Vernissage in Offenburg

Ausstellung: Stefan Strumbels neue Wege

Jutta Hagedorn und Jürgen Haberer
Lesezeit 4 Minuten
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26. Oktober 2015

(Bild 1/4) Die Wand mit den Drucken zog die Besucher magisch an. ©Iris Rothe

Das Interesse war riesig, als am Freitag die Ausstellung von Stefan Sturmbel in der Städtischen Galerie Offenburg eröffnet wurde. Es sei richtig gewesen, in Offenburg zu bleiben, sagt der Künstler bei der Begrüßung seiner Gäste.

»Wegen Überfüllung zeitweilig geschlossen«. Davon träumt wohl jede Galerie bei einer Vernissage. Bei der von Stefan Strumbels Ausstellung in der städtischen Galerie Offenburg auf dem Kulturforum wäre es am Freitag fast dazu gekommen. Was für den Künstler ein dickes Kompliment war. Die Verantwortlichen hatten vorausschauend geplant, Sicherheitsleute engagiert, das Catering ins Erdgeschoss und nach außen verlagert. Die Vernissage entwickelte sich zu einer langen Party.

Zwischen 18 und 22 Uhr herrschte ein ständiges Kommen und Gehen, viele Besucher kamen überhaupt erst im Laufe des Abends; Hubert Burda sogar bereits am Mittag. Alle wollten miterleben, was Strumbel nun erstmals der Öffentlichkeit vorstellte: Neue Materialien, Bildsprache, Inhalte – »Heimat« ist nicht mehr so plakativ. Den bisherigen Heimatbegriff habe er angesichts der wachsenden Flüchtlingswellen nicht mehr verwenden können. So beschwört die bronzene Plastikschwimminsel neben fröhlichen Urlaubserinnerungen auch das Bild einer Rettungsinsel herauf. »Ich wollte eine universelle Bildsprache, bei der die Lautstärke nicht mehr über die Farbe, sondern über den Inhalt kommt«, sagt Strumbel gegenüber der Mittelbadischen Presse.

Beliebtes Fotomotiv

Das Doppelbett erinnert nur  noch rudimentär an Heimat. »Aber hier, im Bett, entsteht alles«, sagt Sturmbel. Es sei die Wärme von Zuhause, die ein Leben lang begleite – und dann auch das beliebteste Fotomotiv war. Es wurde gemunkelt, es habe einen Abnehmer gefunden.

Zufrieden? Ja, das sei er. Und was sagen die Gäste? Die sind begeistert. »Bei solch einer Sternstunde muss man einfach dabei sein«, sagt Selim Varol, einer der bedeutensten Sammler in Sachen Street-Art und Popkultur. Stefan Strumbel hononiert sein Interesse mit einer Exklusivführung. Die beiden kennen sich gut; auf Varols Jacke prangen Sticker, die eindeutig Sturmbels Handschrift tragen.

Unterwegs gesellt sich Jürgen Feuerstein aus Lahr dazu. Seine Farben aus der Sprühdose, bevorzugtes Handwerkszeug der Straßenkünstler von Berlin bis New York und Hongkong, hatte Strumbel seinerzeit mit entwickelt. »Er war mein erster Angestellter«, erinnert Feuerstein, der manche Ausstellung für die Szene organisiert hat. Auch Tim Otto Roth ist da; seine Ausstellung folgt im Februar.

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Überwiegend junges Publikum

Gegen 21.30 Uhr sind die Gäste beim Plausch am Weinstand und an der Bratwurstbude. Bei seinem Rundgang trifft das Trio nun auf überwiegend junges Publikum, das mit der Street-Art groß geworden ist. Treffpunkt der Szene ist eindeutig der letzte Raum mit den bunten, griffigen und oft provokanten Druckgrafiken. Hier werden Strumbels Anfänge lebendig und der längst kopierte Ansatz, der ihn auf die Erfolgsspur gebracht hat.
Ein Bestandsaufnahme

»Eine aktuelle Bestandaufnahme, auf die wir lange gewartet haben«, nennt Oberbürgermeisterin Edith Schreiner diese Schau. Sie erinnert an Strumbels erste große »One Man Show« 2005, die viele Ausstellungsbesucher elektrisiert habe. Sie erinnert an Jutta Spinner, die den jungen Künstler »von der Straße ins Atelier« geholt habe. Und an wichtige Stationen: die Neugestaltung der Kirche in Goldscheuer, für Pfarrer Thomas Braunstein ein »Geschenk des Himmels«, das Bühnenbild für die Oper »La Bohème« in Stuttgart, den Thron für den badischen Markgrafen Karl III. Wilhelm von Baden-Durlach.

Ein "Solitär"

Kuratorin Gerlinde Brandenburger-Eisele nennt Strumbel einen »Solitär«, dessen Arbeiten von New Pop zu New Realism gewechselt seien und »die Fantasie der Zuschauer« anregten. »Ein wunderbares Heimspiel in Sachen Kunst«, schließt sie ihre Einführung.

Es habe sich gezeigt, »dass es richtig war, in Offenburg zu bleiben. Mich verbindet sehr viel mit der Stadt«, sagt Strumbel. »Mit diesem Haus kann man die Welt erobern«. In der Galerie auf dem Kulturform, durfte er seine ersten künstlerischen Versuche starten. Die Ausstellung widmet Strumbel seinem verstorbenen Vater und lädt zum Tanz in die Reithalle ein – und OB Schreiner kippt die Sperrstunde.

Info

Die Ausstellung

Ausstellung
Stefan Strumbel, Städtische Galerie Offenburg auf dem Kulturforum; bis 31. Januar. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 13-17 Uhr, Samstag und Sonntag 11-17 Uhr. Die nächste Führung ist am 18. November, 18.30 Uhr. Künstlergespräch: 1. Dezember, 19 Uhr. Eintritt frei.

Eine Bildergalerie zu diesem Thema finden Sie unter:
www.bo.de | Webcode: 2A146

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