Viel Musik für das "kalte Herz"
»Das kalte Herz wird von warmen Wohlwollen getragen: Bei der Produktion des Musiktheaters wird bürgerschaftliches Engagement gelebt. Premiere des Schwarzwald-Märchens ist Anfang Januar in Offenburg.
Das Mammutprojekt nimmt Formen an: 25 Schauspieler, zehn Tänzer, sechs Kulissenhelfer und 40 Musiker proben derzeit für die Aufführung von »Das kalte Herz«. Es wird vom 2. bis 5. Januar täglich gespielt. Gerhard Möhringer-Groß hat das Schwarzwald-Märchen von Wilhelm Hauff vertont. Annette Müller, verantwortlich für Konzept, Text und Regie, bringt es mit Akteuren im Alter zwischen 13 und 79 Jahren auf die Bühne der Offenburger Reithalle. »Am Anfang hatte ich drei, vier Stücke; da fallen mir dann die Sachen ein: eine Bühnenidee, auf die sich die Szenen aufbauen«, sagt sie.
Jugendliche Sänger
Das war vor zwei Jahren. Sowohl Musik wie auch Szenen haben sich inzwischen verändert. Seit Februar probt Mülle an den beiden Akten mit jeweils mehreren Szenen. Sie hat Passagen ausgemerzt, »die so gar nicht gingen«. Nun stehen 32 Musikstücke, zwölf davon sind Sologesänge. Die Hauptrollen wurden deshalb mit jugendlichen Sängern besetzt, die bislang keine Schauspielerfahrung hatten. Lediglich der Part des bösen Schwarzwäldermichel wird von einem Erwachsenen gesungen.
Bei den Aufführungen werden sie von einem Live-Orchester begleitet: Rolf Schilli spielt mit seinem Jugendsinfonieorchester. Er genießt es, auch mal mit einem lebenden Komponisten zusammenzuarbeiten: »Ich kann zum Telefon greifen und fragen, wie eine Passage gemeint war.«
»Neue Wege«
Zudem wird Christian Kessler von Klangdesign Musik beisteuern. Videoeinspielungen – Live-Szenen wie animierte Passagen – unterstützen das Stück darüber hinaus. »Das ist eine interessante Mischung: Ich gehe neue Wege damit«, sagte Müller, die mit Produktionen wie »Romeo und Julia« oder Schillers »Räuber« glänzte. Ein »Herzstück« der Inszenierung ist die Bühne, um die Annette Müller und Designerin Lena Skudlik noch ein kleines Geheimnis machen. »Sie ist sehr groß und breit«, sagt Skudlik nur. Sie bleibe die gesamte Aufführung über stehen, deshalb arbeitet man mit Licht und ausziehbaren Elementen, ergänzt Müller. Gefräst wurde sie als Relief. Der Rat der Firma bezüglich Material und Umsetzung sei unbezahlbar gewesen. Müller: »Und dann haben sie zwei Tage nur für uns gefräst und alles andere hintenan gestellt.«
Bürgerschaftliches Engagement
Walter Glunk, Leiter der Musikschule, findet es immer wieder toll, wie viele Menschen und Institutionen für eine solche Produktion zusammenkommen: »Es ist nicht das erste Projekt dieser Art, aber wieder anders.« Dass bürgerschaftliches Engagement vom unbegleiteten, minderjährigen Flüchtling bis hin zum Kulturschaffenden und Unternehmer sichtbar wird, freute besonders Bernhard Schneider von der St. Andreas-Stiftung. Die Offenburger Stiftung hat mit ihrem Beitrag genau ihre Ziele gefördert. Ähnlich sah das Anthea Götz vom E-Werk Mittelbaden: »Das Musiktheaterstück ist regional besetzt – was liegt näher, als es zu fördern.«
Peter Stöhr, fachlicher Leiter der Musikschule, war der erste, mit dem Komponist Möhringer-Groß über »Das kalte Herz« nachgedacht hatte. Bei der Pressekonferenz erklärt er den Vorverkauf für eröffnet.
Karten
"Das kalte Herz", 2. bis 5. Januar 2016, Reithalle Offenburg; Karten: ab sofort in den Geschäftsstellen der Mittelbadischen Presse, Tel. 0800/911811711; Bürgerbüro Offenburg, Tel. 0781/822800.