Jeremy Winston Chorale mit Herz und Leidenschaft

Begeisterung, die ansteckend wirkte: Der Jeremy Winston Chorale in der Peter-und-Paul-Kirche in Offenburg-Bühl. ©Oscar Sala
Feinfühlig, beseelt, mitreißend und mit viel Herzblut: Eine musikalische Sternstunde erlebte das Publikum am Mittwochabend in der Peter-und-Paul-Kirche mit dem Jeremy Winston Chorale.
Der Weltklasse-Chor unter der Leitung von Jeremy Scott Winston ist in Bühl kein Unbekannter mehr und regelmäßig Garant für ein volles Gotteshaus. Beim achten Auftritt hatten die Gäste aus den USA ihre mit Herz und Leidenschaft vorgetragenen Gospels und Spirituals mit einem Hauch von Klassik und Jazz garniert. Zum Benefizkonzert hatte wie in den vergangenen Jahren der gemeinnützige Verein »Christrose« eingeladen, der für den Erhalt und die Belebung von Kirchen und für ein soziales Miteinander wirbt.
Gospels in ursprünglicher Form
Der Jeremy Winston Chorale sorgte zwei Stunden lang für überschäumende Emotionen. Der in ein sanftes Rot getauchte Altarraum vermittelte den Zuhörern zudem ein wohlig-warmes Gefühl. Verheißungsvoll bereits der Auftakt der mit den klassischen Stücken »Gloria in excelsis Deo« und »Halleluja« die europäische Musiktradition aufnahm. Temperamentvolle Abschnitte wechselten zu besinnlichen Momenten. Unplugged und ohne jegliche elektronische Verstärkung gingen die Gospels in ihrer ursprünglichen Form direkt unter die Haut, etwa beim dreisätzigen »I will lift up mine«, das von dem jungen Merkell Williams und Jeremy Winston solistisch begleitet wurde. Ergreifend auch der Auftritt der stimmgewaltigen Vernetta Willet bei »My Souls been anchored«. Dass moderne Arrangements hervorragend mit Gospel harmonieren, zeigte sich beim Stück »Elijah Rock«.
Countertenor berührte
Als ein Höhepunkt des Abends erwies sich nicht zuletzt »Even me« mit Countertenor William Ramsey, der mit einer unglaublich gefühlvoll-zarten Stimme die Herzen höherschlagen ließ. Zwischendurch begaben sich einige Sänger vom Altar in Richtung Publikum, ließen es ihre Stimmen hautnah spüren.
Einer kleinen Tradition folgend, wurde während des Konzerts eine sozial tätige Gruppe aus der Region vorgestellt. Über den Verein »Bildung ohne Barrieren« – Bildungsinstitut für blinde und sehbehinderte Menschen« (BOB) informierte sein Vorsitzender Werner Sänger. Der Selbsthilfeverein hat über 100 Mitglieder. Einige von ihnen waren mit Blindenhund in die Bühler Kirche gekommen und konnten in der ersten Reihe die wunderbaren Stimmen genießen. Viele wippten und klatschten, vor allem gegen Schluss, als bekannte Melodien wie »Oh Happy Day« (Solist Robert Grant), »He´s got the whole world« (Solisten Lavonte Heard und Shyanne Clark) sowie »Amazing Grace« (Solisten Merkell Williams und William Ramsey) erklangen.
Improvisation grogeschrieben
Für eine beschwingte Klavierbegleitung sorgten Janet Cooper und Lavonte Heard. Aber auch der charismatische Jeremy Winston selbst setzte sich auch hin und wieder an das E-Piano und trug zum Gelingen des Konzerttages bei: »Das Wichtigste bei solchen Konzerten ist die Improvisation«, betonte Jeremy Winston. Gerade deshalb sei auch kein Programm ausgedruckt worden, meinte Moderator Tithey Schulz, der die Worte des Dirigenten übersetzte.
Der flexible und improvisationsfreudige Chorleiter konnte seinen Sängern dabei immer wieder solistische Glanzleistungen entlocken. Bis zum Schluss sangen die Akteure mit ansteckender Begeisterung. Songs, die auch noch in der Zugabe berührten und begeisterten.
Der Chor spielte gekonnt auf der Klaviatur der Gefühle – Gänsehaut-Feeling inbegriffen. Am Schluss gab es für die Gäste aus den USA minutenlang Beifall und stehende Ovationen.