Ehefrauen, Geliebte, Models: Pablo Picasso und seine Frauen

Kunstmäzen Jürgen Messmer lud zur Ausstellungseröffnung die Picasso-Muse Sylvette David ein, die sich später Lydia Corbett nannte. ©Jürgen Haberer
Die künstlerische Annährung an Pablo Picasso stellt immer eine Herausforderung dar. Mit der Ausstellung »Picasso und die Frauen« setzt die Kunsthalle Messmer in Riegel ganz eigene Akzente.
Der 1881 geborene Mitbegründer des Kubismus hat rund 50 000 Gemälde, Zeichnung und Graphiken, zahlreiche Plastiken und Keramiken hinterlassen. Er gilt ganz allgemein als einer der produktivsten Künstler der Kulturgeschichte. Kunstmäzen Jürgen Messmer hat einen ganz eigenen Ansatz für seine aktuelle Ausstellung »Picasso und die Frauen«, gewählt. Er zeigt rund 120 Arbeiten von Pablo Picasso (1881-1973) und den Frauen an seiner Seite.
Da sind die russische Tänzerin Olga Koklova und Jacqueline Rouge, die beiden Ehefrauen Picassos. Fernande Olivier, die erste Frau an seiner Seite, war sein erstes wichtiges Model, das unter anderem auch das berühmte Gemälde »Demoiselles d‘ Avignon« zeigt. Eva Gouel, die 1915 an Tuberkulose starb, war Picassos ganz große Liebe. Weitere Musen waren die blutjunge Marie-Thérèse Walter und Dora Maar, eine talentierte Künstlerin, die in der Ausstellung mit einer ganzen Reihe eigener Arbeiten vertreten ist. Die Malerin Francoise Gilot war die einzige Frau, die Pablo Picasso je verlassen hat. Sie hat zwei Kinder mit ihm.
Stilikone mit Pferdeschwanz
Und dann sind da auch noch Angela Rosengart, die Tochter eines Schweizer Kunsthändlers, sowie die Stilikone Sylvette David, die junge Frau mit dem blonden Pferdeschwanz, die Picasso 1954 zu einer mehr als 50 Arbeiten umfassenden Portraitserie inspiriert hat.
Messmer konzentriert sich also ganz auf das Frauenbild Picassos, auf seine Portraits und die Geschichte seiner Beziehungen, die sich mehr als einmal auch kreuzten. Die Grenzen sind dabei fast immer fließend. Ehefrau und Geliebte, Muse und Model – nicht jede Frau an seiner Seite vereinte alle Eigenschaften auf sich. Ihre jeweilige Präsenz hat aber fast immer Spuren in der Kunst Picassos hinterlassen.
Jürgen Messmer nimmt den Ausstellungsbesucher an die Hand und schlendert mit ihm durch das Leben Picassos, das er in einem der Galerieräume auch grafisch aufbereitet hat. Zwischendurch tauchen immer wieder seltene Fotografien aus Privatsammlungen auf.
Sitzungen nur mit dem Verlobten
Jürgen Messmer hat Sylvette David mit ihrer Tochter Isabel nach Riegel eingeladen und einige ihrer Arbeiten in die Ausstellung integriert. Die damals 19-Jährige fasziniert den Meister, erscheint zu den Sitzungen aber stets mit ihrem Verlobten. In gerade einmal drei Monaten hat Picasso sie mehr als 50 Mal portraitiert. Sie wird zu einer fast unwirklich erscheinenden Stilikone, die später nach England geht und unter dem Namen Lydia Corbett, selbst künstlerische Erfolge feiert.
Die letzten 20 Jahre von Picassos Leben verlaufen dann eher ruhig. Neben seiner zweiten Frau Jacqueline Roque spielt nur noch Angela Rosengart eine wichtige Rolle, weil sie den Künstler mit ihrem Vater immer wieder besucht und dabei auch zahlreiche Fotografien im privaten Umfeld Picassos entstehen.
Ausstellung »Picasso und die Frauen« mit Arbeiten von Pablo Picasso, Francois Gilot, Dora Maar, Fernande Olivier und Sylvette David/Lydia Corbett, Kunsthalle Messmer, Riegel, bis 12. November. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Internet: www.kunsthallemessmer.de