Kunstverein Mittleres Kinzigtal macht ganz schön Druck
Fünf Künstler aus der Region zeigen im Haslacher Kloster eine ganz erstaunliche künstlerische Druckvielfalt. Die ausgestellten Werke reichen von der klassischen Lithografie über die Radierung bis hin zum Holzschnitt.
Es waren ganze Scharen von Kunstfreunden, die sich am Sonntag im Refektorium des Alten Kapuzinerklosters in Haslach einfanden. Kaum verwunderlich, gibt es dort doch ganz Erstaunliches an Kunstwerken zu sehen: »Druckwerke« von fünf Künstlern in einer beachtlichen Vielfalt der Techniken und des künstlerischen Ausdrucks.
Da sind einmal Gabriele Schullers experimentelle Lithografien von Menschen in Bewegung, in mehreren Schichten gedruckt auf Abrissen von Litfasssäulen, mit denen sie, durch die durchscheinenden alten Plakate noch verstärkt, das Chaos des Alltags wirkungsvoll einfängt.
Zum anderen sind da die Holzschnitte von Manfred Schlindwein, für die er mehrere Farbschichten übereinanderlegt und mit den verschiedensten Papieren als Druckgrund experimentiert. Dabei erzielt er immer neue Effekte.
Paul Revellios karikierende, auch Heimatmotive persiflierende Kreidelithografien zeigen meist Alltagsszenen in »expressiver Deformation«, wie der Künstler es nennt. Daneben hängen die eindringlich wirkenden »Glotzer«, die zu Revellios Markenzeichen wurden.
Die Hausacher Künstlerin Marion Sokol stellt ihre farbensprühenden Holzdrucke in Mischtechnik aus. Sie hat für sich die Leidenschaft für diese kraft- und zeitaufwändige Technik neu entdeckt und genießt »die Spannung, das Objekt entstehen zu sehen – Schicht für Schicht.«
Und schließlich sind da Harald Killes figurative Kaltnadelradierungen mit politisch motivierten Menschengruppen, aufgeteilt in vier Einzelbilder, die sich zu einer Gesamtkomposition fügen.
Begrüßt wurden die vielen Besucher durch Armin Leicht, den Vorsitzenden des Kunstvereins Mittleres Kinzigtal, den Ausrichter der Druckausstellung. Er erklärte in seiner Einführungsrede, dass es keine der üblichen Laudationes gebe und die Künstler ihrem Publikum in Frage- und Antwortspiel zur Verfügung ständen. Die Besucher machten von diesem Angebot umfassend Gebrauch und konfrontierten die Künstler auch mit ihrer Sicht der Werke.
»Chemische Druckerei«
Einen ganz besonderen Blick hinter die Kulissen seines Kunstschaffens gewährte Paul Revellio: Er führte vor, wie auf einer alten, gusseisernen Lithografiepresse ein Druck im Flachdruckverfahren entsteht, so wie es Aloys Senefelder 1798 erfunden hatte. Der Künstler hatte das Verfahren einst als »chemische Druckerei« bezeichnet, das die Eigenschaften von Fett und Wasser nutzt, um sich gegenseitig abzustoßen. Das Bild wird bei dem Verfahren mit fetthaltiger Farbe auf eine Kalksteinplatte aufgetragen und mit Ätzflüssigkeit überzogen. Die Platte wird behandelt und dadurch besonders Wasser aufnehmend und Fett abstoßend gemacht. Die Technik ist der Vorläufer des heutigen Offsetdrucks.
Ausstellung »Fünf Künstler machen Druck« des Kunstvereins Mittleres Kinzigtal, Altes Kapuzinerkloster, Haslach, bis 8. Oktober, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12.30 und 13.30 bis 17 Uhr.