Kinokritik: Marie Curie – Elemente des Lebens

Entdeckerin der Radioaktivität, Kämpferin für Frauenrechte

Bernd Haasis
Lesezeit 3 Minuten
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16. Juli 2020
Rosamund Pike als Titelheldin in dem Historiendrama „Marie Curie – Elemente des Lebens“

(Bild 1/4) Rosamund Pike als Titelheldin in dem Historiendrama „Marie Curie – Elemente des Lebens“ ©Foto: Studiocanal

Die Regisseurin Marjane Satrapi setzt der Forscherin Marie Curie ein filmisches Denkmal, die dem Chauvinismus die Stirn bot und mit ihrem Mann Pierre 1898 radioaktive Elemente wie Radium entdeckt hat.

Stuttgart - Giftgrün schimmert die Materie in der Phiole, die die Wissenschaftler Marie und Pierre Curie (Rosamund Pike und Sam Riley) nachts zwischen sich betten wie ein Baby – tatsächlich handelt es sich um Radium, das erste radioaktive Element, das Marie Curie mit Unterstützung ihres Mannes 1898 entdeckt hatte. Bald kommen Polonium und weitere Elemente dazu, denen zunächst wundersame Wirkungen zugeschrieben werden, bis Pierre Curie strahlenkrank wird und 1906 stirbt.

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Die iranische Regisseurin Marjane Satrapi erzählt die Geschichte der ehrgeizigen polnischen Physikstudentin Marie Skłodowska, die im Jahr 1891 an der Pariser Sorbonne als Frau in den Naturwissenschaften allein auf weiter Flur ist und von den Herren Professoren eher belächelt als unterstützt wird. Sie kämpft sich durch und streitet widerborstig für ihr Recht, zu forschen. Dem Physiker Pierre Curie erlangt dann ihr Vertrauen, schenkt ihr ein Labor und gewinnt schließlich auch ihr Herz. Dass der Nobelpreis für Physik 1903 zunächst nur ihm alleine zuerkannt werden soll, ist ein chauvinistischer Skandal, gegen den er selbst protestiert – und der dann tatsächlich korrigiert wird.

Sie forscht bis zum Umfallen

Die Britin Rosamund Pike, Bond-Girl in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) und eine durchtriebene Psychopathin in David Finchers Thriller „Gone Girl“ (2014), gibt eine zupackende Marie Curie, die bis zum umfallen arbeitet bis sie umfällt: Sie opfert sich auf für die Forschung, wuchtet Säcke mit Uran, arbeitet bis nachts an Versuchsanordnungen mit Gefäßen und Bunsenbrennern. Sie verkörpert die widerspenstig-feministische Attitüde ihrer Figur mit Verve, der Kontrast zu den schweren Damenkleidern der vorigen Jahrhundertwende könnte nicht größer sein. Auch hinter der Front im Ersten Weltkrieg aufrecht macht sie eine gute Figur, wo sie auf eigene Initiative die ersten, selbst entwickelten Röntgengeräte hinschaffte und damit einige Soldaten das Leben rettete.

Satrapi sorgte mit dem Iran-kritischen Trickfilm „Persepolis“ (2007) für Furore, sie lebt schon lange im französischen Exil und konnte hat zuletzt den starken schwarzhumorigen Serienkiller-Thriller „Voices“ (2014) vorgelegt. „Marie Curie“ nun ist ein eher bedächtiger historischer Bilderbogen, der in liebevoll gestalteten Kulissen die Entdeckung der Radioaktivität nachzeichnet – und dabei an eine Pionierin erinnert, die es mit großer Beharrlichkeit geschafft hat, gegen alle Widerstände eine Männerdomäne aufzubrechen.

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