Ausstellung

James Rizzis Pop-Art-Wolkenkratzer haben Gesichter

Hans-Dieter Fronz
Lesezeit 3 Minuten
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02. Dezember 2015

Verständlich, eingängig, witzig und ironisch: Die Pop-Art von James Rizzi hat weltweit eine große Fangemeinde. ©Art Licensing Int. GmbH

Der Europa-Park Rust präsentiert in einer Ausstellung mehr als 400 farbenfrohe Werke des amerikanischen Pop-Art-Künstlers James Rizzi.

In dieser Schau schließt sich ein Kreis. Anfang der siebziger Jahre jobbte Roland Mack, der Inhaber des Europa-Parks, als Student auf Coney Island, dem Bade- und Vergnügungsort am südlichsten Zipfel von Brooklyn. James Rizzi (1950–2011), der in dem New Yorker Stadtteil aufgewachsen war, hatte das Freizeitparadies schon als Kind geliebt. Als Künstler machte er Vergnügungsstätten dieser Art dann häufig zum Motiv. »The Last Stop Is Coney Island« etwa zeigt die Sehnsuchtslandschaft seiner Kindheit mit Riesenrad und Achterbahn, Karussells und fröhlichen Menschen. Leicht ließe sich Rizzis Kunst selbst als großer Vergnügungspark bezeichnen – fürs Auge.

Jetzt hat Roland Mack den Künstler in die Mercedes-Benz Hall im Europa-Park Rust geholt, in seinen Freizeitpark, zu dem er einst nicht zuletzt durch Coney Island inspiriert wurde. Präsentiert werden über 400 Arbeiten des Amerikaners.
Klar, dass dies keine gewöhnliche Ausstellung ist. Vor dem Gebäude können sich Besucher in einem Rizzi-Taxi in Front einer nachgebauten dreidimensionalen Rizzi-Häuserfassade fotografieren lassen. Und ein überdimensionaler Weihnachtsmann in einem Rentierschlitten im Rizzi-Stil verbreitet weihnachtliches Flair. Die Ausstellung bietet neben den Kunstwerken Reliquien wie den betagten Drahtesel des Künstlers oder Originalmöbel aus Rizzis New Yorker Wohnung, zum Beispiel den mit Farbklecksen übersäten Arbeitstisch.

»Sonne, Mond, New York« –So heißt nicht etwa die Ausstellung selbst, sondern eine fünfzehnminütige Show rund um Rizzis Leben. Täglich wird sie mitten in der Schau von Akrobaten, Jongleuren, Tänzern geboten. Schon bei der Vernissage verströmte Bill Rizzi – der langmähnige Bruder des verstorbenen Künstlers mit der Ausstrahlung eines Rockstars war eigens zur Eröffnung angereist – eine Atmosphäre von Showbizz und Glamour.
Rizzi, einer der berühmtesten Pop-Art-Künstler der Gegenwart, hat eine riesige Fan-Gemeinde in aller Welt, nicht zuletzt in Kreisen, denen zeitgenössische Kunst sonst relativ schnuppe ist. Denn Rizzis Werke sind unmittelbar verständlich und eingängig, witzig und von bezwingender (Selbst-)Ironie.

Comicartige Bildsprache

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Die Welt betrachtete der Künstler mit einem Lächeln. Und einem Augenzwinkern. Schon die Bildsprache hat einen Stich ins Comicartige. »Rizzi me« etwa, ein Selbstporträt mit Kanarienvogel in 3D-Grafik, einer von Rizzi erfundenen Technik, ist ein veritabler Cartoon. Und die Bibel-Entwürfe geraten zum coolen Comic-Strip. In »Dance with me« fordert ein Tintenfisch den Betrachter zum Tanz auf.

Die Welt in Rizzis Werken ist animistisch beseelt. Selbst leblose Dinge haben bei ihm Gesicht und Charakter. In »Heart Times in the City« schauen aus beinahe jedem Fenster Gesichter. Selbst die Wolkenkratzer in Big Apple haben Augen und Münder und lächeln uns entgegen wie in »Magnetics«, einer interaktiven Arbeit mit verstellbaren Elementen auf Siebdrucken.

New York ist Rizzis liebstes Motiv. Bunt und hektisch stellt er die Metropole dar. So zahlreich sind die Menschen in der  Stadt, dass die sich förmlich auf den Zehen stehen. Wenn von Rizzis Kunst eine Botschaft ausgeht, dann ist es die von der Notwendigkeit wechselseitiger Toleranz und Rücksichtnahme in einer unendlich komplexen Welt.

James Rizzi, Mercedes-Benz Hall im Europa-Park Rust. Bis 10. Januar, täglich von 11 bis 19 Uhr, Silvester bis 18.30 Uhr, längere Öffnungszeiten an Wochenenden und Ferien. Am 24./25. Dezember ist die Schau geschlossen.

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