Körper in Bewegung
Die Faszination sportlicher Wettkämpfe und die Idee der Olympischen Spiele, die in diesem Jahr in Paris stattfinden werden, haben das Team des Museums Würth, im elsässischen Erstein, zum Konzept seiner aktuellen Ausstellung inspiriert. Unter dem Titel „Frisbee! – Sport, Spass und Spiel in der Sammlung Würth“, werden bis Mitte September rund 80 Bilder, Skulpturen und Objekte aus dem künstlerischen Oeuvre des schwäbischen Kunstmäzen gezeigt.
Der zentrale Ausstellungsraum, der Platz für große Formate und monumentale Arbeiten bietet, gehört ganz dem Sport, der Dynamik von Körper und Bewegung. Hier wird bewusst auch eine Verbindung zur Antike hergestellt. Die Marmorstatue eines Diskuswerfers kommuniziert mit dem Frisbeewerfer in einem Gemälde von Donna Scholz. Der griechische Held, der sich auszuruhen scheint, liegt in Opposition zur Plastik eines bei der „Tour de France“ gestürzten Radrennfahrers. Eröffnet wird der Raum von einer überlebensgroßen, expressiv angelegten Bronzestatue eines Boxers, die Alfred Hrdlika der Erinnerung an den früheren Boxchampion Sonny Liston gewidmet hat.
Körper in Bewegung, Ringer, Tänzer und Rennfahrer, Turmspringer und Eiskunstläuferin, die graziösen Beine einer Primaballerina und das surreal interpretierte Menschenknäul eines Footballspiels. Der Lanzenträger hoch zu Ross in der Stierkampfarena von Fernando Botero, die abstrahierten Tänzer von Jean Miró und die Ästhetik der in den 1930er-Jahren entstandenen Sportbilder von Willi Baumester.
Neue Sehnsucht
Im Obergeschoss des Museums erweitert sich das Feld. In den 1930er-Jahren hält der Begriff Freizeit Einzug. Bürgertum und Arbeiterschaft flanieren durch Parkanlagen und fahren an die See. Die Bergwelt erlebt den ersten großen Ansturm. Die Kunst fängt die neue Sehnsucht in Panoramen und idyllischen Landschaftsgemälden ein, kommentiert Vereinsleben und Volkssport.
Martin Liebschers Fotocollage „Camping“ zeigt auf sechs Quadratmetern Bildfläche den Künstler selbst bei Freizeitaktivitäten, greift wie Erwin Pfrangs Arbeiten „Luna Park“ und „Gesellschaftsspiel“ den Wechsel von der Freizeit- zur Konsumgesellschaft auf. Der Betrachter wird zu einer Stippvisite in der Zirkusmanege eingeladen, zum Kartenspiel und zum Schach. Hinzu kommen Filmdokumente der Olympischen Spiele 1936 in Berlin, Plakatentwürfe von HAP Grieshaber, Max Bill und Serge Poliakoff für die Spiele 1972 in München.
Die Ausstellung wartet mit einem breiten künstlerischen Spektrum und großen Namen auf, sie skizziert sportliche Ideale und gesellschaftliche Entwicklungen, setzt sich auch kritisch mit dem Zeitgeist auseinander.
INFO: Ausstellung „Frisbee! – Sport, Spass und Spiel in der Sammlung Würth“, Museum Würth, Erstein/Elsass, bis 16. September. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 10 bis 17 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr.