Tanzkompagnie The Garden debütiert mit "Silence of Animals"
Modernerer Ausdruckstanz, Licht und Livemusik verschmelzen zu einem Gesamtkonzept, in dem ein junges Tanzensemble dem Wesen des Menschen nachspürt. Choreograph William H. Sánches und »The Garden//performing arts« setzen bei ihrem Debüt in Lahr ein künstlerisches Ausrufezeichen.
Ein junger Mann zeichnet mit Kreide einen Kreis auf den Boden, stellt die Frage in den Raum, wofür der Mensch seine Seele verkauft, während ein Mädchen selbstvergessen mit dem Seil hüpft. Kontrabass, Schlagzeug, Saxofon und elektrische Gitarre verdichten eine diffuse Klanglandschaft, das fünfköpfige Tanzensemble von »The Garden//performing arts« erwacht zum Leben.
In einem fahlen Licht entstehen Bilder, in denen sich Individuen immer neu positionieren, die Gruppe um eine innere Ordnung ringt. Dann schälen sich Gesten heraus, die vom Streben nach Macht erzählen, von Konflikten und körperlichen Auseinandersetzungen. Die verschreckt in der Ecke kauernden Frauen scharen sich um den Sieger, buhlen um Einfluss. Zu einem archaischen Trommelrhythmus entwickelt sich eine Tanzchoreografie, die mit der Musik Fahrt aufnimmt.
»Wer bist du?«
Dann fällt alles in sich zusammen, eine Frau mit Megafon umkreist das Menschenknäuel, begräbt es unter glitzernden Folien. Animalische Laute erklingen, das Gespinst der Folien zerreißt, wieder entsteht Bewegung, ein bizarrer Tanz, den die vier um die Tanzfläche postierten Musiker mit einem immer kraftvolleren Riff, einem Beat unterlegen. Dann konzentriert sich das Geschehen auf ein einzelnes Individuum, dem die anderen einen Spiegel vorhalten. »Wer bist du?«, lautet die immer wieder gestellte Frage, die mit der drängenden Aufforderung verknüpft wird, das eigene Spiegelbild zu betrachten.
Aktuelle Eigenproduktion
William H. Sánches, der Choreograf und künstlerische Leiter der seit Sommer 2015 im Lahrer Zeitareal angesiedelten Tanzkompanie »Szene 2wei« setzt mit seiner aktuellen Eigenproduktion, »The Silence of Animals« nicht nur künstlerisch ein Ausrufezeichen. Mit dem ebenfalls von ihm gegründeten Ensemble »The Garden//performing arts« geht er auch der Frage nach, ob der Mensch tatsächlich ein von Natur aus gutmütiges und rational handelndes, nach Freiheit strebendes Wesen ist oder doch nur ein von seinen Trieben gesteuertes Tier.
Die von ihm entwickelte Choreographie und Dramaturgie setzt dabei auf Bilder und Szenen, in denen sich Gesten und Bewegungen dynamisch verdichten. Auf eine Aufführung, in der das bereits in der Studienzeit an der Folkwang -Universität der Künste entstandene Tanzensemble direkt mit den vier ebenfalls auf der Bühne positionierten Musikern kommuniziert.
"Szene 2wei" und Baal novo
Für die Uraufführung am 22. Januar im »Maschinenhaus« in Essen hat seine Tanzkompanie eine Woche lang intensiv mit der im Spannungsfeld zwischen Jazz und Rock beheimateten Gruppe »Elements of Tomorrow« geprobt. Die nun auch in Kooperation mit »Szene 2wei« und dem Regionaltheater Baal novo in Lahr gezeigte Aufführung blüht in der Verschmelzung der Disziplinen nicht nur immer wieder wunderbar auf. Sie beeindruckt durch eine Intensität, die nicht zuletzt davon lebt, dass Choreografie und Musik auch auf Elemente der freien Improvisation zurückgreifen.