Kultur
Swingende Rhythmen und Jazz
Jutta Hagedorn
22. April 2003
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»Die Abenteuer eines alten Hutes« oder »Pop Corn Concerto« sind Titel, die aufhorchen lassen. Zu hören sind sie am Samstag, 26. April, beim Konzert der Stadtkapelle Lahr, das sich diesmal auf den Hannoveraner Komponisten Karl-Heinz Köper konzentriert.
Lahr. Ein Gradwanderer zwischen U- und E-Musik, das ist Karl-Heinz Köper. Der Komponist aus Hannover, Jahrgang 1927, ist ein wenig eine Ausnahmeerscheinung unter den zeitgenössischen deutschen Komponisten, schreibt er doch Musik sowohl für Sinfonieorchester als auch für sinfonische Blasorchester. Letzeres allerdings auf so anspruchsvollem Niveau, dass seine Werke meist von Auswahlorchestern, zum Beispiel dem Landesblasorchester Baden-Württemberg, aufgeführt werden.
In unserer Region, so Michael Moser von der Stadtkapelle Lahr, seien sie relativ selten zu hören. Und deswegen darf man das Konzert der Stadtkapelle am Samstag, 26. April, wohl auch als außergewöhnlich bezeichnen. Musikdirektor Joachim Volk hat es zudem geschafft, den Komponisten als Dirigenten zu gewinnen, sodass man den Mann von zwei Seiten kennen lernen kann. »Die Stadtkapelle knüpft hierbei an eine lose Tradition an, nämlich namhafte Blasmusikkomponisten für ein Gastdirigat in Lahr zu gewinnen«, so Moser.
»Siehste woll…«
Den Auftakt bildet Köpers moderne Kompostion »La Chaconne«, es folgt ein Konzert für Orchester und Solo-Horn, eben jenes »Pop Corn Concerto«, das Köper 1972 in der Urfassung für Streichorchester komponierte und später für Blasorchester umarrangierte. Dieses Konzert verbindet traditonelle Formen mit swingenden Rhythmen und jazzigen Harmonien. Solist ist der Hornist Rafael Vosseler,seit einigen Jahren Leiter und Dirigent der Stadtkapelle Renchen.
Das »Concerto« wurde 1996 von den New Yorker Philharmonikern unter Kurt Masur aufgeführt. Eine der wohl bekanntesten Kompositonen Karl-Heinz Köpers sind »Die Abenteuer eines alten Hutes«.
In 19 Variationen mit allen nur erdenklichen Stilrichtungen wird »der alte Hut« sich auf eine abwechslungsreiche und musikalisch facettenreiche Reise begeben. Tarantella, Spanischer Walzer, Bolero, Foxtrott oder Cha-Cha-Cha sind nur einige Tänze, die hier in bunter Folge kombiniert wurden. Der alte Hut entstand 1965, wobei es sich um eine Polka handelte, die 1887 in Stettin herausgegeben wurde. Die zunächst instrumentale Polka wurde bald mit einem frechen Text unterlegt, der wohl bekannt ist: »Siehste woll, da kimmt er, große Schritte nimmt er« - der »geliebte« oder gelegentlich auch »besoff`ne Schwiegersohn«.
Die zweite Variationsart beschränkt sich nicht nur auf das Anreichern des Polka-Themas mit charakteristischen Stilelementen eines bestimmten Komponisten. Darüber hinaus werden auch Motive aus einzelnen Kompositionen eingearbeitet. Im »Marsch« etwa kann man die »Alten Kameraden« und den »Radeztky-Marsch« hören, beim Foxtrott-Teil Gershwins »Rhapsody in Blue«. Und so weiter. Lauter »alte Hüte« eben, aber keineswegs überholt und abgedroschen.
Wilde Jagden
Köpers Musik ist unterhalsam, verwendet häufig Elemente aus Jazz und Tanzrhythmen, ist oft ironisch. Die Werksbezeichnungen selber verraten eine gehörige Portion Witz und Humor. Neben Pop-Corn-Concerto gibt es Werke mit den klangvollen Namen »Bavariationen« oder »Swing-Phonie« oder »Trombonanza«, ein Werk für Posaune (Trombone).
Im zweiten Teil des Konzertes, das dann Joachim Volk dirigieren wird, darf man sich auf »Cartoons« freuen. Kein Film, sondern eine musikalisch raffinierte Umsetzung von Szenen aus einem Zeichentrickfilm - witzig, lebhaft, pfiffig. Man fühlt sich an wilde Verfolgungsrennen von Tom und Jerry oder Kater Sylvester und dem Vögelchen Twitty erinnert, sagt Moser.
Es folgen Musical-Melodien aus »Elisabeth« und »Tanz der Vampire« in einem Arrangement von J.de Meji. Mit »Erinnerungen an Zirkus Renz« stellt sich der Solist Andreas Fürstenberger am Xylophon vor.
½ Karten gibt es in der Buchhandlung Baumann Lahr, im Musikhaus Eichler Lahr, bei der LAHRER ZEITUNG, bei den Mitgliedern der Stadtkapelle sowie an der Abendkasse.