Konzert in der Kirche »St. Peter und Paul«

Jeremy-Winston-Chorale voller Stimmgewalt und Emotionen

Ursula Gross
Lesezeit 3 Minuten
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27. July 2018
Große Stimmen und viel Temperament: Der Jeremy-Winston-Chorale beim Konzert im Chorraum der kleinen Kirche »St. Peter und Paul« in Offenburg-Bühl.

Große Stimmen und viel Temperament: Der Jeremy-Winston-Chorale beim Konzert im Chorraum der kleinen Kirche »St. Peter und Paul« in Offenburg-Bühl. ©Ulrich Marx

Der Auftritt des Jeremy-Winston-Chorale am Dienstag in Offenburger Stadtteil Bühl wurde von Begeisterungsstürmen begleitet. Bereits zum vierten Mal gastierten die Sänger mit Klassik und Gospel in der kleinen Kirche »St. Peter und Paul«.

 »Wir möchten, dass Sie ein Teil von uns werden« hatte sich Chorleiter Jeremy Winston am Dienstag vom Publikum in der übervollen »St. Peter-und-Paul«-Kirche gewünscht. Das ist seinem Jeremy-Winston-Chorale mit Interpreten aus allen Teilen der Vereinigten Staaten vollkommen gelungen. Denn keinen ließen die bewegenden Spirituals, die großen Gospel-Songs oder die berühmten Klassiker der afroamerikanischen Chorliteratur unberührt. 

Zeitweise entstand in der Bühler Kirche das Gefühl, bei einem der berühmten Gospel-Gottesdiensthäuser in Harlem/New York zu sein. Denn das umfangreiche Repertoire der 23 Interpreten wurde mit so viel Tiefe und Emotionalität zelebriert, dass sich kaum jemand zurückhalten konnte, mit den Fingern zu schnippen oder im Rhythmus mitzuschwingen. Gott im Gebet preisen, Hoffnung und Lebensfreude – all das vermittelte der Chor und immer wieder die Solisten derart hautnah, dass man nur dankbar staunen durfte. 

Über alle Oktaven

Im Grunde sind alle Chorsänger auch Solisten. Ihr Stimmvolumen über alle Oktaven schien die kleine Kirche geradezu zu sprengen. Dennoch gab es immer wieder leise Töne, wie beim Spiritual »Steal away to Jesus« mit der wehmütigen Sehnsucht nach Freiheit. Die geistlichen Lieder der afro-amerikanischen Sklaven hatten einen großen Anteil im Repertoire des Winston Chorales. Allerdings blühte auch hin und wieder das pure Temperament auf, wenn die Sänger etwa mit »Hello grazy day« das Kirchenschiff rockten. 

Große Könner der Improvisation sind alle im Chor. Eine riesige Portion Extraqualität zeigte sich, wenn manche Stücke in unterschiedlichen Stilrichtungen gesungen wurden. Ganz im Stil der Gospelszene durchquerte die Chortruppe das Kirchenschiff singend, und ab da war sowieso kein Halten mehr im Publikum. Es applaudierte minutenlang stehend und bekam etliche Zugaben. 

Wunderbare Aufführung

Fazit: Eine wunderbare Aufführung in einem kleinen Rahmen. Längst füllt der Chor große Konzertsäle. Er wurde sechs Mal für die höchste musikalische Musik-Auszeichnung, den Grammy, nominiert und war Goldmedaillen-Gewinner bei den Chor-Weltmeisterschaften. Auch in Deutschland erfreut er sich wachsender Beliebtheit. Dabei hat alles mit den Konzerten im kleinen Bühl begonnen, erinnerte sich der Chorleiter Jeremy Winston dankbar. 

Präsentiert wird die Deutschland-Tournee, die den Chor auch nach Frankfurt und Hamburg führt, von der gemeinnützigen Christrose. Repräsentantin Josefine Schulz, deren Sohn Tithey das Konzert-Programm charmant übersetzte und moderierte, hat familiäre Wurzeln in Bühl. Die Organisation setzt sich nach ihrer Aussage für ein religionsunabhängiges Miteinander und soziale Projekte ein.

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