Metoo-Fragen in Belgien

Jäher Absturz aus dem Kunst-Olymp

Knut Krohn
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
05. Mai 2022
Der Künstler Jan Fabre ist in Belgien wegen Machtmissbrauch und sexueller Belästigung von einem Gericht verurteilt worden.

Der Künstler Jan Fabre ist in Belgien wegen Machtmissbrauch und sexueller Belästigung von einem Gericht verurteilt worden. ©Foto: AFP/LOUISA GOULIAMAKI

Der Künstler Jan Fabre ist in Belgien wegen Machtmissbrauch und sexueller Belästigung von einem Gericht verurteilt worden. Nun stellt sich die Frage, wie mit seinen Werken umgegangen wird.

Belgien hadert mit dem tiefen Sturz eines Idols. Jan Fabre ist in der Kunstwelt ein Superstar, ein Mann, der seine oft provokative Kunst nicht nur macht, sondern auch lebt. Als Regisseur, Choreograf, Maler und Bildhauer genießt der Flame Weltruhm, war mit seinen Werken mehrfach auf der Biennale in Venedig zu sehen und stellte auf der Documenta in Kassel aus.

Doch jetzt der Schock: Jan Fabre wurde zu achtzehn Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, zudem wurden ihm für fünf Jahre die Bürgerrechte entzogen. Ein Gericht in Antwerpen befand den Künstler nach einem aufsehenerregenden Prozess des Machtmissbrauchs, Mobbings und der sexuellen Belästigung für schuldig. Zwanzig ehemalige Tänzerinnen und Mitarbeiter der Tanzkompanie Troubleyn hatten den scheinbar Unantastbaren nach Jahren des Leidens angezeigt. Der 63-Jährige gab zu, Fehler gemacht zu haben.

Den Menschen vom Schaffen trennen?

- Anzeige -

Die Werke des gefallenen Künstlers sind in Belgien überall präsent, was Museen, Galerien, Städte und sogar den königlichen Palast in ein Dilemma stürzt. Wie sollen sie mit den dort ausgestellten Werken umgehen? Kann man den Menschen von seinem Schaffen trennen? Am schnellsten reagiert haben die Verantwortlichen der Stadt Namur. Dort thront weithin sichtbar die berühmte Schildkröten-Skulptur mit dem Titel Searching For Utopia hoch auf der Spitze der Zitadelle. Maxime Prévot, Bürgermeister der Stadt, ließ sofort eine kleine Tafel mit einem erklärenden Text aufstellen. Zudem wird die Figur für die 18-monatige Dauer der Bewährungsstrafe eine schwarze Augenbinde tragen. Auch wird für denselben Zeitraum am Abend die Beleuchtung rund um die Statue ausgeschaltet.

Das künstlerische Erbe Belgiens

Ähnlich reagiert das Königlichen Museen der Schönen Künste in Brüssel. Das Fabre-Werk „Le Respect en Dedans“ im großen Treppenhaus des Gebäudes wird mit einer Erklärung versehen und die Beleuchtung wird für 18 Monate erlöschen. Das beeindruckende Opus abzuhängen stand nicht zur Disposition. „Welche Tat auch immer ein Künstler begangen haben mag, sein Werk gehört zum belgischen Erbe“, unterstreicht der Direktor Michel Draguet.

Er räumt ein, dass diese Entscheidung zu Kontroversen führen wird, hielte es aber für einen Fehler in den Museen eine Art Giftschrank für Kunstwerke einzurichten, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht gezeigt werden sollen. Entscheidend sei, die Werke in ihren historischen Kontext zu stellen, damit die Betrachter das Gesehene einordnen können. Michel Draguet hält Ja Fabre für „ein Symptom unserer Gesellschaft“. Die Kunst und der Umgang mit ihr müsse aber zur Weiterentwicklung dieser Gesellschaft führen, ist der Museumsdirektor überzeugt. Aus diesem Grund sei es wichtig auch umstrittene Werke weiter zu zeigen.

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kultur

Martina Geist zu Gast im Künstlerkreis Ortenau: "Augenlust".
vor 12 Stunden
Offenburg
Die Galerie im Artforum in Offenburg präsentiert Werke von Martina Geist. Ihre Bilder sind angesiedelt zwischen Druck, Zeichnung und Malerei.
Margret Koell und Stefan Temmingh verfügten bei ihrem Konzert über ein Instrumentarium, das über fünf Oktaven hinauswuchs.
vor 13 Stunden
Achern - Fautenbach
Mit ihren "Sound Stories" präsentierten Stefan Temmingh und Margret Koell in der Alten Kirche Fautenbach Werke aus fünf Jahrhunderten europäischer Musikgeschichte.
Dietrich Mack
vor 13 Stunden
Kulturkolumne
Musik ist nicht nur eine Himmelsmacht, sondern auch eine Macht auf Erden, die vielen Menschen hilft und einigen schadet.
Kam rockig daher: Musiker Alastair Greene beim Blues Caravan.
16.04.2024
Offenburg
Starke Stimmen und epische Gitarrenläufe: Blues Caravan in der Offenburger Reithalle mit Katarina Pejak, Eric Johanson und Alastair Greene.
Beliban zu Stolberg gastiert am Donnerstag bei "Wortspiel" und liest aus "Zweistromland".
16.04.2024
Literaturtage Wortspiel
Um die kurdische Bürgerrechtsbewegung und eine mutige Frau geht es in "Zweistromland" von Beliban zu Stolberg. Sie liest am Donnerstag, 18. April, in Offenburg in der Stadtbibliothek.
Charlotte Gneuß schaffte es mit ihrem Erstling auf die Longlist des Deutschen Buchpreises – heute liest sie in Offenburg.
15.04.2024
Literaturtage Wortspiel
Mit ihrem Romandebüt "Gittersee" hat die Autorin Charlotte Gneuß eine heftige Debatte entfacht. Zugleich erhielt sie mehrere Literaturpreise. Am Dienstagabend liest sie bei "Wortspiel" in Offenburg.
Dirigent Rolf Schilli (von links), Komponist Leonard Küßner und Musikschulleiter Peter Stöhr bei der Übergabe der Partitur von "Zeitenwende".
15.04.2024
Offenburg
Die Partitur ist übergeben: Nun probt die "Philharmonie am Forum" für die Uraufführung des Konzerts für Altsaxofon und Orchester des Komponisten Leonard Küßner am 5. Mai in Offenburg.
José F.A. Oliver.
15.04.2024
Kulturkolumne
So wie „spring“ im Englischen Frühling „m:eint“, lade ich Sie ein, hineinzuspringen – mitten in diesen Kolumnentext! In die Zeilen. Zwischen die Zeilen.
Barbara Ehrmann und Dieter Konsek stellen gemeinsam beim Kunstverein Offenburg/Mittelbaden aus. 
12.04.2024
Kunstverein Offenburg/Mittelbaden
Barbara Ehrmann zieht es ins Wasser, Dieter Konsek in den Wald. Die Bilderwelt der beiden Künstler zeigt eine gemeinsame Ausstellung beim Kunstverein Offenburg/Mittelbaden.
Die schweizerisch-österreichische Malerin Angelika Kauffmann vollendete das Ölgemälde "Klio, Muse der Geschichtsschreibung" um 1775. 
10.04.2024
Ausstellung in Basel
In der Ausstellung „Geniale Künstlerinnen“ zeigt das Kunstmuseum Basel Gemälde und Druckgrafik von Frauen von der Renaissance bis zum 18. Jahrhundert.
Hotel Rimini macht Popmusik, hält die Tür aber in alle Richtungen offen.
09.04.2024
Konzert
Das junge Sextett Hotel Rimini sucht noch nach der unverwechselbaren Handschrift. Das Konzert im Foyer der Offenburger Reithalle hatte trotzdem eine positive Resonanz des Publikums.
Der holländische Gitarrist und Songschreiber Bertolf Lentink bringt seine hochkarätige Tourband mit nach Bühl.
09.04.2024
Bluegrass-Festival
Bei der 20. Ausgabe des Bühler Bluegrass-Festivals am ersten Mai-Wochenende gibt es erstmals eine Matinee. Stargast beim Hauptkonzert ist die John Jorgenson Bluegrass Band.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Alles andere als ein Glücksspiel: die Geldanlage in Aktien. Den Beweis dafür tritt azemos in Offenburg seit mehr als 20 Jahren erfolgreich an.
    17.04.2024
    Mit den azemos-Anlagestrategien auf der sicheren Seite
    Die azemos Vermögensmanagement GmbH in Offenburg gewährt einen Einblick in die Arbeit der Analysten und die seit mehr als 20 Jahren erfolgreichen Anlagestrategien für Privat- sowie Geschäftskunden.
  • Auch das Handwerk zeigt bei der Berufsinfomesse (BIM), was es alles kann. Hier wird beispielsweise präsentiert, wie Pflaster fachmännisch verlegt wird. 
    13.04.2024
    432 Aussteller informieren bei der Berufsinfomesse Offenburg
    Die 23. Berufsinfomesse in der Messe Offenburg-Ortenau wird ein Event der Superlative. Am 19. und 20. April präsentieren 432 Aussteller Schulabsolventen und Fortbildungswilligen einen Querschnitt durch die Ortenauer Berufswelt. Rund 24.000 Besucher werden erwartet.
  • Der Frühling steht vor der Tür und die After-Work-Events starten auf dem Quartiersplatz des Offenburger Rée Carrés.
    12.04.2024
    Ab 8. Mai: Zum After Work ins Rée Carré Offenburg
    In gemütlicher Runde chillen, dazu etwas Leckeres essen und den Tag mit einem Drink ausklingen lassen? Das ist bei den After-Work-Events im Rée Carré in Offenburg möglich. Sie finden von Mai bis Oktober jeweils von 17 bis 21 Uhr auf dem Quartiersplatz statt.
  • Mit der Kraft der Sonne bringt das Unternehmen Richard Neumayer in Hausach den Stahl zum Glühen. Einige der Solarmodule befinden sich auf den Produktionshallen.
    09.04.2024
    Richard Neumayer GmbH als Klimaschutz-Pionier ausgezeichnet
    Das Hausacher Unternehmen Richard Neumayer GmbH wurde erneut für seine richtungsweisende Pionierarbeit für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet. Die familiengeführte Stahlschmiede ist "Top Innovator 2024".