verschwörungsschwurbler und einen seltsamen Wolf in Menschengestalt, der gerne Carpaccio isst - ehe sich Hader mit einer perfekt getimten Schlusspointe in die Pause verabschiedet. Danach ist unter anderem die Trias aus „Internisten, Feministen und Fagottisten“ dran, es wird ein Spannungsfeld zwischen Tantramassagen und Paolo Coelho ausgelotet und noch ein wenig über das Wesen des Niederösterreichers sinniert, ehe schließlich der komische Wolf wieder auftaucht und Josef Hader in der Schlusspointe nach einem langen, hochverdienten Applaus einen Bogen vom Ende zum Anfang schlägt, der so grandios zündet, dass er hier natürlich auf keinen Fall verraten werden darf.

Kein Grund zu hadern

Dem amerikanischen Musiker Bob Dylan gleich zieht der zigfach prämierte österreichische Komödiant Hader, wenn er nicht gerade einen seiner durch die Bank sehenswerten Filme dreht, in einer Art „Never Ending Tour“ mit diesem ständig aktualisierten Programm durch die deutschsprachigen Lande, seit 2021 hat er „Hader on Ice“ im Repertoire und dies auch schon in Stuttgart präsentiert, bis ins Frühjahr 2026 sind weitere Abende (unter anderem noch zwei im April im Theaterhaus) angesetzt. Nicht verpassen, so versponnen und doch so intellektuell, so feinsinnig und doch so brüllend komisch wie hier kriegt man Kabarett selten bis nie serviert.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kultur

Dietrich Mack
08.12.2024
Kultur
Als Mussolini starb, wurde er im Parlament in Rom mit einer Schweigeminute geehrt. Im an Gedenktagen reichen Jahr 2024 ist der 100. Todestag des italienischen Opernkomponist etwas zu kurz gekommen. Um seinen Nachruhm muss man sich aber nicht sorgen.
Üppig bestückte Bilderwände und Regale erwarten die Besucher in der Ausstellung von Martin Sander beim Kunstverein.
08.12.2024
Offenburg
Martin Sander, Maler und Vorsitzender des Kunstvereins Offenburg, gibt in einer Retrospektive Einblicke in sein Schaffen. Außerdem werden Radierungen von Ulrike Schuck-Evezard gezeigt.
Flötist Matvey Demin und sein Klavierpartner Gleb Koroleff  gastierten am im Rahmen der Oberrhein-Konzertreihe in Offenburg.
08.12.2024
Offenburg
Französische Komponisten und russische Klassik prägten das Programm von Matvey Demin und Gleb Koroleff in der Oberrheinhalle.
Internationale Musik aus Renaissance, Romantik und Gegenwart erlebte das Publikum in der Nußbacher Kirche.
05.12.2024
Oberkirch - Nußbach
Der Kammerchor Oberkirch gab ein beeindruckendes Konzert mit adventlicher und weihnachtlicher Chormusik. Das Offenburger Streichquartett setzte reizvolle Klangkontraste.
Üppig bestückte Bilderwände und Regale erwarten die Besucher in der Ausstellung von Martin Sander beim Kunstverein.
05.12.2024
Offenburg
Martin Sander, Maler und Vorsitzender des Kunstvereins Offenburg, gibt in einer Retrospektive Einblicke in sein Schaffen. Außerdem werden Radierungen von Ulrike Schuck-Evezard gezeigt.
Die Messe für zeitgenössische Kunst und Design in Straßburg ist ein Muss für alle Kunstliebhaber und Sammler.
02.12.2024
Kultur
Mehr als 50 Galerien waren am Wochenende auf der Straßburger Kunstmesse ST-ART vertreten. Hier erleben Besucher neue künstlerische Ausdrucksformen und aufregende Entdeckungen.
Isolde Wawrin (von links), Ilse Teipelke und Eva Schaeuble haben in der Auseinandersetzung mit der Keramiktradition eigene Impulse gesetzt.
29.11.2024
Ausstellung
Isolde Wawrin, Ilse Teipelke und Eva Schaeuble zeigen Keramikarbeiten, die zu einem großen Teil in der inzwischen geschlossenen Karlsruher Keramikmanufaktur Majolika entstanden sind.
Mit seinen Spitzen bringt Michael Feindler das Publikum auch zum Lachen.
28.11.2024
Lahr
Michael Feindler analysiert in seinem politischen Kabarett-Programm „Durchbruch“ bitterböse und mit messerscharfer Logik.
Steve (Joseph Reichelt) geht vor Kate (Neda Rahmanian) auf die Knie.
28.11.2024
Kehl
In der romantischen Komödie „How to Date a Feminist“ von Samantha Ellis stellten die Hamburger Kammerspiele das Geschlechter-Klischee mit Humor auf den Prüfstand.
Tara Erraught sang die anspruchsvolle Partie der Iphigenie bei den Herbstfestspielen in Baden-Baden.
27.11.2024
Herbstfestspiele Baden-Baden
Beim Finale boten die Herbstfestspiele in Baden-Baden glänzende Aufführungen von „Iphigenie auf Tauris“ und „Orfeo ed Euridice“ von Gluck, dazu Mozarts „Requiem“.
In ihren Liedern thematisiert Hannah Mawi das Lebensgefühl ihrer Generation
27.11.2024
Lahr
Die Lahrer Sängerin Hannah Wilhelm, die sich inzwischen Hannah Mawi nennt, zeigte beim Konzert in der Heimat, dass sie sich von der Interpretin zur Profimusikerin weiterentwickelt hat.
Wolfgang Muthspiel setzte bei seinem Gastspiel im Rahmen des Festivals  „Jazzdor“ auf formale Strenge.
27.11.2024
Lahr
Die Atmosphäre beim Konzert des österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel in der Lahrer "Jamm Bar" litt unter dem akademisch angelegten Ansatz des musikalischen Vortrags.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Seit der Gründung im Jahr 1994 ist das Schwarz-Team auf 50 Mitarbeitende angewachsen.
    07.12.2024
    Schwarz GmbH in Berghaupten feiert 30-jähriges Jubiläum
    Gegründet von Michael Schwarz in einer Mietwohnung in Gengenbach, entwickelte sich das Unternehmen zum regionalen Ansprechpartner rund um Elektro- und Sicherheitslösungen. 50 Mitarbeitende – Meister, Gesellen und Fachkräfte kümmern sich um die Belange der Kunden.
  • Das Team von Möbel-Seifert geht neue Wege und hat einen YouTube-Kanal auf die Beine gestellt. Links: Emanuel Seifert, rechts Sebastian Seifert. 
    07.12.2024
    Inspiration, Tipps und Einblicke in die Welt des Möbelkaufs
    Möbel Seifert, einer der führenden Möbel- und Küchenhändler in der Region, geht neue digitale Wege und startet seinen eigenen YouTube-Kanal. Ab sofort erhalten Kunden, Designliebhaber, Möbel- und Kücheninteressierte exklusive Einblicke und praktische Tipps.
  • Abschied: In diesem Jahr verzaubert der Triberger Weihnachtszauber zum letzten Mal die Besucher.
    06.12.2024
    25. bis 30. Dezember: Triberger Weihnachtszauber sagt Adieu
    Zum letzten Mal lädt der "Triberger Weihnachtszauber" vom 25. bis 30. Dezember seine Besucher aus ganz Europa in eine zauberhafte Weihnachtswelt mit einer Million Lichtern an Deutschlands höchsten Wasserfällen ein.
  • Gesundheit, Rehabilitation und Wohlbefinden: Das Top-Life Gesundheitszentrum Benz in Berghaupten hat alles unter einem Dach. 
    05.12.2024
    Weihnachtsspecial im Top-Life Gesundheitszentrum Benz
    Das Top-Life Gesundheitszentrum Benz in Berghaupten setzt Maßstäbe in der Ortenau, wenn es um Gesundheit, Fitness und Wohlbefinden geht. Im Advent tritt das Team den Beweis an, dass man Gesundheit und Freude auch ein Stück weit verschenken kann.