Rückblick "Zugabe 2017" legt den Finger in die Wunden
Ein Jahr in schrägen Szenen, Parodien, Liedern und Gedichten: »Zugabe« nennen die Kabarettisten Volkmar Staub und Florian Schroeder ihren satirischen Rückblick – dieses Mal auf 2017. Am Donnerstag, 4. Januar, gastieren sie damit in der Offenburger Reithalle.
Volkmar Staub ist 65, sein Kollege und Bühnenpartner Florian Schroeder 38. Trotzdem sind sie bei politischen Themen oft ähnlicher Meinung, sagte Staub im Interview mit der Mittelbadischen Presse. Was aber nicht bedeutet, dass sich das Publikum bei der »Zugabe 2017« nicht an satirischen Streitgesprächen ergötzen darf. Themen dafür lieferten die vergangenen zwölf Monate jedenfalls wieder reichlich.
»Lacht kaputt, was euch kaputt macht« heißt Ihr neues Bühnenprogramm. Sehen Sie die Welt mit Pessimismus – oder stimmt da wirklich etwas nicht?
Volkmar Staub: Es stimmt vieles nicht auf der Welt. Was die globale Entwicklung betrifft, bin ich durchaus pessimistisch. Privat läuft bei mir alles super. Mit diesem Widerspruch muss ich leben.
Das Problem ist ja immer, dass jede Generation meint, sie habe die Dinge besser im Griff als die Jüngeren.
Staub: Nein, den Eindruck habe ich nicht. Jede Generation muss sich zurechtfinden, und sie tut es auch.
Was regt Sie am gegenwärtigen Zustand unserer Gesellschaft, der Welt, am meisten auf: Dummheit, Gleichgültigkeit, Größenwahn oder letztendlich die Mischung aus allem?
Staub: Dummheit gepaart mit Größenwahn – siehe das Beispiel Donald Trumpp. Auch die rechtspopulistischen Bewegungen gehen mir auf den Zeiger.
Was kann ein Kabarettist da ausrichten? Hören ihm nicht sowieso nur die zu, die mit ihm übereinstimmen?
Staub: Ich glaube schon, dass man ins Kabarett kommt, um sich bestätigen zu lassen. Und natürlich wird man keinen Rechsradikalen von der Demokratie überzeugen. Aber die Bestätigung ist mehr als nichts.
Sie können ja nun auch schon auf einige Jahrzehnte zurückblicken. Wird es Schlimmer? Oder gibt es auch was Besseres?
Staub: Für das Bessere sind wir Kabarettisten nicht zuständig. Wir sind dafür da, die Finger in die schwärenden Wunden zu legen. Es gab immer etwas zu bekritteln.
Sie wurden in Lörrach geboren und haben in Freiburg ihre ersten Erfolge als Kabarettist gefeiert. Unterscheidet sich die Welt am Oberrhein vom Rest der Welt?
Staub: Ich lebe seit fast 30 Jahren in Berlin. Je länger ich weg bin, desto besser gefällt es mir am Oberrhein. Anderseits: Heimat ist da, wo die Freunde sind, die Menschen, die man liebt.
Nun halten Sie mit ihrem Partner Florian Schroeder wieder Rückblick auf ein bemerkenswertes Jahr? Oder war es eher magerer Durchschnitt?
Staub: Wir sind immer wieder überrascht, dass es jedes Jahr eine Fülle von Themen gibt. So viele, dass wir eine Auswahl treffen müssen.
Wir hatten den Bundestagswahlkampf, das anschließende Jamaika-Gemetzel, das Machtwort des Bundespräsidenten. Ein Fest für Sie?
Staub: Ja sicher! (lacht) Für uns Kabarettisten ist das ein gefundenes Fressen.
Was war Ihr Highlight 2017?
Staub: Die »Me-too«-Debatte beleuchten wir in unserem Programm sehr schön. Wir zeigen eine Spielszene zwischen einem Kulturagenten und einen Produzenten und entlarven darin das gängige Männergeschwätz.
Sind Sie sich mit Ihrem Kollegen Florian Schroeder immer einig?
Staub: Wir sind trotz des Altersunterschieds in der politischen Beurteilung der Themen ähnlicher Meinung. Auf der Bühne streiten wir uns über manche Themen sehr differenziert. Aber immer heiter.
Staub und Schröder – Zugabe 2017, Donnerstag, 4. Januar, 20 Uhr, Offenburg, Reithalle. Karten: Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse.