Offenburger Ensemble gibt 100. Konzert in der Heimatstadt
Mit Werken des 20. und 21. Jahrhunderts hat sich das Offenburger Ensemble seit 1987 einen Namen gemacht. Am Samstag, 24. Februar, laden die Musiker um Gerhard Möhringer-Gross zum 100. Konzert in Offenburg ein.
100 Konzerte in 31 Jahren – eine beeindruckende Zahl. Das Offenburger Ensemble unter der Leitung von Gerhard Möhringer-Gross wird dieses Jubiläum am Samstag, 24. Februar, gebührend feiern. Unter anderem wird es Gustav Mahlers Liederzyklus »Lieder eines fahrenden Gesellen« in der Fassung von Arnold Schönberg geben – ein ergreifendes Werk, wie Gerhard Möhringer-Gross im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse sagt. »Es war das Hauptwerk unseres ersten Konzertes am 25. März 1987 in der Aula der Gewerbeschule«, erinnert er. So wird es auch das Hauptwerk am Samstag sein.
Es ist das 100. Konzert in Offenburg. Das Ensemble hat in den vergangenen 31 Jahren jedoch einige Konzerte mehr gegeben. Zum Beispiel zu Ehren der Komponisten Xaver Paul Thoma in Haslach oder Dieter Schnebel in Lahr. Aber auch im Freiburger Augustinermuseum, in der Pädagogischen Hochschule oder im SWR-Studio.
Nach jedem Konzert sei er süchtig auf das nächste, gibt Gerhard Möhringer-Gross schmunzelnd zu; er mache gerne Programme. Das sei sehr reizvoll, aber eben auch anstrengend, denn »es muss ja stimmig sein«. Und er muss berücksichtigen, dass manche Stücke einer längeren Vorbereitung bedürfen als andere. Was letztendlich bedeutet, dass Möhringer-Gross nicht nur am jeweils folgenden Programm arbeitet.
Doch er arbeite mit hervorragenden Musikern zusammen, »tollen Leuten«. Und er habe ein »tolles Publikum«, lobt er. »Das spürt man im Rücken. Es ist sehr offen und begeisterungsfähig.« Auch wenn die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, der sich das Ensemble ja verschrieben hat, nicht immer leichte Kost ist? Es seien schon viele bekehrt worden, sagt Möhringer-Gross schmunzelnd. Durch das Live-Erlebnis. Es sei selbstverständlich keine Musik zum »Nebenbeihören«.
Variable Besetzungen
Wie kann ein Ensemble derartig viele Konzerte absolvieren, dessen Mitglieder beruflich auch anderweitig beschäftigt sind? Das liegt am Konzept, erklärt der Dirigent. Man spielt in variablen Besetzungen – Solostücke oder Duette genauso wie Orchesterstücke für 20 Musiker. Auch das mache die Konzerte für Zuhörer attraktiv, die noch ein wenig mit der modernen Musik fremdeln – die Dramaturgie des Programms erlaubt verschiedene Klangfarben.
Hat ein Ensembleleiter auch Lieblingskomponisten? Möhringer-Gross muss einen Moment überlegen, denn so einfach sei das nicht. Immerhin hat jeder Komponist etwas. Da ist Alban Berg genauso attraktiv wie Paul Hindemith, Béla Bartók wie Widmann oder Ligeti …
Sind die Konzerte oder Programme auch deswegen so reizvoll, weil sie im weitesten Sinne etwas Politisches haben? In gewisser Hinsicht schon, meint Gerhard Möhringer-Gross, aber nicht grundsätzlich. In starker Erinnerung sind jedoch die Programme mit den Komponisten aus dem KZ Theresienstadt. Immerhin gehörte das Offenburger Ensemble zu den ersten, die diese Werke gespielt haben, die nach 1989 in Tschechien gefunden worden waren. Wie etwa die Kinder-
oper »Brundibar« zur Eröffnung des Salmen. Es gab Konzerte zum Gedenken an den Kriegsbeginn und zum 9. November 1918, 1938 und 1989. In diesem Sinne seien die Programme des Offenburger Ensembles durchaus als politisch zu sehen.
Wie wichtig ist Kunst, hier die Musik, für die Gesellschaft? Da muss Gerhard Möhringer-Gross nicht lange überlegen. Musikmachen und -hören ist etwas Ganzheitliches, bewegt den Intellekt genauso wie die Emotionen, den Körper und die Motorik. »Kunst ist sinnhaft und sinnstiftend«, sagt der Musiker, »sie ist ein erfüllender Luxus«.
Wenn er nun zurückblickt auf die 100 Offenburger Konzerte – und zu so einem Anlass darf man das auch – ,was fühlt er dann? »Es war eine erfüllte Zeit«, sagt Möhringer-Gross. Und fügt hinzu: »Ich bin auch stolz darauf.« Damit meint er, was er und das Ensemble für die Rezeption der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts mit ihren Programmen geleistet haben, und »für die Musik, die mir am Herzen liegt. Ich hege große Bewunderung für die große Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.« Und sein und des Ensembles Ziel? »Weitergeben der eigenen Begeisterung«.
An dieser Begeisterung kann man nun zum Jubiläumskonzert am 24. Februar teilhaben. Es gibt Werke der Klassischen Moderne zu hören (Debussy, Schönberg, Webern, Hindemith), ihrer Vorbilder und Wegbereiter (Mahler und Reger) und faszinierende zeitgenössische Musik (Kaija Saariahos »Changing Light« für Sopran und Violine und Wolfgang W. Lindners »Est! Est!! Est!!« für Vibraphon solo).
Reger auf dem Kunstharmonium
Es wird Best-of-Stücke aus dem Musiktheater »Das kalte Herz« geben in einer neuen Fassung für Bariton, Sopran und Kammerorchester sowie »ein Novum in der Programm-Geschichte: das »Kunstharmonium«. Der in Offenburg lebende Jan Hennig, Dozent an der Musikhochschule Trossingen, spielt Max Regers »Benedictus« von 1901 und den Harmonium-Part in Gustav Mahlers »Lieder eines fahrenden Gesellen« in Arnold Schönbergs Fassung für Bariton und Kammer-ensemble. Gesangssolist ist der im Kinzigtal aufgewachsene Opern- und Konzertsänger Bernd Valentin, Professor für Solo-Gesang am Mozarteum in Salzburg.
Jubiläumskonzert Offenburger Ensemble, Samstag, 24. Februar, um 17 Uhr, Salmen Offenburg, Karten: Bürgerbüro Offenburg,
Telefon 07 81/82 20 00, Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse, Telefon 08 00/911 811 711 (gebührenfrei).