Auch ein Musikerstreit kann Bei Bernd Ruf nicht stoppen
Das neue Weltmusikprojekt von Bernd Ruf führt unterschiedliche Klangwelten zusammen. Okzident und Orient begegnen sich – aber auch Klassik, Folklore und Jazz, die Tonsprache von alter und neuer Musik. Am Mittwochabend feierte die »East-West Symphony« in Lahr Premiere.
Das alle zwei Jahre in Lahr anstehende Weltmusikprojekt des aus Gengenbach stammenden Grenzgängers Bernd Ruf wartete am Mittwochabend mit einem Sinfoniekonzert auf, das in nicht einmal drei Monaten aus dem Boden gestampft worden war. Eigentlich hätten die israelische Sängerin Irit Dekel und ihr Partner Elda Zitrin (Saxophon, Akkordeon, Klavier) mit der Philharmonie Baden-Baden in den Ring steigen sollen. Das Paar hat sich jedoch Ende Dezember heillos zerstritten. Der von langer Hand vorbereitete Auftritt in der Lahrer Stadthalle war damit plötzlich undenkbar, das bereits weitgehend einstudierte Programm der »East-West Symphony« Makulatur.
Andere hätten wahrscheinlich die Segel gestrichen und die im Rahmen der Lahrer Sinfoniekonzerte geplante Premiere des Projektes abgesagt. Bernd Ruf hat die Ärmel hochgekrempelt und neue Akteure ins Boot geholt und dabei unter dem Titel »Händel in Arabia« einen ganz neuen Ansatz aus dem Hut gezaubert.
Arabische Lyrik und zeitgenössischer Jazz
Dabei war nun Mezzosopranistin Anke Sieloff, die seit fast 15 Jahren mit Bernd Ruf, dem German Pops Orchestra und dem Format Bridges to Classic immer wieder bei den Händelfestspielen in Halle gastiert. Dazu das Ensemble Masaa, ein junges Quartett um den libanesischen Sänger Rabih Lahoud und den aus Schwerin stammenden Trompeter Marcus Rust. Gemeinsam mit Clemens Pötzsch (Klavier) und Demian Kappenstein (Schlagzeug), haben sie arabische Lyrik, Folklore und zeitgenössischen Jazz zusammengeführt. Bernd Ruf und die beiden jungen Arrangeure Fabian Joosten und Benjamin Köthe, haben das in dieser Konstellation angelegte Spannungsfeld, in eine überraschend homogene und im Zusammenspiel mit der Philharmonie Baden-Baden immer wieder wunderbar aufblühende Klanglandschaft überführt.
Händel in Arabien
Georg Friedrich Händel, ein Meister des Frühbarocks, hat viele seiner Opern im arabischen Raum angesiedelt. Seine Ouvertüren, Arien und Rezitative standen am Mittwochabend nicht einfach als Gegenposition zu der bisher noch nie mit Orchester aufgeführten Musik des Ensemble Masaa im Raum. Die Akteure, zauberten, verführten und umgarnten, warteten mit musikalischen Verschränkungen und fließenden Übergängen auf, die das Lahrer Publikum immer wieder beeindruckten.
Zum Einstieg gab es die Uraufführung der Orchesterfassung einer Komposition von Bernd Rufs Sohn Ilja. Danach folgte die Ouvertüre der Oper »Giulio Cesare in Egitto«, die über zwei Songs von Masaa direkt in die Arie der Cleopatra mündete. Es erklangen festliche Barockklänge, die urplötzlich in orientalische Rhythmen umschlugen, in das Universum des Jazz eintauchten und dann wieder in der Klassik landeten.
Ähnliche Konstellationen manifestierten sich fast zwei Stunden lang immer wieder aufs Neue. Die klassisch agierende Mezzosopranistin und der Sänger von Masaa überraschten mit Wechselspielen und Duetten. So entstand eine Klangpoesie voller Charme, Eleganz und Leidenschaft.