Heiteres und Ernstes aus Leben und Karriere des Komikers
Das Musical ist wie Charlie Chaplins Schaffen: Vordergründig so unterhaltend wie lustig und doch mit einer tieferen Botschaft versehen. Das Publikum amüsierte sich am Mittwochabend in der Offenburger Oberrheinhalle prächtig.
Charlie Chaplin gilt als Europas beliebtester Filmemacher und Schauspieler: Das Musical „Chaplin“, das zum 130. Geburtstag des Künstlers von Frank Serr Showservice International in Offenburg präsentiert wurde, dürfte dieses Image weiter stärken. Mal rasant und mit jeder Menge Slapstick, mal ruhiger und nachdenklich spielte Bas Timmers die Titelrolle.
Weitgehend chronologisch erzählt, begann das Muscial mit dem Blick auf die eher traurige Kindheit und den Beginn der Karriere. Der Filmproduzent Mack Sennett (Dirk Hinzberg) gab Chaplin die Chance, in seinen Stummfilmen mitzuwirken. Der aber konnte sich nicht in die Aufgabe hineinfinden. Dem gebürtigen Briten fehlten in Hollywood „Charakter und Motivation“. Und so erschuf er die Figur des Tramp mit der zu weiten Hose, dem Schnurrbart, dem Spazierstock und dem seltsamen Gang.
Raffinierte Einfälle – etwa der Box-Showdown, bei dem Chaplins Ehen im Zeitraffer mit seinem k.o. endeten und die Damen die allerhöchsten Abfindungen kassierten – erinnerten an Chaplins Film „Lichter der Großstadt“ und brachten Dynamik sowie Witz in die Inszenierung, in der Felix Löwy Regie führte.
Stark war Chaplin übrigens nicht nur als Erwachsener. Lorena Dehmelt schlüpfte in die Rolle des kleinen Jungen, dessen Vater alkoholabhängig und dessen Mutter schon früh verwirrt war. Die clowneske Unbekümmerheit, die Dehmelt mit einem Strahlen wie mit ungelenken Bewegungen darstellte, tröstete die Mama.
Lebenskluge Partnerin
Eine glückliche Rolle fiel Lasarah Sattler zu, die Chaplins letzte Ehefrau Oona O’Neill spielte: Sie war die unbekümmerte und etwas verlegene junge Frau, an der ein Star Interesse findet, und später die lebenskluge Partnerin, die ihrem berühmten Mann in der Krise eine Stütze ist.
Dass Schatten aufziehen, kündigte schon das gedämpfte Licht auf der Bühne an, die mit wenigen Requisiten mal zum Theater, zum Filmstudio oder auch Schauplatz der Oscar-Verleihung wurde. Erst tat sich Chaplin schwer damit, mit dem Zeitgeist Schritt zu halten: Er wollte weder Tonfilme drehen noch die Figur des kleinen Tramp wieder auf die Leinwand bringen, Da schmiss er lieber seinen Bruder Sydney (Alexander Ruttig) raus, der ihm als Manager Millionen eingebracht hatte.
Und dann waren da noch die Skandale um die Frauen, seine Reden bei den Kommunisten und vor allem Hedda Hopper, die von Marie-Louise van Kisfeld als bösartige Klatschtante dargestellt wurde. Die einflussreiche Gesellschaftskolumnistin war gekränkt, weil der Star „niemals“ in ihre Sendung kommen wollte und kannte nur eines: Rache.
Das Musical dürfte ganz nach Chaplins Geschmack sein, der selbst sein Leben allzu gerne aus der Retrospektive zum Film gemacht hatte. Für das Bühnenstück gab es in der gut besetzten Oberrheinhalle begeisterten Applaus, hatte es doch mit Witz, Charme und dem Quäntchen Ernsthaftigkeit, mit dem auch Chaplin Hollywood und die amerikanische Gesellschaft immer betrachtete, für Heiterkeit gesorgt und zum Nachdenken angeregt.