Möhringer-Groß: »Es war eine tolle Zeit«
Offenburg. Seit Kurzem ist er offiziell Pensionär. Doch von Ruhestand ist bei Gerhard Möhringer-Groß nicht viel zu spüren. Der 65-jährige Musiklehrer und Dirigent will auch weiterhin Herz und Motor des Offenburger Ensembles sein, das auf seine Initiative hin vor 25 Jahren gegründet wurde. Das Jubiläum wird mit einem Festival mit fünf sehr unterschiedlichen Veranstaltungen gefeiert. Dabei war und ist der musikalische Leiter und Cheforganisator natürlich sehr gefordert.
Das Offenburger Ensemble ist bekannt für ein Repertoire, mit dem es in der Region ein Alleinstellungsmerkmal hat: zeitgenössische Musik und klassische Moderne. Bei den drei bis vier Konzerten, die das Ensemble jährlich gibt, kann der musikalische Leiter auf einen Pool mit rund 25 ständigen Mitgliedern sowie einen Kreis von Gastmusikern zurückgreifen.
Alle sind exzellente Musiker, haben studiert und arbeiten professionell: als Lehrer an Musikschulen, als freie Kammermusiker oder als Mitglieder in bekannten Orchestern wie der Camerata Bern, der Philharmonie Baden-Baden oder dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg.
Gerhard Möhringer-Groß gerät ins Schwärmen, wenn er auf die Arbeit der vergangenen 25 Jahre zurückblickt und das hervorragende Betriebsklima lobt: »Es war eine tolle Zeit«. Und er hofft, dass dies noch lange anhält.
Werbung für neue Musik
In guter Erinnerung hat er auch künstlerische Höhepunkte wie die Aufführung von Karl Amadeus Hartmanns Kammeroper »Simplicius Simplicissimus« und der Oper »Courasche«, die er für das 350-jährige Bestehen des Grimmelshausen-Gymnasiums Offenburg komponierte. Sie ist eine von drei Opern, zu denen Möhringer-Groß die Musik geschrieben hat.
Die Auftritte des Offenburger Ensembles waren immer auch eine hervorragende Werbung für die sogenannte neue Musik, der auch passionierte Konzertgänger mitunter skeptisch gegenüberstehen. Vorbehalte, die Gerhard Möhringer-Groß kompetent und überzeugend zerstreuen kann: »Es gibt in der zeitgenössischen Musik ganz hervorragende Komponisten«.
Seine Begeisterung wirkt ansteckend, wenn er über Musik spricht. Eine Gabe, die er auch bei den Ensemble-Konzerten einsetzt. Seine Erläuterungen zu Musikstücken und den Komponisten sollen Hemmschwellen abbauen und das Einhören in schwierigere Stücke erleichtern. Mit Erfolg: »Es gefällt den Leuten, sonst würden sie nicht kommen«, sagt Gerhard Möhringer-Groß nicht ohne Stolz.
Für die kleine Festschrift zum 25-Jährigen hat er einige Briefzitate dankbarer Konzertbesucher gesammelt. Eines davon stammt von Roland Breitenfeld, der an der Universität von Seoul/Südkorea Komposition und elektronische Musik lehrt: »Wir haben gehört. Wir haben gestaunt. Wir sind wiedergekommen«. Treffender als mit diesen drei kurzen Sätzen kann man den Erfolg des Offenburger Ensembles nicht beschreiben.
Karten: Bürgerbüro Offenburg, • 0781 / 82 20 00.
Programm:
Sonntag, 29. Januar:
11 Uhr Literaturkonzert im Schillersaal, Schillergymnasium Offenburg, mit Offenburger Ensem-
ble und Ensemble Phoenix Basel mit »Symphony« von Boris Yoffe, Ausführende: Augustin Wiedemann, Ekkehard Weber, Dimitri Dichtiar und Cornelia Melian (Stimme); Texte von Adalbert Stifter, gelesen von Siemen Rühaak.
Samstag, 4. Februar:
17 Uhr, Schillersaal: Großes Kammerkonzert mit dem Offenburger Ensemble und dem Ensem-ble Phoenix Basel; Werke von Thomas Adès, Jörg Widmann, Manfred Weiss, Mark-Anthony Tumage, Toshio Hosokawa und dem Offenburger Komponisten Friedemann Treiber.
Samstag, 11. Februar:
20 Uhr, Salmen, Offenburg, Jazzkonzert mit der Mezzosporanistin Viola de Galgoczy und Paraphrase.
Sonntag, 12. Februar:
11 Uhr, Salmen, Offenburg, Familienkonzert mit Ursula Bengel (Gesang), Max Ruhbaum (Sprecher) und dem Offenburger Ensemble.
Samstag, 25. Februar:
20 Uhr, Schillersaal, Offenburg, Festkonzert des Offenburger Ensembles mit Werken von Xaver Paul Thoma (Haslach), Roland Breitenfeld (Freiburg), Herbert Söllner (Sasbach) und einer Uraufführung von Otfried Büsing (Freiburg).red/sg