Heiko Hermann und das Kollektiv Herzogstraße München
Heiko Hermann und das Kollektiv Herzogstraße – Künstler, die neue Wege gingen und sich politisch zu Wort meldeten. Bis Oktober sind die Arbeiten in Durbach zu sehen.
Es ist nicht so lange her, da unternahmen einige Künstlergruppen den Versuch eines gesellschaftlichen Gegenentwurfs – dazu gehört das Münchner »Kollektiv Herzogstraße«. 40 Jahre nach dessen Gründung steht die Gruppe für eine Kunst, die der bürgerlichen Idee des einsamen Künstlergenies eine Absage erteilte und Bilderproduktion im Kollektiv wagte. Welche Prozesse, welche geballten Energien, welche Absichten, aber auch welche Widersprüche sich hinter Künstlerkollektiven verbergen, zeigt die neue Ausstellung "Verzurrte Welt".
Aufbegehren gegen Nachkriegsgesellschaft
Heiko Herrmann und das Kollektiv Herzogstraße« im Museum für Aktuelle Kunst in Durbach. Über 70 Arbeiten und Dokumente aus den aktiven Jahren 1975 bis 1982 spannen einen Bogen bis heute. Dem Kollektiv ging es um das künstlerische wie das politische Aufbegehren gegen die Nachkriegsgesellschaft. Die Gruppe formierte sich im Klima der zerfallenden Studentenrevolte und brach mit der selbst auferlegten und politisch motivierten Entsagung von jeglicher künstlerischer Produktion.
Gleichzeitig wollten die zwölf Künstler, die sich ab 1975 trafen, die expressive Abstraktion der Künstlergruppen CoBrA, SPUR und WIR weitertreiben: Heimrad Prem, Helmut Sturm, Hans Matthäus Bachmayer, sowie Dietrich Bartscht, Heiko Herrmann, Thomas Niggl, Armin Saub, Diri (Dieter) Strauch, und Heinz Weld. Im Gegensatz zu den Gruppen der 60er-Jahre waren mit Renate Bachmayer, Jutta von Busse und Ursula Strauch-Sachs auch Malerinnen integriert.
Kollektive Experimente
Die Gruppe teilte sich ein Atelier, und die Arbeit im Kollektiv ermöglichte ausgedehnte Experimente: Da jeder mit seiner Farbe das vom anderen Geschaffene durchstreichen, relativieren oder betonen konnte, hatte es wohl keinen Sinn, gegenständlich zu malen. Das Ergebnis ist ausgesprochen spannend: energiestrotzende, herausfordernde Arbeiten, die vom »Abenteuer« des Miteinanders berichten. 1982 löste sich die Gruppe auf, wobei der Kollektivgedanke bis heute in Gemeinschaftsprojekten fortbesteht.
Das Kollektiv Herzogstraße sei historisch betrachtet als eine Episode der Münchner Fortsetzungs-Gruppengeschichten, die kommunikative Modelle in künstlerische Praxis umwandelten, erklärte Rüdiger Hurrle zur Eröffnung: »Die Erfahrung der Gruppenmalerei sollte ein Akt der Befreiung sein, und ihr expressiver Stil stand für Authentizität, spontanen Ausdruck, Zivilisationskritik und war geboren aus dem Wunsch, Kunst und Leben tatsächlich miteinander zu verbinden«.
Neofigurativer Maler
Heiko Herrmann, Jahrgang 1953, war einer ihrer jüngsten Vertreter. Als Verwalter des Erbes der Künstlergruppe ist ihm mit über 50 Arbeiten etwa die Hälfte der Ausstellung gewidmet. Hinzu kommen Gemeinschaftsbilder und Objekte der Kollektiv-Künstler. »Wir wollten die Fähigkeiten des Einzelnen in einem gemeinsamen Handeln bündeln und steigern zu einem Ganzen«, so Herrmann, der zu den großen neofigurativen Malern Deutschlands zählt.
Seine Arbeiten stellen eine Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit her und halten damit einen »lebendigen Dialog mit den Werken der anderen Gruppenmitglieder stetig aufrecht«, betonte Hurrle. Ihr Einfluss auf die Entwicklungen der Malerei seit den 80er- und 90er-Jahren sei unverkennbar.
Termin
Heiko Hermann und das Kollektiv Herzogstraße München, "Verzurrte Welt", Museum für aktuelle Kunst, Almstraße 49, Durbach.
Info: Tel. 0781 - 93201403,
Öffnungszeiten: Mi-Fr 14-18 Uhr, Sa- So 11-18 Uhr.
www.museum-hurrle.de