Konzert

Filippa Gojo verbindet Jazz mit dem Charme Brasiliens

Jürgen Haberer
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28. Januar 2016
Kokettiert mit modernen Grooves: Sängerin Filippa Gojo.

Kokettiert mit modernen Grooves: Sängerin Filippa Gojo. ©Jürgen Haberer

Seit sie im vergangenen Jahr beim Neuen Deutschen Jazzpreis abräumten, sind Filippa Gojo und ihr Quartett zumindest in der Jazz-welt in aller Munde. Am Sonntagabend gastierte die in Köln lebende Sängerin aus Vorarlberg mit ihrer Band im Stiftsschaffneikeller in Lahr.  

Lahr. Federleicht interpretieren die Musiker im Rücken der jungen Frau aus Bregenz ein Thema mit brasilianischem Flair. Filippa Gojo singt portugiesisch, wechselt beim zweiten Song nahtlos ins Englische. Der lateinamerikanische Charme schwingt noch mit, löst sich dann aber in der nun eindeutig vom Jazz geprägten Verdichtung weitgehend auf. 
Das dritte Thema des Auftritts im Lahrer Stiftsschaffneikeller weht dann aus einer ganz anderen Welt herüber. Pianist Sebastian Scobel kreiert eine getragene, in sich verschlungene Klavierlinie, Lukas Meile an den Perkussions sorgt für einen winzigen Hauch von Unruhe. David Andre am Kontrabass greift zum Bogen, Filippa Gojo selbst zur »Shrutibox«, einem aus Indien stammenden Verwandten des Harmoniums, mit dem sie ihren anfangs lautmalerischen Gesang unterlegt.
»Do Mo trinkt bloach osam Bach« (Der Mond trinkt bleich aus dem Bach) taucht ein in eine verklärte, fast sphärisch anmutende Stimmung, die sich nur schwer fassen lässt. Das im Vorarlberger Dialekt gesungene Lied von Ulrich Gabriel öffnet eine Viertelstunde nach dem Konzerteinstieg einen ganz neuen Blick auf die Musik des Filippa Gojo Quartetts. Lustvoll wird mit der musikalischen Grenzüberschreitung gespielt. Stimme und konzeptioneller Ansatz kokettieren mit Elementen ganz unterschiedlicher Kulturkreise und Stilrichtungen. Samba und Bossa nova, die Rhythmen Brasiliens treffen auf Swing und Jazz, auf Improvisation und Lautmalerei.

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Ekstatischer Ausbruch

Und auf einen Gesang, der aus unterschiedlichen Sprachräumen schöpft und in wortlose Vokalfragmente abgleitet, die bei »Confusao«, dem vierten Song des Abends, in einem wilden ekstatischen Ausbruch mit dem Megaphon in der Hand explodieren. Filippa Gojo kokettiert zwischendurch mit modernen Grooves, landet nach der Pause bei Joni Mitchell und dem Song »Woodstock« in einem fast rockigen Kontext. 
Die vor ein paar Jahren eher beiläufig entstandene Verbindung des Lahrer Kulturkreises zur Kölner Jazzszene hat mit dem Konzert erneut eine höchst interessante Formation in den Stiftsschaffneikeller gebracht. Filippa Gojo und ihr im vergangenen Jahr mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis ausgezeichnetes Quartett öffnet Fenster und verwunschene Türen. Der Auftritt der seit 2009 bestehenden Formation überzeugte und beeindruckte, weil sie Neues ausprobiert, im Experiment aber nie den Kontakt zu vertrauten Gestaden, der rhythmischen Leichtigkeit Brasiliens und der Tonsprache des Swing und Jazz verliert. 
Das Lahrer Publikum ließ sich von der jungen Frau aus Vorarlberg einnehmen, gab ihr im Gegenzug auch etwas zurück, als es bei dem Refrain des brasilianischen Songs »Madalena« mit einstieg. »Ich würde gerne wiederkommen«, gab Filippa Gojo nach der zweiten Zugabe ganz spontan zu verstehen.
 

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