Kultur
Erotik trifft auf religiöse Motive
Jürgen Haberer
29. Dezember 2006
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Im Spätsommer eröffnet, widmet die Lahrer Galerie von Klaus Kramer auch die zweite große Ausstellung einem herausragenden Vertreter der spanischen Kunstszene. Auf drei Etagen zeigt der in Spanien lebende Galerist im ehemaligen Gasthaus »Warteck« eine Werksschau des Kunstprofessors Juan Barberá.
Lahr. Skizzenhafte Bildergeschichten und abstrakte, auf den ersten Blick fast grob wirkende Darstellungen des menschlichen Körpers, kennzeichnen die Anfänge eines Künstlers, der sich auf der iberischen Halbinsel längst einen Namen gemacht hat. In Lahr zeigt der Kunstprofessor aus Valencia eine Art Werkschau mit Arbeiten aus fast zwei Jahrzehnten.
Die in Skizzen und Tuschzeichnungen realisierten Bildergeschichten aus dem Jahre 1992, treffen so auf aktuelle Arbeiten, die deutlich die Handschrift der Leipziger Schule in sich tragen. Oder treffen in einer symbolhaften, in Ansätzen an Hieronymus Bosch erinnernden Bildsprache, tief in das Unterbewußtsein und tauchen in verschüttete Nischen der menschlichen Seele ein.
Ein bemalter Rolls Royce
Das sicherlich spektakulärste Werk des Künstlers, ein fabrikneuer von Hand bemalter Rolls Royce, ist in Lahr jedoch nur in Form eines Filmes, über die fast einjährige Arbeit an der Luxuslimousine zu sehen. Das Auto selbst steht in der Galerie »Der Reiter Kunstraum« im spanischen Altea, dem Hauptsitz des Galeristen Klaus Kramer.
Anfang September eröffnete der seit den Frühen 60er-Jahren in Spanien aktive Galerist im ehemaligen Gasthaus »Warteck« in Lahr seine mittlerweile dritte Galerie. Gemeinsam mit seine beiden lokalen Partnern, dem Unternehmerehepaar Stephan und Petra Manger, will er in dem aufwendig restaurierten Gasthaus eine Plattform für Gegenwartskunst etablieren. Die erste Ausstellung widmete sich der Kunst des jungen Spaniers Damia Diaz. Bis zum 28. Februar sind nun Arbeiten von Juan Barberá zu sehen.
Auf großen Formaten spielt dieser immer wieder mit einer fast schmucklosen Sachlichkeit, bannt Menschen auf die Leinwand, die direkt den Wandgemälden des real existierenden Sozialismus zu entspringen scheinen. Der Betrachter stolpert über Verschiebungen der Perspektive, Füße die ganze Menschen überragen, ein Kopf durchdringen, sein Blick fokussiert sich auf eine Luxuslimousine, deren Aufbauten wie plattgedrückt wirken.
Für zusätzliche Spannungsmomente sorgt ein liegender Tankwart mit Flammensäule oder einem übergroßen Hund. Im Flur begegnet der Ausstellungsbesucher einer Serie von Collagen, die sich aus unzähligen Symbolen und stilisierten Objekten bestehen. Phallussymbole und erotische Darstellungen treffen auf religiöse Motive, stilisierte Fabriken und Hochhäuser. Der Betrachter versinkt in einem Irrgarten aus Anspielungen und Metaphern.
Träume und Urtriebe
Juan Barberá setzt sich immer wieder mit den Untiefen des menschlichen Geistes, mit Träumen, Urtrieben unterdrücktem Begehren, religiöser Besessenheit und dem Chaos auseinander. Zur reinen Malerei gesellen sich Reliefs und Objektbilder. Ein Selbstportrait ruht in der Mitte eines Spiegel in der Form eines Sarges. Eine ganze Reihe von Bildern im Dachgeschoss der Galerie beschäftigt sich mit dem weiblichen Akt.
Ω Die Bilder von Juasn Barberá sind bis zum 28. Februar in der Galerie »Klaus Kramer Arte Actual-Akuelle Kunst« im ehemaligen Gasthaus »Warteck«, Werderstraße, in Lahr zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 16 bis 20 Uhr und Samstag 13 bis 18 Uhr.