Franz Rothmund malte gerne in der Nacht zu Jazzmusik
Seine Bilder umschließen förmlich den Betrachter. Sie erwecken die reine Lust am Schauen. Mit über 40 Exponaten erinnert die Ausstellung in der Städtischen Galerie Oberkirch an den 2017 verstorbenen Maler Franz Rothmund, der als einer der großen Ortenauer Künstlerpersönlichkeiten gilt.
Kurator Manfred Grommelt hat für die Retrospektive einen Querschnitt an Arbeiten aus fünf Jahrzehnten zusammengestellt. Gezeigt werden frühe Arbeiten Rothmunds (»Stillleben mit Honigtopf«) aus der Akademiezeit bei Peter Dreher und Markus Lüpertz bis hin zu den letzten Werken des 2017 verstorbenen Künstlers, die eine zunehmende Abstraktion (»Beflügelt und schnell«) aufweisen.
Die späteren Bilder des Malers sind zwar abstrakt, dennoch sollte man Franz Rothmund nicht in die Schublade der abstrakten Maler stecken. Seine flächenbetonten farblichen Räume, Streifen und Linien schöpfen aus dem persönlichen Umfeld. Sie nehmen oftmals die Tradition des Fensterbildes auf, werden sodann einer zunehmenden Abstrahierung unterworfen, nach und nach konkretisiert ohne jedoch eine explizite Gegenständlichkeit zu erlangen.
In seinen beiden letzten Lebensjahren erlebte der Künstler einen kreativen Höhenflug. In »Lebensfreude« aus dem Jahr 2015, eines seiner letzten Werke, kontrastiert Eindeutiges mit weniger Fassbarem. Faszinierende grüne und rote Farbverläufe sind hier zu finden. Das Auge des Betrachters findet Halt in sich klar abgrenzenden Flächen, darf aber zwischendurch immer wieder loslassen, sich auf einen besonderen Freifall begeben, um sich von einem Strudel durchschimmernder Farbverläufe verschlingen zu lassen.
Rothmund nutzt unterschiedliche Farbmaterialien wie Lacke und Acrylfarben, um diesen Effekt zu erreichen. Beim malerischen Prozess, vornehmlich in der Nacht, habe er sich stets von der Musik inspirieren lassen, erinnert sich Ulla Rothmund, die Ehefrau des Künstlers: »Er liebte die Musik, vorwiegend den Jazz von Miles Davis.« Aber auch die Philosophie und Literatur gaben ihm immer wieder Impulse. Seine Bilder tragen Titel wie: Plato, Rousseau, Voltaire, Camus sowie James Joyce oder Hölderlin.
Rothmunds Bilder sind darüber hinaus Feste der Farbe, präsentieren sich als Klanggefüge. Die überbordende Sinnlichkeit und farbliche Präsenz entwickelt Schicht um Schicht ihr eigenes Leben und lässt den Ursprung des Motivs in den Hintergrund treten. Der Strenge des Konzepts steht Spontaneität gegenüber. Der Betrachter kann sich auf eine Expedition durch Zeit und Raum begeben.
Kunstsommer initiiert
Der 1945 in Ostrach geborene Künstler studierte Anfang der 70er-Jahre in Freiburg Archäologie, Kunstgeschichte und Germanistik. Von 1974 bis 1977 absolvierte er ein Studium der Malerei an der Kunstakademie in Karlsruhe. Von 1979 bis 2009 war er 30 Jahre lang Lehrer für Kunst und Deutsch am Gymnasium Achern. Bereichert hat er die Kulturszene in Achern immer wieder durch seine Bühnenbilder. Neben seinem wichtigen Beitrag beim Aufbau der Illenau-Werkstätten und der Beteiligung an der Planung und Konzeption des neuen Illenau-Museums mit Begegnungsstätte initiierte Franz Rothmund 2009 den ersten Illenauer Kunstsommer, der mittlerweile überregional bekannt, Maßstäbe gesetzt hat.
Traditionsgemäß sind bei Ausstellungen der Reihe »Eins plus« auch einige Werke des kuratierenden Künstlers zu sehen. Der Oberkircher Graphiker und Fotograf Manfred Grommelt präsentiert in der Rothmund-Ausstellung unter anderem Portrait-Aufnahmen von dessen Kunst-Professoren Dreher und Lüpertz.
Öffnungszeiten
Öffnungszeiten der Städtischen Galerie im Oberkircher Heimat- und Grimmelshausenmuseum (Hauptstraße 12): dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr sowie sonntags von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.