Finale mit amüsanter Sprichwörtersuche beim Translation-Slam
Übersetzer und ihr Publikum machten sich auf die Suche nach passenden Worten und Sätzen. Mit einem unterhaltsamen Translation-Slam gingen am Donnerstagabend die 12. Baden-Württembergischen Übersetzertage in Kehl am zu Ende.
Eine erfreuliche Anzahl junger Leute besuchte am Donnerstag den Translation-Slam im Kulturhaus. Derzeit sind Poetry-Slams, Wettbewerbe, bei denen selbstverfasste Gedichte oder Texte innerhalb einer bestimmten Zeit vorgetragen werden, vor allem bei der jungen Generation groß in Mode. Doch wer einen Schlagabtausch der Übersetzungskünstler erwartet hatte, wurde vielleicht etwas enttäuscht.
Nicht eine Bewertung der Übersetzungen stand im Mittelpunkt, sondern der Prozess des Übersetzens, der im Laufe des Abends an Transparenz gewann. Konnte das Publikum während der Übersetzertage in Kehl „gläsernen Übersetzern“ bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, so war beim Translation-Slam Spontaneität und Kreativität gefragt.
Mit von der Partie waren die Literaturübersetzerinnen Isabel Bogdan und Cornelia Holfelder-von der Tann, die Moderation des Abends oblag Ingo Herzke. 90 Minuten lang feilten Publikum und Übersetzer an markanten Sätzen aus Literatur oder Werbung aus dem englischen oder amerikanischen Sprachbereich, die sie ins Deutsche zu übersetzen versuchten. Die interaktive Präsentation vermittelte einen besonderen Einblick ins literarische Übersetzen.
Bei den unterschiedlichen Übersetzungslösungen waren vor allem gute Einfälle und Improvisationstalent gefragt. Die jeweiligen Übersetzungen wurden kurz zur Diskussion gestellt. Es zeigte sich wieder einmal, dass das Übersetzen keine wörtliche Übertragung zulässt. Der kulturelle oder zeitliche Kontext muss ebenfalls berücksichtigt werden. Wichtig dabei ist, dass der Sinn des Gesagten im Originaltext auch in der Zielsprache bestehen bleibt.
Vögel erschlagen
Immer wieder für Schmunzeln sorgten die englischen Beispiele von Autor und Übersetzer Ingo Herzke. So zeigten englische Sprichwörter wie „Killing two birds with one Stone“ (deutsch: „Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“), dass die Engländer nicht gerade zimperlich mit ihren gefiederten Freunden umgehen.
Es sei oft schwierig das passende Pendant zu finden, betonten die Übersetzerinnen. So könne man „The proof of the pudding is in the eating“ wohl nur mit „Probieren geht über studieren“ übersetzen. „He‘s a few sandwiches short of a picnic“ wäre wiederum „er hat nicht alle Tassen im Schrank.
Oft würden Fernsehserien aus Amerika, wohl aus Zeitmangel, wörtlich ins Deutsche übertragen. Diese Sprache schleiche sich nach und nach in die eigene Sprache ein, erläuterte der Ingo Herzke. Höchst amüsant waren die Übersetzungsversuche bei den Werbeslogans, wie das etwas schlüpfrige „go to work on an egg“ des englischen Eier-Marketing-Verbandes aus dem Jahre 1957. Wie soll man das nur übertragen?
Danach hatten die Besucher noch die Möglichkeit, Roman-Anfänge aus dem Englischen ins Deutsche zu übertragen, etwas aus Sternes „Tristan Shandy“ oder aus Oscar Wildes Schriften. Um es noch verzwickter und zugleich unterhaltsamer zu machen, wurden die Passagen in Horror-, oder Jugendbuchversionen übersetzt. Und dass die Schotten eher sexuell fluchen und die Deutschen dagegen eher fäkal war eine überaus erleuchtende Erkenntnis.
Zum Abschluss der Veranstaltung hatte das Publikum die schwierige Aufgabe rückübersetzte deutsche Lieder aus dem Englischen wiederzuerkennen, so etwa die Hymne der DDR oder Nicoles Lied „Ein bisschen Frieden“. Bei „Breathless trough the Night“ lagen allerdings die meisten richtig: Es handelte sich um „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer.