Kultur
Acht Jahreszeiten in Offenburg
Jutta Hagedorn
07. April 2003
Zusatzinhalte nur mit verfügbar - jetzt informieren
Mit Ines Then-Bergh vom SWR-Sinfonieorchester hatte das Concertino (Leitung: Dieter Baran) eine Spitzensolistin eingeladen, die in perfekter Intonation auch die schwierigsten Passagen meisterte. Ihr insbesondere auf der E-Saite leicht aggressiver Ton im Forte dominierte das Ensemble zu jeder Zeit, aber in den langsamen Sätzen konnte sie sich zurück nehmen, und bestimmte, auch ganz ohne Vibrato, das musikalische Geschehen. Mit feinem Gespür für weiche Tongebung zog sie vor dem Hintergrund eines diskreten Continuos ihre Bahn, bis dann wieder ein Tuttieinsatz das gut disponierte Orchester die Naturbeschreibung Vivaldis weitertrieb.
Oft riss der Elan Dieter Baran dazu hin, das Tempo, zum Beispiel bei der Gewitterszene im »Estate«, dermaßen zu forcieren, dass darunter die Präzision der Ausführung zu leiden drohte. Doch überstand das Orchester diese Parforceritte unbeschadet. Besonders gelungen muss man es nennen, dass die ganzen »Vier Jahreszeiten« der zwei Kompo-nisten nicht hintereinander gespielt wurden, sondern dass je eine Jahreszeit Vivaldis der entsprechenden von Piazzolla gegenüber gestellt wurde. Piazzolla zeigt sich in diesem Werk als weit anspruchsvollerer Komponist als »nur« der Tango-Spezialist, unter welchem Etikett man ihn sonst so gerne einordnet. Man merkt seine klassische Ausbildung, etwa wenn er in seinem »Frühling« eine hoch komplexe Fugentechnik verwendet. Aber auch Seichtes ist ihm nicht fremd, so etwa die Kurorchester-Atmosphäre in seinem sehr eingängig gesetzten »Winter«.
Wenig Temperament
Das Orchester wurde bei Piazzolla durch einen Klavierpart und leichtes Schlagzeug erweitert. Natürlich klang Piazzolla etwas hölzern, bieder, es fehlte das südamerikanische Lebensgefühl in der Interpretation. Nur die Sologeige getraute sich manchmal, etwas zigeunerhaft in einen Ton hineinzurutschen. Die programmatische Gegenüberstellung zeigte jedoch die Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten des Orchesters.
Mit dem Concertino musizierten Johann Schmeller am Klavier und Werner Pohl am Cello. Vorangestellt wurden den Konzerten Vivaldis die zugrunde liegenden Sonette in italienischer Sprache, vorgetragen von Ivone Casotto, und Susanna Maus rezitierte Ausschnitte aus dem »El Tango« von Jorge Luis Borges.
Mit Ines Then-Bergh vom SWR-Sinfonieorchester hatte das Concertino (Leitung: Dieter Baran) eine Spitzensolistin eingeladen, die in perfekter Intonation auch die schwierigsten Passagen meisterte. Ihr insbesondere auf der E-Saite leicht aggressiver Ton im Forte dominierte das Ensemble zu jeder Zeit, aber in den langsamen Sätzen konnte sie sich zurück nehmen, und bestimmte, auch ganz ohne Vibrato, das musikalische Geschehen. Mit feinem Gespür für weiche Tongebung zog sie vor dem Hintergrund eines diskreten Continuos ihre Bahn, bis dann wieder ein Tuttieinsatz das gut disponierte Orchester die Naturbeschreibung Vivaldis weitertrieb.
Oft riss der Elan Dieter Baran dazu hin, das Tempo, zum Beispiel bei der Gewitterszene im »Estate«, dermaßen zu forcieren, dass darunter die Präzision der Ausführung zu leiden drohte. Doch überstand das Orchester diese Parforceritte unbeschadet. Besonders gelungen muss man es nennen, dass die ganzen »Vier Jahreszeiten« der zwei Kompo-nisten nicht hintereinander gespielt wurden, sondern dass je eine Jahreszeit Vivaldis der entsprechenden von Piazzolla gegenüber gestellt wurde. Piazzolla zeigt sich in diesem Werk als weit anspruchsvollerer Komponist als »nur« der Tango-Spezialist, unter welchem Etikett man ihn sonst so gerne einordnet. Man merkt seine klassische Ausbildung, etwa wenn er in seinem »Frühling« eine hoch komplexe Fugentechnik verwendet. Aber auch Seichtes ist ihm nicht fremd, so etwa die Kurorchester-Atmosphäre in seinem sehr eingängig gesetzten »Winter«.
Wenig Temperament
Das Orchester wurde bei Piazzolla durch einen Klavierpart und leichtes Schlagzeug erweitert. Natürlich klang Piazzolla etwas hölzern, bieder, es fehlte das südamerikanische Lebensgefühl in der Interpretation. Nur die Sologeige getraute sich manchmal, etwas zigeunerhaft in einen Ton hineinzurutschen. Die programmatische Gegenüberstellung zeigte jedoch die Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten des Orchesters.
Mit dem Concertino musizierten Johann Schmeller am Klavier und Werner Pohl am Cello. Vorangestellt wurden den Konzerten Vivaldis die zugrunde liegenden Sonette in italienischer Sprache, vorgetragen von Ivone Casotto, und Susanna Maus rezitierte Ausschnitte aus dem »El Tango« von Jorge Luis Borges.