Kultur

Mit dem Drey-Verlag auf Buchfühlung

Claudia Ramsteiner
Lesezeit 3 Minuten
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15. November 2006
Der Drey-Verlag aus Gutach erhält in diesem Jahr den mit 12 500 Euro dotierten Landespreis für literarisch ambitionierte kleinere Verlage (wir berichteten): Ein Lohn für die Arbeit der »drey« Verleger und Motivation für die Zukunft. Derzeit entsteht gerade das 39. Buch des Gutacher Verlags.
Gutach. Markus Manfred Jungs »E himmlische Unterhaltig« war das erste Buch, das im Drey-Verlag erschienen ist. Sein Stammverlag wollte dem Lörracher Mundartautoren damals die Druckkosten aufbrummen, weil es sich »maximal 200-mal verkaufen ließe«. Da konnte er es gerade so gut selbst machen: Dies war die Geburtsstunde des Drey-Verlags. Markus Manfred Jung, Wendelinus Wurth und Franz Handschuh gründeten vor elf Jahren den Drey-Verlag. Die drei kannten sich von ihrer gemeinsamen Arbeit bei der badischen Kulturzeitschrift »Deyflsgiger«. Das »Drey« steht nicht nur für die drei Gründer, sondern für das Maßwerk eines gotischen Münsterfensters und wird damit zum Programm: »Bücher aus der Region zwischen den Münstern Basel, Konstanz und Straßburg«. »E himmlische Unterhaltig« verkaufte sich für ein Mundartbuch übrigens himmlisch: 1000-mal ging es über die Ladentische. Der Gutacher Verlag ist einer der wenigen in Baden, der noch Mundart verlegt. Inzwischen ist das 39. Buch des Drey-Verlags fast fertig. Längst hat man die Grenzen des »Dreyecklands« gesprengt und den ursprünglichen Schwerpunkt Lyrik und Mundart erweitert: »Wenn’s um Qualität geht, gibt es keine Beschränkung«, verrät Wendelinus Wurth aus Gutach die Losung des Verlags. Zwei neue Lyrikbände Derzeit entstehen im Drey-Verlag gerade zwei Lyrikbände – »fifty-fifty« in Mundart und Schriftsprache: »Im Handchehrum« von Ulrike Ebert aus Lörrach und »Ins Leben der Räume« von Eva-Maria Berg aus Waldkirch. Wie entsteht nun ein Buch im Drey-Verlag? Die Qualität und die Sorgfalt des kleinen Gutacher Verlages hat sich längst herumgesprochen. Immer mehr Autoren reichen ihre Manuskripte ein in der Hoffnung, hier verlegt zu werden. Die Auswahl trifft Lektor Markus Manfred Jung, der mit den Autoren das Manuskript durcharbeitet. Die Autoren arbeiten selbst mit, gehen mit dem Dreyverlag auf enge »Buchfühlung«. Dann kommt Wendelinus Wurths Part: Wie soll das Buch aussehen? Viele Autoren haben ganz konkrete Vorstellungen. Er ist zuständig für den Spagat, ein Buch erstens autorengerecht und zweitens auf der Linie des Verlags umzusetzen. Der Dritte im Bunde, Franz Handschuh, hat sich etwas zurückgezogen, mischt aber immer wieder bei der Grafik noch mit. Seit sieben Jahren setzt das Kultusministerium jährlich einen Preis für »kleine, ambitionierte Verlage« aus – und da sich der Drey-Verlag beide Attribute auf die Fahnen schreibt, bewerben sich die »Drey« seit sieben Jahren darum – 2006 mit Erfolg! Der Scheck über 12 500 Euro, der ihnen am 18. Januar im Prinz-Max-Palais in Karlsruhe überreicht wird, sichert die Herausgabe der nächsten zwei Bücher. Visionen für das kommende Jahrzehnt? »Wir planen immer nur von Buch zu Buch«, schmunzelt Wendelinus Wurth. Schließlich haben sowohl er als auch Markus Manfred Jung noch einen »Brotberuf« – beide sind Lehrer. Ein Folgeband des Verlags-Flaggschiffs »Der Wellenreiter« wird wohl das nächste sein, und eine Anthologie alemannischer Liebesgedichte als Folgeband des erfolgreichen »Weleweg Selleweg« schwebt ihnen ebenfalls vor. Selbstvermarktung Noch sind Vermarktung und Vertrieb harte Arbeit, klappern Wurth und Jung selbst die Buchhandlungen ab und kümmern sich um den Versand, »so lange kein Grossist meint, mit uns ein Geschäft machen zu können«. Der jüngste Preis könnte durchaus auch diese Grossisten wachrütteln, sollte man meinen.

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