»Das kalte Herz« als berührendes Figuren-Theaterspiel
In den Schwarzwald um 1800 entführte das Hohenloher Figurentheater mit seiner Vorstellung »Das kalte Herz« im Rahmen der Puppenparade Ortenau.
Im Festsaal der Illenau hatten sich am Mittwochabend Freunde des Erwachsenen-Puppentheaters versammelt. Es erwartete sie eine im wahrsten Sinn des Wortes herzergreifende Geschichte. Wilhelm Hauff hat das Märchen »Das kalte Herz« 1927 geschrieben und sich dabei den Schwarzwaldbewohnern angenommen, die so ganz anders waren als andere Leut: »Hochgewachsen, von starken Gliedern und einem Duft, als wären sie von den sie umgebenden Tannen durchströmt. Ihre Trachten sind prächtig und prunkvoll und zeugen vom Stand und Herkunft.«
Peters großer Wunsch
»Und ich? Ein schwarzer, einsamer Kohlenbrenner bin ich«, klagt Peter Munk, der mit seiner Mutter die erste Szene bestreitet. Schön geschnitzt ist sein rußverschmiertes Gesicht mit großen, sehnsuchtsvollen Augen. Kann das Glasmännlein helfen? Schwupps erscheint eine winzige Zwergenfigur mit knallroten Waden, die er schwungvoll auf dem Bühnenrand sitzend übereinanderschlägt und den Rauch aus seiner Pfeife aufsteigen lässt. Das Glasmännlein gewährt Peter drei Wünsche, doch über die Erfüllung der ersten beiden wird Peter nicht glücklicher. Angesehen wollte er sein und eine Glashütte besitzen. Also muss er sich doch zum Holländermichl aufmachen, einem üblen Gesellen, dem man nichts Gutes nachsagt.
Johanna und Harald Sperlich bieten ihrem Publikum ein wunderschönes Szenarium. Zu zweit stehen sie hinter der hoch aufgebauten Bühne und geben den aus weichem Lindenholz geschnitzten Charakterköpfen Leben. Ton und Lichteffekte sind perfekt eingesetzt, und die kleinen Pausen, die für den Bühnenumbau notwendig sind, werden mit Musik von Ralf Scherkenbeck überbrückt.
Es ist nicht unwichtig, Gesehenes wirken zu lassen. Das Stück, das auf Unzufriedenheit, auf Neid und Missgunst hinweist, auf Standesdünkel und Ungerechtigkeit lässt sich nahtlos in die heutige Zeit übertragen. Allein die Liebe zu der sanften Lisbeth wird Peter letztendlich retten. Davor aber hat er es dem ruppigen Holländermichel gegen unaufhörlichen Reichtum eingetauscht und sich dabei in dessen schaurige Welt begeben.
Herz im Weckglas
Dunkle Farben und ein eisiger Wind bestimmen das Bühnenbild. Riesige Hände greifen nach Peter. Ehe er sich versieht, ist sein Herz in einem gläsernen Weckglas gelandet. In seiner Brust befindet sich jetzt das kalte Herz aus Stein. Zum Glück hat er den dritten Wunsch noch frei.
Eine sehr gelungene Umsetzung des Stoffs, die durch den Detailreichtum der einzelnen Szenen, die ausgefeilten Figuren in ihren selbst geschneiderten Kostümen und die fantastischen Bühnenbilder überzeugte.