Schüler einer 8. Klasse versuchen sich als Komponisten, der musikalische Leiter der Stadtkapelle bearbeitet mit eingeseiften Fingern einen Luftballon, entlockt ihm quietschende und schmatzende Laute. Vier Mitglieder des Freiburger „Ensemble Aventure“ haben als Villa-Jamm-Artists zu einer Entdeckungsreise in die Welt der experimentellen Musik eingeladen. Am Samstagnachmittag haben sie gemeinsam mit den Teilnehmern ihrer Workshops im Musikpavillon des Lahrer Stadtparks konzertiert und dabei das Spannungsfeld zwischen Kunst und Leben, zwischen den Aktionskünstlern John Cage und Joseph Beuys erforscht.
Avantgarde
Das „Ensemble Aventure“, dem auch der Offenburger Geiger und Komponist Friedemann Amadeus Treiber angehört, widmet sich seit 35 Jahren intensiv der neuen Musik und der Avantgarde. Der von dem Freiburger Professor Wolfgang Rüdiger geleitete Klangkörper hat neben der Aufführung zeitgenössischer Werke immer auch den Ansatz im Blick, bei den Musizierenden sowie ihren Zuhören die Lust am Klangexperiment – also dem Aufbruch zu neuen Ufern – zu wecken.
Den Spaß am Musizieren mit Alltagsgegenständen und die Wahrnehmung der Umwelt als vielschichtiger Klangkosmos spielte dabei ebenso eine Rolle wie die Idee, dass jeder in den kreativen Prozess der musikalischen Gestaltung eingreifen kann.
In Rahmen des Formats Villa-Jamm-Artists haben Wolfgang Rüdiger (Fagott), Andrea Nagy (Klarinette), Delphine Gautier-Guiche (Horn) und Nicholas Reed (Schlagwerk), der musikalische Leiter der Lahrer Stadtkapelle, nun eine Reihe von Workshops angeboten. Einige der Teilnehmer, unter anderen vier Schüler des Lahrer Clara-Schumann-Gymnasiums und ein knappes Dutzend Mitglieder der Stadtkapelle, haben nun auch an einem entsprechenden Abschlusskonzert im Stadtpark teilgenommen.

Spirituelles Lied der Indianer

Aufgeführt wurden unter anderem „Evening Rise“, ein spirituelles Lied der Indianer Nordamerikas, sowie das ursprünglich in einem Workshop der Stadtkapelle als mehrteilige Klangcollage entwickelte „Pattern Piece“. Mit David, Eva, Imke und Cosma, vier Schülern der 8. Klasse des Clara-Schumann-Gymnasiums, wurde „Name Piece“ kreiert, ein Stück, das individuelle Kompositionen zusammenführt, die auf den in einem Namen vorkommenden Noten basieren. Der Vorname „Hannes“ zum Beispiel ergibt H-A-E. Die aus den Noten resultierenden Klangphasen der
beteiligten Musiker fließen dann in der Aufführung zusammen.
Wolfgang Rüdiger und Andrea Nagy servierten Hermann Kellers Komposition „Brüder“, eine Tonschöpfung für Fagott und Bassklarinette, Nicholas Reed wartete mit Rolf Wallins „Scratch!“ auf. Mit eingeseiften Fingern wird dabei ein Luftballon bearbeitet. Es quietscht und schmatzt, das Material ächzt, Nicholas Reed greift zum Messer, widersteht aber letztendlich der Versuchung, den Luftballon zum Platzen zu bringen.