ZDF-Krimi: „In Wahrheit: Still ruht der See“

Die vielen Schäden der heilen Welt

Thomas Klingenmaier
Lesezeit 3 Minuten
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03. April 2020
Hauptkommissarin Mohn (Christina Hecke, re.) greift im Streit der Eltern (Bernadette Heerwagen, Gerdy Zint) eines Ermordeten ein.

(Bild 1/16) Hauptkommissarin Mohn (Christina Hecke, re.) greift im Streit der Eltern (Bernadette Heerwagen, Gerdy Zint) eines Ermordeten ein. ©Foto: ZDF//Martin Valentin Menke

Kein spektakulärer Fall: In Saarlouis ist ein Jugendlicher zu Tode gekommen. Aber die rare ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“ zeigt mit „Still ruht der See“ ihre Klasse.

Stuttgart - Als Kathrin Brandmann (Bernadette Heerwagen) durch den Ort läuft und nach ihrem Sohn Marlon fragt, einem Teenager, der schon zwei Nächte nicht zuhause geschlafen hat, da ahnt sie: Es ist etwas Schlimmes passiert. Wir Zuschauer ahnen das auch. „In Wahrheit: Still ruht der See“ ist schließlich ein Krimi, und der fängt am übersichtlichsten mit einer Leiche an. Auch sonst könnte man das Samstagsspannungsstück des ZDF zunächst für einen Routinebeitrag der gemütlichen Art halten. Der Schauplatz Saarlouis ist klein genug, dass man eines der Märchen von den kompetenten Polizisten hier ansiedeln könnte, die ihre Gemeinschaft in Ordnung halten und dafür von dieser Gemeinschaft wertgeschätzt werden.

Das etwas trübe Licht zu Beginn aber ist kein Kamerafehler, sondern ein Hinweis darauf, dass nicht die Gartenzwerge die Stimmungsbarometer dieser Welt sind. „Still ruht der See“ erinnert in manchem an die hervorragenden britischen Krimiserien und Miniserien, die von den Rissen und Sprüngen eines Gemeinwesens erzählen und von den Rissen und Sprüngen im Polizistenalltag, „Broadchurch“, „Happy Valley“ und „Scott & Bailey“ etwa.

Die Kids aus der ärmeren Straße

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Die sind zwar allesamt, zugegeben, noch ein bisschen besser. Aber auch „In Wahrheit: Still ruht der See“ biegt um eine Häuserecke in der kleinen Gemeinschaft und findet die hässlichen Stellen. Die Hauptkommissarin Judith Mohn (Christina Hecke) und ihr Kollege Freddy Breyer (Robin Sondermann) bekommen es mit der Jugendclique zu tun, der Marlon angehört hat. Der nahe liegende Verdacht: Einer oder mehrere der Halbstarken aus einer schäbigeren Straße haben Marlon auf dem Gewissen. Aber das sind eben weder belanglose Drehbuchpopanze noch arme verirrte Kids, die schon noch auf den rechten Weg kommen werden. Das Drehbuch von Harald Göckeritz sowie die Bilder von Regisseur, Co-Autor und Kameramann Miguel Alexandre geben uns zu verstehen, dass hier Leben früh und dauerhaft Schaden genommen haben, dass Brutalität untereinander und Verachtung fürs Bürgerliche nicht bloß gespielt sind.

Göckeritz und Alexandre arbeiten schon sehr lange zusammen, ihre Reihe „In Wahrheit“ verweigert sich den Regeln des rasanten Figuren- und Motivverschleisses. Dies ist seit 2017 erst der dritte Teil, und vor allem Christina Heckes Figur tut das gut. Auch die familiären Probleme der Kommissarin sind fern der Routinekabbeleien mancher „Tatorte“, vieles kommt hier erstmals in der Reihe zur Sprache. Gute Nachricht für Neueinsteiger: Weil „Still ruht der See“ bereits vor einem Jahr Premiere auf Arte hatte, muss man nicht lange auf Teil vier warten. Der läuft unter dem Titel „Jagdfieber“ schon am 24. April – dann wieder bei Arte.

ZDF, Samstag, 4. April 2020, 20.15 Uhr

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